06.04.2021 17:08 Uhr

Kein Platz bei Löw für Kevin Volland

Kevin Volland ist in Monaco ein Erfolgsgarant
Kevin Volland ist in Monaco ein Erfolgsgarant

Seine Entscheidung, die Bundesliga hinter sich zu lassen und ein neues Abenteuer in Monaco zu suchen, hat Kevin Volland bislang nicht bereut. Der aktuell beste deutsche Torschütze in Europas Top-Ligen darf sogar von der französischen Meisterschaft träumen. Die EM im Sommer dürfte hingegen ohne Volland stattfinden - auch, weil er als Heilsbringer für die Nationalmannschaft nicht taugt.

So kennt man Kevin Volland: Als der 28-Jährige am vergangenen Samstag im Heimspiel der AS Monaco gegen den FC Metz beim Stand von 1:0 halblinks im Sechzehner in Szene gesetzt wurde, fackelte er nicht lang und drosch den Ball unhaltbar am Gästekeeper vorbei in die Maschen.

Sein 14. Saisontreffer bedeutete die Vorentscheidung in einem bis dahin engen Duell, das erst nach dem Seitenwechsel zugunsten der Monegassen kippte. Der letztlich deutliche 4:0-Erfolg ließ das Team von Ex-Bayern-Coach Niko Kovac auf Tabellenplatz drei vorrücken, die Champions League winkt, und selbst der Titel scheint angesichts von nur vier Zählern Rückstand auf Primus OSC Lille noch machbar.

Vollands Anteil am Höhenflug Monacos ist groß: Starke 22 Scorerpunkte sammelte der im vergangenen Sommer für elf Millionen Euro von Bayer Leverkusen gekommene Angreifer bislang. Seine hervorragende Torquote macht ihn zum derzeit gefährlichsten deutschen Offensivspieler in den Top-Ligen, noch vor Stars wie Thomas Müller (10 Treffer), Serge Gnabry (9), Timo Werner (5) und Leroy Sané (4).

Kein Wunder, dass die Rufe nach Vollands Rückkehr in die Nationalelf immer lauter werden.

DFB-Team mangelt es an anderen Spielertypen

Seit mehr als vier Jahren ignoriert Bundestrainer Joachim Löw den technisch versierten Linksfuß, der bis Ende 2016 insgesamt zehn Mal mit dem Adler auf der Brust auflief. Auch die offenkundige Stürmernot im deutschen Fußball hat an seiner Meinung nichts geändert.

Zugutehalten muss man dem nach der EM scheidenden DFB-Coach allerdings, dass Vollands Profil tatsächlich nicht dem des verzweifelt gesuchten Abschlussspielers entspricht.

Wie schon in Leverkusen ist der 28-Jährige auch in Monaco quasi überall zu finden, agiert selbst als nominelle Spitze eher zurückgezogen, um sich am Kombinationsspiel zu beteiligen. Mit Sturmpartner Wissam Ben Yedder tauscht er immer wieder die Position, so sind beide kaum zu fassen.

Zum Wandspieler mit physischer Präsenz und Kopfballstärke taugt Volland hingegen nicht. Einen solchen benötigt Löw jedoch erheblich dringender als einen weiteren Verbindungsspieler zwischen den Linien.

Kovac wollte Volland zum FC Bayern holen

Der frühere Hoffenheimer glaubt ungeachtet dessen weiter an seine Comeback-Chance. "Mein letztes Länderspiel ist ja schon einige Jahre her. Ich finde schon, dass ich in den letzten Jahren für mich persönlich auf Top-Niveau gespielt habe und auch konstant abgeliefert habe", betonte Volland im Interview mit "Sky Sport News HD".

Unterstützung erhielt er von Vereinstrainer Kovac. "Für mich ist er mit der Art und Weise, wie er Fußball spielt, ein Spieler für die Nationalmannschaft. Kevin ist der einzige deutsche typische Mittelstürmer. Wie es Miroslav Klose war", sagte der Kroate bei "Sport1".

Volland sei "auch nicht zu alt, im Gegenteil. Er befindet sich mit 28 Jahren im besten Alter, um in diesem Jahr die Europameisterschaft für Deutschland spielen zu können", so der Coach: "Ich habe ihn immer geschätzt, er ist ein toller Mensch und Spieler."

Deshalb hatte Kovac ihn in seiner Zeit beim FC Bayern auch nach München holen wollen. Der Wechsel sei aber an der damals noch höheren Ablöse und der für Volland vorgesehenen Rolle als Backup für Robert Lewandowski gescheitert.

Ein Vorfühlen des Rekordmeisters bestätigte Volland unlängst gegenüber "France Football": "Es gab Kontakt mit meinem Agenten, aber ich hatte nie ein konkretes Gespräch mit dem Bayern-Management."

RB Leipzig wollte Kevin Volland nicht

Ob er den bayerischen Lockrufen widerstanden hätte, wären sie ernsthafter geworden, ließ Volland offen: "Ob ich dorthin gegangen wäre, wo ich doch in Leverkusen eine wichtige Rolle hatte? Ich weiß es nicht."

In Monaco fühlt sich Volland nun gebraucht. "Es war sehr wichtig für mich zu wissen, dass der ganze Verein mich will", erklärte der gebürtige Allgäuer seinen Wechsel.

Aus heutiger Sicht dürfte er froh sein, den Schritt ins Ausland gewagt zu haben. Zuvor soll RB Leipzig eine Verpflichtung Vollands aus Altersgründen abgelehnt haben. Das berichtet "Bild".

Erst im Fürstentum wurde ihm ebenjene Wertschätzung zuteil, die Joachim Löw und viele andere ihm in jüngerer Vergangenheit verweigert hatten. Nun wirkt Kevin Volland glücklich - auch ohne Nationalmannschaft.

Heiko Lütkehus