18.02.2021 10:51 Uhr

Mahmoud Dahouds zweifelhafte Gala gegen Sevilla

BVB-Profi Mo Dahoud zeigte in der Champions League eine überragende Leistung
BVB-Profi Mo Dahoud zeigte in der Champions League eine überragende Leistung

Die Verletzungen von Axel Witsel und Thomas Delaney spülten Mahmoud Dahoud im Champions-League-Achtelfinale in Sevilla in die Startelf von Borussia Dortmund. Beim 3:2-Sieg überzeugte der 25-Jährige aber auf ganzer Linie. Der Gala-Auftritt des BVB-Sorgenkinds ist allerdings mit Vorsicht zu genießen.

Bis zum 30. Januar musste Mahmoud Dahoud auf seinen ersten Einsatz unter BVB-Interimstrainer Edin Terzic warten. Wochenlang stand der deutsche Nationalspieler nicht einmal im Kader der Borussia.

Die "Ruhr Nachrichten" berichteten sogar über einen Zoff zwischen Trainer und Spieler kurz nach der Jahreswende. Terzic sei auf dem Trainingsplatz lautstark mit Dahoud aneinandergeraten, weil ihm dessen Einstellung und Einsatzwillen nicht passten. Damals habe der Profi in den Einheiten regelmäßig einen lustlosen Eindruck hinterlassen, hieß es.

Doch der Disput, wenn es ihn denn gab, ist wohl längst aus der Welt geschafft. In den letzten fünf Pflichtspielen setzte Terzic wieder auf Dahoud.

In der Bundesliga durfte der Mittelfeldspieler gegen den FC Augsburg (3:1) für einen Kurzeinsatz ran, gegen den SC Freiburg (1:2) und die TSG 1899 Hoffenheim stand er jeweils für rund 30 Minuten auf dem Platz. Hinzu kommt seine Einwechslung (74. Minute) beim DFB-Pokalsieg gegen den SC Paderborn (3:2 n.V.).

BVB: Mahmoud Dahoud zahlt Terzics Vertrauen zurück

Das neu gewonnene Vertrauen zahlte Dahoud in der Partie beim FC Sevilla eindrucksvoll zurück. Nach dem Ausfall von Thomas Delaney, dessen Frau ein Kind erwartet, nutzte der ehemalige Gladbacher seine Startelf-Chance und brillierte - nicht nur mit seine sehenswerten Treffer aus der Distanz zum zwischenzeitlichen 1:1.

In Andalusien war er neben dem alles überragenden Doppelpacker Erling Haaland der beste Spieler auf dem Platz. Im kompakten 4-3-2-1-System der Dortmunder agierte Dahoud als intelligenter Ballverteiler und ließ seinen technischen Fähigkeiten immer wieder gekonnt aufblitzen. Auch defensiv arbeitete er stark mit.

Dahoud stach aber nicht nur durch seine fußballerischen Qualitäten hervor. Während des Spiels war er im leeren Stadion Sevillas immer wieder mit Kommandos zu hören, dirigierte seine Mitspieler lautstark und ging als echter Führungsspieler voran.

Nach der Partie war Dahoud sichtlich erleichtert: "Das fühlt sich sehr gut an, dass mir auch mal ein Tor gelungen ist. Dann auch noch ein entscheidendes. Ab diesem Moment lief es dann besser."

BVB: Mahmoud Dahoud oder Julian Brandt?

Für den kommenden Sommer galt Dahoud bislang als Streichkandidat beim BVB. 

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge würde der BVB ihm keine Steine in den Weg legen, sollte er vorzeitig aus seinem bis 2022 datierten Vertrags aussteigen wollen - und das, obwohl der Spieler selbst im Winter Vereinsmedien gegenüber noch zu Protokoll gab, sich "sehr wohl" in Dortmund zu fühlen, die Herausforderung beim BVB weiter annehmen und sich "durchsetzen" zu wollen. Das Sevilla-Spiel war ein erster Schritt auf diesem Weg.

Bringt der frühere Gladbacher endlich Konstanz in seine Leistungen, könnte das auch Konsequenzen für Julian Brandt haben.

Er hat beim BVB ohnehin einen schweren Stand, kommt in dieser Saison bislang lediglich auf zwölf Startelf-Einsätze und konnte dabei nur selten überzeugen.

BVB: Das sind Mahmoud Dahouds Stärken

Gerade gegen den Ball ist Dahoud für die Dortmunder Hintermannschaft wertvoller als Brandt. Dahouds Spiel ist zudem mehr darauf ausgelegt, die Lücken zu suchen, die Verteidiger in Dribblings zu zwingen und den Gegner somit tief in die Defensive zu drücken. Außerdem hat er Brandt an guten Tagen seine verbale Präsenz auf dem Platz voraus.

Vorerst ist Dahouds Höhenflug jedoch mit Vorsicht zu genießen. Sein unumstrittenes Talent ließ der Spielmacher in der Vergangenheit immer mal wieder aufblitzen. Dauerhaft brachte er seine PS aber noch nie auf die Straße.

Gerade wenn Witsel und Delaney zurückkehren, gilt es für Dahoud, seine aufsteigende Form zu bestätigen.

Dann könnte er allen Beteiligten zeigen, dass in der vierten Saison beim BVB nun endlich die Zeit gekommen ist, um die Rolle des Sorgenkinds abzulegen.

Lissy Beckonert