03.04.2021 13:58 Uhr

50 Jahre Pfostenbruch: Und plötzlich krachte es im Gebälk

Der Torbruch vom Bökelberg ist in die Bundesliga-Geschichte eingegangen
Der Torbruch vom Bökelberg ist in die Bundesliga-Geschichte eingegangen

Ein morsches Stück Holz ging am 3. April 1971 in die Geschichte ein. Der Pfostenbruch vom Bökelberg kostete Borussia Mönchengladbach beinahe die Meisterschaft.

Herbert Laumen wunderte sich noch über das Knacken im Gebälk, wenig später lag der Stürmer von Borussia Mönchengladbach auch schon begraben von einem Fußball-Tor reglos auf dem Rasen. "Ich bin sofort in Deckung gegangen. Zum Glück hat die Latte mich nicht erwischt", erinnert sich der heute 77-Jährige im "SID"-Gespräch über den legendären Pfostenbruch vom Bökelberg, bei dem er vor genau 50 Jahren die Hauptrolle spielte.

Es ist ein morsches Stück Holz, das am 3. April 1971 für den wohl kuriosesten Spielabbruch der Bundesliga-Geschichte sorgt. Mit voller Wucht läuft Laumen nach einem Angriff in das Tor. Als er sich am Netz hochzieht, knickt der linke Pfosten kurz über der Grasnarbe ein. "Wenig später lag ich schon wie ein Fisch im Netz", sagt Laumen, der am Niederrhein seither nur noch "Pfostenbruch" gerufen wird.

Die Fans lachen, Schiedsrichter Gerd Meuser ist verzweifelt. "Das war erst sein viertes Bundesligaspiel. Der wusste gar nicht, was er machen soll", sagt Laumen. Zwei Minuten sind beim Stand von 1:1 noch zu spielen, Tabellenführer Gladbach spekuliert auf ein Wiederholungsspiel. "Da ist nichts zu machen, brechen Sie ab", fordert Spielmacher Günter Netzer.

Drei Wochen später folgt das böse Erwachen

Die Werder-Spieler, mit dem Unentschieden beim Meister durchaus zufrieden, richten den Pfosten wieder auf - bis Fans ihn wieder umwerfen. Der Platzwart kommt mit Hammer und Nägeln - ohne Erfolg. Schiedsrichter Meuser schlägt schließlich vor, jemand solle zwei Minuten lang den aufgerichteten Pfosten stützen. Doch die Gladbacher Ordner reagieren lustlos. Nach zwölf Minuten bricht der Unparteiische die Begegnung ab, die Zuschauer gehen zufrieden und amüsiert heim.

Drei Wochen später folgt das böse Erwachen. Der DFB wertet das Spiel mit 2:0 für Werder, Borussia bekommt eine Geldstrafe von 1500 Mark aufgebrummt. Der VfL geht in Berufung, die abgewiesen wird. "Ein Bundesligaklub ist eben kein Dorfverein", heißt es in der Begründung. Plötzlich steht die Meisterschaft auf der Kippe.

Borussias Fans sind sauer. "Der DFB hat uns bestohlen, den Titel werden wir trotzdem holen", ist auf Plakaten zu lesen. Daneben ein Schwein mit der großen Aufschrift "DFB", Messer im Rücken inklusive. Doch die Geschichte nimmt ein gutes Ende: Am letzten Spieltag holt Gladbach als erster Klub zum zweiten Mal in Folge den Titel.

Veräppelt wird Laumen dennoch bis heute. Einmal stand auf der Borussia-Homepage, Laumen habe den Pfosten schon in der Nacht zuvor angesägt, weil er eine Firma zur Produktion der bald danach eingeführten Aluminium-Tore gegründet habe. Aber das war nur ein April-Scherz.