17.06.2021 07:40 Uhr

Sonderbehandlung? Watzke und Rummenigge kontern

Bei der Frage nach einer Fan-Rückkehr einer Meinung: BVB-Boss Watzke und Bayerns scheidender Vorstandschef Rummenigge
Bei der Frage nach einer Fan-Rückkehr einer Meinung: BVB-Boss Watzke und Bayerns scheidender Vorstandschef Rummenigge

Die DFL und die Verantwortlichen der Bundesliga-Klubs bereiten sich im EM-Sommer auf die neue Spielzeit vor - und hoffen auf die Rückkehr der Zuschauer. Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern, Hans-Joachim Watzke vom BVB und DFL-Geschäftsführer Christian Seifert haben wenige Wochen vor Liga-Beginn die Lage eingeschätzt. In der Streitfrage, ob die Bundesliga in der Corona-Pandemie eine Sonderrolle genießt, waren sich die beiden Klubbosse einig.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erwiderte im gemeinsamen "Bild"-Interview, "erstaunt" gewesen zu sein, "dass andere Profisportarten, deren Live-Übertragungsrechte bei rechtweitenstarken Sendern liegen und die ebenfalls wieder ihrer Arbeit nachgehen durften, von der medialen Kritik weitgehend ausgenommen wurden". Für den 61-Jährigen stehe fest: "Dabei sitzen wir alle in einem Boot."

Gleichzeitig stellte Watzke heraus: "Dass wir unseren Beruf ausgeübt haben, bedeutet aber doch keineswegs, dass wir nicht mit den Branchen fühlen, die leider nicht oder nur sehr eingeschränkt arbeiten durften. Oder mit Freizeitsportlern, die ihrem Hobby nicht mehr nachgehen konnten. Das tut uns unglaublich leid!" Sein Klub habe "im Rahmen unserer Möglichkeiten versucht zu helfen", ligaweit seien "dutzende Aktionen entstanden".

Rummenigge hebt Konzept "made in Germany" hervor

Ähnlich bewertete der scheidende Vorstandsvorsitzende des FC Bayern die Lage. Karl-Heinz Rummenigge hob die Bedeutung des "detaillierten Konzepts" hervor, mit dem der "Restart im Mai 2020" überhaupt erst möglich wurde. "Das war wieder einmal ein tolles Beispiel für 'Made in Germany', das weltweit für enorme Beachtung gesorgt hat."

Rummenigge hoffe nun "dass der Profifußball nun auch die Chance bekommt, zur Normalität zurückzukehren, sobald es die Pandemie-Lage zulässt". 

Ähnlich deutlich entkräftete DFL-Chef Christian Seifert im Interview den Vorwurf, die Liga genieße eine Sonderbehandlung. Die Bundesliga habe vielmehr "eine Sonderrolle - allerdings in anderer Hinsicht, als das mitunter behauptet wird. Denn: Ich finde nach wie vor, es ist unsere Verpflichtung, als größte und finanzstärkste Sportorganisation des Landes voranzugehen, Konzepte zu entwickeln, zu bezahlen und mit anderen zu teilen".

Zuschauer-Rückkehr in die Bundesliga-Stadien?

Seifert hob zudem hervor, dass die Rückkehr der Zuschauer für viele Vereine in Deutschland existentiell ist. "Die Klubs der DFL sind kleine und mittelständische Unternehmen. Nach fast eineinhalb Jahren Pandemie ist die Situation, wie in der gesamten Wirtschaft, bei einigen deutlich angespannter als bei anderen."

Rummenigge wünsche "dem FC Bayern und dem Fußball insgesamt, dass wir alle in unseren Stadien schon sehr bald ohne Risiko mit voller Kapelle, also mit 100 Prozent Zuschauerauslastung, spielen dürfen. Der Fußball braucht wieder seine Kultur, und für diese Kultur sind die Fans das Wichtigste, denn mit ihnen kommen Atmosphäre und Emotionen wieder in die Stadien zurück".

Watzke geht in der Frage nach der Fan-Rückkehr unisono mit: "Uns geht es jetzt übrigens nicht um kurzfristige Effekte, um den Etat, um Auslastungs-Quoten. Es geht uns darum, in Gesprächen mit der Politik, mit den Gesundheitsämtern und allen anderen maßgeblichen Institutionen vor dem Hintergrund der Fahrt aufnehmenden Impfkampagne und sinkender Infektionszahlen darüber zu sprechen, wann und unter welchen Bedingungen zumindest Geimpfte und Genesene ihre Rechte zurückerhalten." Damit einher gehen laut Watzke "natürlich auch der Besuch von Veranstaltungen im privaten Raum, im kulturellen Bereich, Sport, Theater, Konzerte".