12.06.2021 20:40 Uhr

Nach Drama in Kopenhagen: Eriksen in stabilem Zustand

Christian Eriksen befand sich nach einem Zusammenbruch in Lebensgefahr
Christian Eriksen befand sich nach einem Zusammenbruch in Lebensgefahr

Die schockierten dänischen Spieler schlugen die Hände vor ihr Gesicht, im Stadion herrschte plötzlich eine gespenstische Stille und Freundin Sabrina eilte in größter Sorge auf den Rasen.

Was als stimmungsvoller Auftakt beim ersten EM-Heimspiel Dänemarks gegen Finnland im Kopenhagener Parken begann, wurde zu in einer Tragödie. Der dänische Fußball-Superstar Christian Eriksen kollabierte mitten im Spiel und blieb regungslos liegen. Sanitäter kämpften minutenlang um das Leben Eriksens, dramatische Bilder spielten sich auf dem Rasen des Parken ab.

Sofort lebensrettende Maßnahmen

Es war zu sehen, wie Sanitäter eine Herzmuskelmassage bei ihm durchführten. Die dänischen Spieler versammelten sich teils den Tränen nahe um ihren Mitspieler. Das Spiel wurde wegen des "medizinischen Notfalls" unterbrochen, wie die Europäische Fußball-Union UEFA mitteilte.

Es dauerte gut eine quälend lange Stunde, ehe der dänischen Verband mitteilte, dass der 29-Jährige bei Bewusstsein ist. "Christian Eriksen ist wach und ist zu weiteren Untersuchungen im Reichskrankenhaus", schrieb der DBU. Zuvor hatte die UEFA mitgeteilt, dass sein Zustand "stabilisiert" worden sei.

Wenig später vermeldete der Verband auch, dass die Partie noch am Abend fortgesetzt werden solle. "Beide Mannschaften wollen das Spiel fortsetzen", hieß es in einer Stadion-Durchsage.

Nach "ZDF"-Informationen soll Eriksen selbst mit seinen Mannschaftskollegen per FaceTime kommuniziert haben und das Team zum Weiterspielen aufgefordert haben. 

Die Partie war beim Stand von 0:0 unterbrochen worden. Die finnischen Spieler, die ihr Debüt auf der EM-Bühne gegeben hatten, waren bereits in die Kabine gegangen, die Dänen waren gefolgt.

"Bitte bleiben Sie auf ihren Sitzen, bis es weitere Informationen gibt", sagte der Stadionsprecher durch. Zu der Zeit wurde Eriksen auf einer Rettungstrage, unter Sichtschutz und begleitet von seinen Mitspielern aus dem Innenraum des Stadions gefahren und ins Krankenhaus gebracht.

Eriksen bricht ohne Fremdeinwirkung zusammen

Die Aktion passierte in der 43. Minute ohne gegnerische Einwirkung. Bei einem Einwurf ging Eriksen dem Ball entgegen und sackte dann zu Boden. Die Spieler um ihn herum sahen direkt die Notlage und riefen medizinische Hilfe herbei.

Es wurden schlimme Erinnerungen an das Halbfinale im Confederations Cup 2003 in Lyon wach, als der Kameruner Marc-Vivien Foé im Spiel gegen Kolumbien plötzlich zusammenbricht und auf Höhe der Mittellinie regungslos liegen bleibt. Kurz darauf starb Foé. Die Todesursache war Herzversagen.

"Das ist eine Situation, die ist Wahnsinn, ohne Worte. Wir hoffen einfach nur das Beste", sagte Ex-Nationalspieler Christoph Kramer im "ZDF". "Ich bin wie in Schockstarre, mir fehlen die Worte und mir fehlen die Worte eigentlich nie. Das sind Szenen, die habe ich noch nie erlebt." Das "ZDF" und "Magenta TV" unterbrachen im Anschluss zeitweise ihre Übertragung aus Kopenhagen.

Große Anteilnahme in der Fußball-Welt

In den sozialen Medien drückten Fußballstars weltweit ihre Anteilnahme aus. "Geschockt. Wir sind alle bei dir, Christian Eriksen. Sei bitte ok", schrieb etwa Weltmeister Mesut Özil und Marco Reus twitterte: "Werd schnell wieder gesund &ChrisEriksen8." Sein Dortmunder Teamkollege Jadon Sancho schrieb: "Meine Gebete gehen an Dänemark"

Die finnische Regierungschefin Sanna Marin, die kurz zuvor noch ein Foto von sich im Finnen-Trikot gepostet hatte, schrieb auf Twitter: "Unsere Gedanken sind jetzt bei Christian Eriksen." Dazu stellte sie ein Herz und eine Dänemark-Flagge. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich bei seinem Dänemark-Besuch betroffen.

Der Mittelfeldspieler des italienischen Meisters Inter Mailand ist der Star des dänischen Teams. Gegen Finnland bestritt er bereits sein 109. Länderspiel, 36 Treffer stehen auf seinem Konto. Im Januar 2010 hatte Eriksen sein Profidebüt für den niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam gegeben, mit dem er 2011, 2012 und 2013 Meister wurde. Danach folgte sein Wechsel zum Premier-League-Spitzenclub Tottenham Hotspur, wo seine Karriere richtig Fahrt aufnahm. Seit Januar 2020 spielt er in der Serie A für Inter. In Dänemark wurde er mehrmals zum Fußballer des Jahres gewählt.