16.03.2021 10:33 Uhr

Scholl kritisiert Sohn Lucas: "Verhinderter Multi-Millionär"

Mehmet und Lucas Scholl beim Training des FC Bayern II im Jahr 2012
Mehmet und Lucas Scholl beim Training des FC Bayern II im Jahr 2012

Schon zu seiner aktiven Zeit beim FC Bayern und später als TV-Experte war Mehmet Scholl als Mann der klaren Worte bekannt. Auch gegenüber seinem Sohn Lucas nimmt der einstige Edeltechniker kein Blatt vor den Mund.

Als der FC Bayern Lucas Scholl in der Saison 2014/2015 zeitweise zu den Profis beförderte, kamen die Fußball-Romantiker rund um München aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Der damals 18-Jährige galt als großes Talent, Trainer Pep Guardiola bescheinigte ihm "super Fähigkeiten" und Träume von einer neuen Ära Scholl beim deutschen Rekordmeister reiften.

Doch zum Einsatz kam Lucas Scholl letztlich nie im Bundesliga-Team. 2017 zog es ihn zu Wacker Nordhausen, später zum VfR Garching und im vergangenen Sommer zum SV Horn in die zweite österreichische Liga.

Für Mehmet Scholl ist diese negative Entwicklung seines Sohnes nicht verwunderlich. Drei Komponenten machten einen guten Fußballer aus, erklärte der 50-Jährige jetzt im "Bild"-Podcast "Phrasenmäher" - und zeichnete anhand dessen schonungslos die Probleme des Filius nach.

"Was kann er technisch, taktisch, wie stoppt er, wie passt er, wie dribbelt wer, wie verhält er sich? Da ist der Lucas bei 100 Prozent, das ist erfüllt. Der zweite Bereich ist körperlich: Wie ist die Athletik, wie ist die Physis, wie ist die Ausdauer? Wie ist der Körperbau? Da ist er bei 60 Prozent", so Scholl.

Mehmet Scholl über Sohn Lucas: "Du bist ein verhinderter Multi-Millionär"

"Der wichtigste Bereich" aber sei "der Charakter", stellte der Europameister von 1996 klar. "Wie reagiert ein Spieler, wenn's eng wird? Wird er besser, lehnt er sich auf, legt er eine Schippe drauf oder bricht er weg? Und da ist der Lucas bei 30 Prozent. Und wenn du die dritte Kategorie nicht erfüllst, ist scheiße. Wenn du die zweite nicht hundertprozentig erfüllst, ist scheiße. Und die erste - da gibt es viele."

Er wolle sein "Kind nicht in die Pfanne hauen", ergänzte Scholl, aber rede mit Lucas auch privat "ganz, ganz offen. Und ich sage ihm auch ganz offen: Du bist ein verhinderter Multi-Millionär." Aus der Erziehung seines inzwischen 25 Jahre alten Sprösslings sei er "irgendwann ausgestiegen", erläuterte Scholl. "Die Erziehung hat aufgehört. Die Erziehung zum Erfolg, die Erziehung zur Qual, die Erziehung, es unbedingt schaffen zu wollen - und zwar nicht zu seinen Bedingungen, sondern zu den Bedingungen, die es braucht, damit man oben ankommt."