02.03.2021 07:00 Uhr

Kresche: "Möchte schon nochmal weiterkommen"

Isabella Kresche hat in vier Champions-League-Spielen kein Tor kassiert
Isabella Kresche hat in vier Champions-League-Spielen kein Tor kassiert

Isabella Kresche ist bereit für das nächste Highlight ihrer noch jungen Karriere. Die "Einser-Wölfin" kämpft mit den SKN St. Pölten Frauen um den Einzug ins Viertelfinale der UEFA Women's Champions League.

Österreichs Frauenmeister SKN St. Pölten startet Mittwoch mit einem Kracher in Malmö ins Frühjahr. Im Champions-League-Achtelfinale bekommen es die "Wölfinnen" mit dem FC Rosengård zu tun.

Die Schwedinnen sind Stammgast in der Champions League, schafften es 2004 bis ins Halbfinale. Im Dezember fertigten sie den georgischen Meister WFC Lanchkhuti in der Runde der besten 32 Klubs in zwei Spielen mit 17:0 ab.

Auf Torfrau Isabella Kresche könnte also einiges zukommen. Die 22-Jährige nimmt diese Herausforderung gerne an und blickt der Aufgabe mit Zuversicht entgegen.

weltfussball: Wie geht's Ihnen nach Ihrer Fingerverletzung? Sind Sie Mittwoch einsatzbereit?

Kresche: Ja, danke, es geht mir wieder gut. Ich habe schon einige Trainings absolviert und bin wieder voll fit.

Sie mussten für den Team-Lehrgang auf Malta absagen. Das war wohl doppelt bitter, weil Sie in Abwesenheit von Manuela Zinsberger vermutlich dran gekommen wären?

Das kann man so nicht sagen, dass ich da sicher gespielt hätte. Für Österreich ist es in jedem Fall gut, wenn mehrere Torhüterinnen internationale Erfahrungen sammeln können, so wie jetzt Jasmin Pal und Kristin Krammer.

Ist Manuela Zinsberger ein Vorbild?

Ja, ich kenne sie ja schon recht lange, durfte ein Jahr mit ihr trainieren, als ich ich die erste Obersturfe im BORGL (St. Pöltens BORG für Leistungssport, Anm.) besucht habe und sie die letzte im HASCHL (Handelschule für Leistungssport). Aber ich habe nicht nur ein Vorbild, sondern versuche mir von vielen Torhüterinnen etwas abzuschauen. Jede ist anders, hat eine andere Technik und man kann von allen etwas lernen.

In der Vergangenheit wurde oft behauptet, dass bei der Ausbildung der Torfrauen Aufholbedarf besteht, weil es den Vereinen an Geld für Spezialtraining mangelt. Wie war das bei Ihnen?

Bei mir war das anders. Ich habe schon als Kind bei den Tormanncamps von Roland Goriupp Erfahrungen gesammelt, war dann bei den Burschen dabei und im Nationalen Zentrum für Frauenfußball hatte ich hervorragende Betreuer. Allen voran Reinhard Dietl. Er hat eine sehr ruhige, geduldige Art etwas zu erklären und zu verbessern. Das ist besonders im Teenager-Alter sehr wichtig.

Sie sind mit 1,83m sehr groß. Ist das von Vorteil?

Ich denke schon. Aber im modernen Fußball sind andere Dinge sehr wichtig geworden, wie zum Beispiel das Mitspielen, oder das Einfluss nehmen auf die Vorderleute. Ich versuche da schon immer miteinzugreifen. Von hinten sieht man das Spiel am besten, ich sehe mich da sogar ein bisschen als Unterstützung für die Betreuerinnen.

Was zeichnet Rosengård aus?

Sie haben sehr viele große Spielerinnen, vor allem ihre Schwedinnen. Ich denke, die Standards werden eine sehr große Rolle spielen. Vor allem bei Eckbällen sind sie sehr gut. Und das Umschaltspiel wird auch sehr, sehr wichtig sein. Sie agieren meist mit viel Tempo. Aber wir sind sehr gut vorbereitet durch Video-Analysen und dank der drei internationalen Freundschaftsspiele, die wir jetzt gemacht haben.

Männer, die es ins Champions-League-Achtelfinale schaffen, sind oft Millionäre. Ihr geht fast alle "nebenbei" arbeiten oder studieren. Ärgert Sie das?

Nein, ärgern tut mich das überhaupt nicht. Das ist eben so. Wir können nur versuchen, das für die nächsten Generationen zu ändern, indem wir uns mehr Beachtung verschaffen durch gute Leistungen. Dann kommt alles andere irgendwann von alleine.

Sind Sie auch berufstätig?

Ich habe gerade meinen Bachelor gemacht und arbeite im Controlling-Bereich.

Sie haben als einzige Torfrau in der Champions League sowohl in der Quali als auch im Hauptbewerb kein Gegentor bekommen. Warum?

Das ist nicht nur mein Verdienst. Ich habe sehr gute Vorderleute, die auch einen großen Beitrag dazu leisten. Die Verteidigung beginnt bei der vordersten Stürmerin. Das ist der beste Beweis dafür, dass es bei uns wirklich gut läuft und jeder für jeden arbeitet. Dafür bin ich der Mannschaft überaus dankbar.

Haben Sie bestimmte Karriereziele?

Natürlich wäre es schon ein Traum, irgendwann im Ausland zu spielen. Aber ich versuche lieber das zu beinflussen, was ich beeinflussen kann, nämlich die nahe Zukunft. In der Champions League möche ich schon noch einmal weiterkommen und bald einmal für das Nationalteam auflaufen.

>> Liveticker FC Rosengård gegen SKN St. Pölten

Das Interview führte Thomas Schöpf