07.04.2021 14:52 Uhr

FC Schalke droht Verkauf der Spitzenmannschaft

Erfolgreicher als die Bundesliga-Mannschaft: die eSports-Abteilung des FC Schalke
Erfolgreicher als die Bundesliga-Mannschaft: die eSports-Abteilung des FC Schalke

Schalke 04 kämpft angesichts des drohenden Bundesliga-Abstiegs um das finanzielle Überleben. Ein Verkauf der durchaus wertvollen League-of-Legends-Lizenz steht im Raum.

Schalke 04 gehört zur Weltspitze. Zumindest was die Leistungen im Computerspiel League of Legends betrifft. Während die Fußballer der Königsblauen dem Abstieg aus der Bundesliga entgegen torkeln, schreiben die eSportler ihre eigene Erfolgsgeschichte. Diese könnte dem krisengeplagten Verein nun wertvolle Millionen bescheren.

Denn ein Verkauf der Lizenz für die europäische Liga LEC könnte dem Klub im Abstiegsfall finanziell wieder ein wenig auf die Beine helfen. "Wir diskutieren es, haben es auf der Agenda", sagte Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers am Dienstag bei der Vorstellung des Konzerngeschäftsberichts: "Es ist ein strategisch werthaltiges Thema, das sehr viel Spaß machen würde."

Als erster Bundesligaklub stieg Schalke vor fünf Jahren auf Initiative seines Marketingvorstands Alexander Jobst in den eSport ein. Neben der Fußball-Simulation FIFA bringt vor allem das Engagement in League of Legends positive Schlagzeilen, Umsätze in Millionenhöhe und Bindung zur jungen Zielgruppe. Maßgeblich dafür war im November 2018 der Kauf der LEC-Lizenz für acht Millionen Euro.

eSport-Lizenz könnte dem FC Schalke 20 Millionen Euro einbringen

Diese Lizenz für die zehn Mannschaften umfassende Franchise-Liga könnte bei einem Verkauf laut mehreren Medien nun über 20 Millionen Euro wert sein. Angesichts des Minus von 52,6 Millionen aufgrund der Corona-Pandemie im Geschäftsjahr 2020 und drastischer Einsparungen beim Gang in die zweite Liga wäre das ein willkommener Geldsegen aus der eSport-Abteilung, die vor einigen Jahren in eine eigene GmbH ausgegliedert worden war.

Es sei "eine strategische Entscheidung", ob der eSport ein Themenfeld ist, "das wir neben dem Fußball weiterverfolgen wollen", sagte Rühl-Hamers, der Klub müsse nun "das Ganze abwägen". Und sie stellte eine Frage, die in Gelsenkirchen ausgiebig diskutiert werden wird: "Wenn man es jetzt nicht zu Geld macht, was macht man später damit?", fragte die Finanzchefin.

Für Schalkes eSport-Chef Tim Reichert überwiegen die Vorteile. "Es ist wichtig anzumerken, dass der Verein den LEC-Platz nicht verkaufen will oder muss, da jeder das unglaubliche Wachstum und die langfristigen Vorteile gesehen hat, in dieser unglaublichen Liga mitspielen zu können", hatte er zuletzt in einem Statement gemeinsam mit eSport-Geschäftsführer Claudio Kasper gesagt.

Schalke 04 zu "schmerzhafter Entscheidung" gezwungen?

Ein Abstieg der Fußballer würde "nicht zwangsläufig zum Verkauf des Platzes" zwingen, betonte Reichert. Aber es gebe Szenarien, "in denen dieser Schritt notwendig wäre, um das Kerngeschäft Fußball zu stärken", hieß es weiter.

Der Wert der eSport-Abteilung auf Schalke vervielfachte sich jedenfalls in den vergangenen Jahren - und dieser Trend sollte sich im Wachstumsmarkt eSport in Zukunft fortsetzen. "Sollten wir diese schmerzhafte Entscheidung treffen, wird es einen großen Gewinn für Schalke 04 geben. Es kann durchaus sein, dass es passiert, aber langfristig wäre das unternehmerisch schade", hatte Jobst zuletzt bei einer digitalen Diskussionsrunde für Vereinsmitglieder gesagt.

Und Rühl-Hamers stellte klar: "Wir wollen uns auf das Kerngeschäft konzentrieren, das ist der Fußball."