Auch in der abgelaufenen Saison waren Thomas Delaneys Dienste bei Borussia Dortmund nur zeitweise gefragt. In Dänemarks Nationalmannschaft, die am Mittwoch (ab 21:00 bei RTL und im Live-Ticker) im Rahmen der EM-Vorbereitung auf Deutschland trifft, ist der 29-Jährige dagegen einer der unumstrittenen Anführer. Wie lange gibt der BVB-Profi noch den Teilzeit-Chef?

Daran, dass andere ihm die Schau stehlen, ist Thomas Delaney seit mittlerweile drei Jahren beim BVB gewohnt.

Dass es im äußerst erfolgreichen Endspurt der abgelaufenen Spielzeit nicht nur Offensivkünstler wie Erling Haaland, Jadon Sancho oder Marco Reus waren, die die Leistungen des Routiniers deutlich überstrahlten, dürfte ihn trotzdem ein Stück weit wurmen.

Immerhin schwangen sich mit Jude Bellingham und Mahmoud Dahoud auf dem Weg zum DFB-Pokalsieg und bei der fulminanten Aufholjagd im Kampf um die Champions-League-Teilnahme zwei Mittelfeld-Konkurrenten Delaneys zu den großen Gewinnern auf.

BVB: Zweites enttäuschendes Jahr für Thomas Delaney

Für Delaney bedeuteten die starken Auftritte des ehemaligen Sorgenkinds Dahoud und des erst 17 Jahre alte Super-Talents Bellingham in der Rückschau einmal mehr eine enttäuschende Saison-Bilanz. 

Zwar standen unter dem Strich 34 Pflichtspiel-Einsätze für den kompromisslosen, aber in seiner Spielanlage eher biederen Abräumer in der Statistik. Von Beginn an spielte Delaney aber nur 23 Mal - nach einer wegen eines Bänderrisses im Sprunggelenk und anschließenden Knie-Problemen komplett verkorksten Saison 2019/2020 das nächste enttäuschende Jahr für den ehemaligen Bremer.

Auch 2020/2021 stoppte sein offensichtlich aktuell nicht voll belastungsfähiger Körper Delaney mehrfach. Eine hartnäckige Muskelverletzung aus der wegen der Coronavirus-Pandemie später zu Ende gegangenen Vorsaison behinderte ihn noch bis in die Sommer-Vorbereitung hinein. Rücken- und Achillessehnenprobleme machten Delaney zwischenzeitlich ebenfalls zu schaffen.

All das führte dazu, dass sein hohes Ansehen in der Mannschaft und bei den Verantwortlichen sich in seiner sportlichen Rolle beim BVB nur unzureichend widerspiegeln.

40 Länderspiele in Folge von Beginn an

Dass für ihn beides, die wichtige Funktion als Leader in der Kabine und die des ohne Wenn und Aber gesetzten Anführers auf dem Platz, zusammengehen kann, weiß Delaney aus der dänischen Nationalmannschaft.

Dort gilt unter Cheftrainer Kasper Hjulmand genauso wie unter dessen Vorgänger Age Hareide das Credo: Ist Delaney fit, spielt er auch. Vom 8. Oktober 2016 datiert der letzte Länderspieleinsatz des Dortmunders, den dieser nicht als Teil der Startelf absolvierte. Danach folgten 40 (!) Spiele von Beginn an.

Auch in den abschließenden EM-Tests gegen Deutschland und Bosnien-Herzegowina sowie bei der Endrunde selbst, bei der die Dänen in der Gruppe B auf Finnland, Belgien und Russland treffen, ist er gesetzt - neben dem früheren Münchner Pierre Emile Höjbjerg (Tottenham Hotspur) und Spielmacher Christian Eriksen (Inter Mailand) in der Schaltzentrale des dänischen Mittelfelds.

Verlässt Thomas Delaney den BVB?

Bei der Endrunde steht Delaney dann im Schaufenster. Ob es für ihn beim BVB weitergeht, ist noch offen. 2022 läuft sein Vertrag in Dortmund aus. Stand jetzt könnte die Borussia nur noch in diesem Sommer eine Ablöse für ihn generieren.

Er sei zwar "sehr zufrieden" bei den Schwarz-Gelben, wisse aber nicht, "was nächstes Jahr passiert", ließ Delaney im Februar angesprochen auf seine Zukunftsplanung verlauten.

Mehr dazu: Delaney lässt BVB-Zukunft offen

Zuletzt machten Gerüchte die Runde, wonach der FC Southampton eine Offerte für den Dortmunder Teilzeit-Chef vorbereite.

Einem Wechsel nach England dürfte der Sohn eines US-Amerikaners durchaus offen gegenüberstehen. Die Premier League sei "immer ein großer Traum", erklärte Delaney 2019.

Tobias Knoop