11.06.2021 13:00 Uhr

Barella bringt die Weltklasse zurück in Italiens Mittelfeld

Nicolò Barella ist die Schaltzentrale im italienischen Mittelfeld
Nicolò Barella ist die Schaltzentrale im italienischen Mittelfeld

Mit der Partie Türkei gegen Italien startet die Fußball-Europameisterschaft am Freitagabend mit einjähriger Verspätung endlich in das Endrundenturnier. Während der türkischen Nationalmannschaft bei ihrer fünften EM-Teilnahme höchsten Außenseiterchancen eingeräumt werden, zählt der Titelträger von 1968 zum erweiterten Favoritenkreis.

Die Squadra Azzurra träumt nach dem bitteren Viertelfinal-Aus bei der letzten Auflage vor fünf Jahren gegen die deutsche Auswahl (5:6 i. E.) von der ersten Final-Teilnahme seit 2012.

Die absoluten Weltstars sind im Kader der Italiener aktuell nicht zu finden. Der viermalige Weltmeister will es unter Cheftrainer Roberto Mancini vielmehr mit einem herausragenden Kollektiv und einer konsequenten Spielidee bis ins Endspiel am 11. Juli in Wembley schaffen.

Neben den Juve-Altstars Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini, dem Champions-League-Sieger Jorginho oder Ex-BVB-Stürmer Ciro Immobile ist es vor allem Mittelfeld-Motor Nicolò Barella, der bei den Italienern die gefragten Anführer-Qualitäten auf den Platz bringt und unter Mancini seinen Stammplatz praktisch sicher hat.

Barella als Dauerbrenner bei Inter und Italien

Barella spielte im defensiven Mittelfeld von Inter Mailand in der abgelaufenen Spielzeit der Serie A wohl seine beste Saison und führte den Klub zum ersten Meistertitel seit elf Jahren.

Der 24-Jährige war dabei unter Inter-Cheftrainer Antonio Conte absolut gesetzt. Nur Innenverteidiger Alessandro Bastino absolvierte in 2020/2021 von den Feldspieler-Kollegen noch mehr Einsatzminuten als Barella, der es wettbewerbsübergreifend auf 46 Pflichtspiel-Einsätze brachte.

Bei der bevorstehenden EM erhofft sich die italienische Nationalmannschaft genau die Qualitäten vom gebürtigen Sardinier, die er auch bei Inter immer wieder einbrachte.

Klublegende Nicola Barti schwärmte zuletzt gegenüber "Il Giornale" in den höchsten Tönen von Barella: "Er hat Qualität, Klasse, Eleganz und Substanz. Er weiß immer, was zu tun ist."

Vor allem die Leader-Qualitäten des Mittelfeldspielers ragten in den letzten Monaten seiner zweiten Inter-Saison heraus. Vereinsikone Barti verlangte daher unumwunden, Barella "für die nächsten zehn Jahre" zum Inter-Kapitän zu ernennen.

Barella "einer der drei besten Mittelfeldspieler Europas"

Italiens langjähriger Startrainer Fabio Capello - in den letzten Jahrzehnten unter anderem für Real Madrid, Juventus Turin und die englische Nationalmannschaft tätig - sieht in Barella bei "Sky Italia" längst einen der "drei besten Mittelfeldspieler Europas". 

Auf seiner Position ist der quirlige 1,72-m-Mann auf dem Niveau etwa eines N'Golo Kanté vom FC Chelsea, Joshua Kimmich vom FC Bayern München oder Rodri von Manchester City angelangt, die zuletzt als das Nonplusultra auf der Position vor der Abwehrreihe galten.

Vertraglich ist Barella noch langfristig an Inter Mailand gebunden, hatte bei der Nerazzurri vor zwei Jahren einen Kontrakt bis 2024 unterzeichnet. Obwohl er selbst immer wieder betonte, wie wohl er sich beim 19-fachen italienischen Meister fühlt, rankten sich zuletzt wilde Wechselgerüchte und Spekulationen um den Anführer im Mittelfeld, der jetzt auch die Nationalmannschaft Italiens durch eine erfolgreiche EM 2021 führen soll.

FC Bayern als Interessent für Barella gehandelt

Es gab praktisch keinen Klub aus dem obersten Regal des europäischen Fußballs, mit dem Nicolò Barella noch nicht mindestens einmal in Verbindung gebracht wurde. Ob FC Bayern München, Real Madrid, FC Barcelona, FC Chelsea oder Paris Saint-Germain: Alle Größen des internationalen Vereinsfußball sollen sich in den letzten Jahren schon mit der Personalie befasst haben, die wohl mehr als jede andere sinnbildlich für den zurückgekehrten Erfolg bei Inter Mailand steht.

Auch im Trikot der Nationalmannschaft konnte Barella in den letzten zwei Jahren überzeugen. Er kam in acht der zehn Qualifikationsspiele für die Italiener zum Einsatz, erzielte dabei sogar drei Tore. Die Italiener spielten mit der maximalen Punkteausbeute von 30 Punkten aus zehn Spielen die perfekte Qualifikation und lösten nach Belgien schon als zweites Team ihr Ticket für die Endrundenteilnahme.

Mit Barella kehrten die Mentalität und die Zielstrebigkeit zurück ins Mittelfeld - sowohl bei Inter als auch in der Nationalmannschaft. Jetzt will er mit der Squadra Azzurra zum ähnlich großen Wurf wie im Vereins-Dress ausholen.

Mats-Yannick Roth