11.04.2021 08:17 Uhr

Jobst spricht über Drohungen, Rangnick und Ausgliederung

Alexander Jobst legt seinen Posten beim FC Schalke 04 nieder
Alexander Jobst legt seinen Posten beim FC Schalke 04 nieder

Nach zehn Jahren verlässt Marketingvorstand Alexander Jobst den FC Schalke 04 im Sommer. In einem Interview erklärte der 47-Jährige seine Beweggründe, sprach über Ralf Rangnick, der als Sportvorstand initiiert werden sollte, und erklärte, wie Schalke zurück zu altem Glanz kommen kann.

"Entweder ich schaffe Schalke oder Schalke schafft mich." Dem Credo der verstorbenen Vereinslegende Rudi Assauer folgt nun auch Alexander Jobst. "Ich habe viele Jahre überlegt, was er damit gemeint hat. Nun kann ich sagen: Ich bin der nächste, den Schalke geschafft hat. Ich habe schlicht keine Kraft mehr", sagte er zur "BamS".

Grund für Jobsts Aus waren die üblen Anfeindungen aus dem Fan-Lager. "Es geht nicht um Kritik. Damit konnte ich immer umgehen", hob der Marketingvorstand hervor: "Doch wenn es unter die Gürtellinie und bis hin zu Bedrohungen geht, dann ist eine rote Linie überschritten. Ich rede hier nicht von Transparenten oder Plakaten. Wenn es unter die Gürtellinie geht, muss die Stopptaste gedrückt werden."

Jobst strebt seit einigen Jahren eines Ausgliederung der Profiabteilung an. "Das war der Punkt, an dem sich Teile der Fanszene gegen mich gewandt haben. Speziell in den vergangenen Monaten gab es dann von einzelnen Hardcore-Fanatikern Drohungen gegen mich", berichtete er.

Dabei handelt es sich nicht um Schalke-Fans generell, sondern um Einzelfälle. "Aber sie haben leider immer mehr zugenommen. Eine zielgerichtete Diskussion um die Zukunft des Vereins war nicht mehr möglich", bedauerte Jobst.

Der Fußballfunktionär bekam anonyme E-Mails, Briefe und Social-Media-Posts, in denen er und seine Familie heftig bedroht wurden: "Dort steht beispielsweise: 'Wir wissen, wo deine Kinder zur Schule gehen. Bist du sicher, dass sie jeden Tag nach Hause kommen?' Es gab auch Aufforderungen, mich im wörtlichen Sinne mit Benzin zu übergießen und zu verbrennen. Glauben Sie mir: So etwas macht etwas mit Ihnen."

"Am Ende ist es doch trotzdem nur Fußball"

Die Anfeindungen gingen teilweise so weit, dass Jobst aus Polizeikreisen empfohlen wurde, sich in eine "Loge im Stadion zu verziehen und das Licht auszuschalten. Mir wurde von den Behörden auch geraten, die Geschäftsstelle nur noch bei Tageslicht zu verlassen".

Jobst spricht aus einem ganz bestimmten Grund offen über die Gründe für sein Schalke-Aus. "Indem ich sie benenne, möchte ich auch einen Appell an unsere Fans richten, dass sich die Schalker Gemeinde wieder besinnt", erklärte der 47-Jährige und führte weiter aus: "Natürlich ist Schalke ein besonderer und emotionaler Klub. Aber am Ende ist es doch trotzdem nur Fußball. Es darf doch nicht normal werden, wenn dem Vorstand eines Fußballvereins Personenschutz angeboten wird."

Jobst fordert Ausgliederung der Profiabteilung

Auf seine Zeit beim FC Schalke 04 blickt Jobst trotz des vorzeitigen Abschieds stolz zurück. "Ich hinterlasse ein Fundament, das Schalke die Möglichkeit gibt, wieder insgesamt erfolgreicher zu werden", sagte er, schränkte aber ein: "Allerdings habe ich hier in den vergangenen zwei Jahren ein Schalke 04 vermarktet, das von den letzten 43 Spielen nur eines gewonnen hat."

Der Revierklub habe Schrammen abbekommen, sei aber nach wie vor einer der drei größten Klubs in Deutschland. "Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich das Fußballgeschäft komplett verändert hat. Schalke muss sich die Frage stellen: Wollen wir in Zukunft wieder erfolgreich sein? Das kann nur gelingen, wenn sich Schalke als Unternehmen versteht", gab Jobst die Marschroute vor.

Daher müsse ein Konzept zur Ausgliederung erstellt werden. "Sonst müssen wir uns dauerhaft von den Ansprüchen, die Schalke hat, verabschieden. Dann würde es schwer, sich der Schulden zu entledigen und wir würden diesen Rucksack noch sehr lange mit uns herumschleppen", warnte der Sportökonom.

Rangnick-Diskussion sorgte für "Instabilität"

In dem Interview äußerte sich Jobst auch zur Personalie Ralf Rangnick. Eine Oppositionsgruppe hatte versucht, den ehemaligen Trainer als Sportvorstand durchzusetzen. Der Öffentlichkeit blieb das natürlich nicht verborgen.

"Es hat Schalke aber geschadet, wie die Personalie Rangnick an den Klub herangetragen wurde. Andere Kandidaten haben abgesagt. Das sorgt nicht für Stabilität, sondern für Instabilität", kritisierte Jobst das Vorgehen scharf.

"Vertreter dieser Interessensgruppe betonen zwar, es gehe um Inhalte und nicht um Personen. Doch um welche Inhalte? Das ist bis heute unklar", so Jobst: Und dann schließt sich bei mir die Frage an: Geht es tatsächlich nur um die Zukunft von Schalke oder um persönliche Interessen?"