Ex-Nationalspieler Torsten Frings hat die 0:1-Auftaktpleite der DFB-Auswahl gegen Frankreich genau verfolgt. Der einstige Mittelfeldspieler geht nicht mit jeder Kritik seiner Experten-Kollegen mit, die im Nachgang aufkeimten. Dennoch machte er einen Fehler von Bundestrainer Joachim Löw ausfindig.

"Die Kritik, die Mannschaft hätte sich zu wenige Chancen herausgespielt, teile ich nicht", schrieb Torsten Frings in seiner Kolumne für "Sky", "wir haben immerhin gegen den Weltmeister gespielt. Wenn alles so einfach wäre, würde jedes Spiel 10:10 ausgehen".

In Spielen wie diesen, habe man "eben nur ein, zwei große Chancen". Bayern-Angreifer Serge Gnabry etwa hätte eine solche verwerten können, als er eine Direktabnahme über das Tor schoss. 

Doch auch Frings übte Kritik an der Herangehensweise von Bundestrainer Löw im Spiel gegen Frankreich, insbesondere der späte Wechsel von Angreifer Volland sei wenig verständlich gewesen. "Jogi Löw wollte mit seinen Wechseln am Ende alles auf eine Karte setzen. Als Trainer hat man oft gewisse Gedankenspiele und wenn die gutgehen, wirst du gefeiert. Natürlich ergibt es keinen Sinn, seinen einzigen richtigen Mittelstürmer als linken Verteidiger einzusetzen", so der 44-Jährige. "Das war sicherlich eine Fehlentscheidung des Bundestrainers", legte Frings nach.

Frings über Sané: "Tut mir fast schon ein bisschen leid"

Kritik an der Aufstellung wiederum wollte der 79-fache Auswahlspieler Deutschlands nicht gelten lassen. "Vor dem Spiel hat fast jeder gesagt: 'Havertz muss spielen, der ist kreativ und hat einen Lauf.' Jetzt hat er ein schlechtes Spiel gemacht und wurde gleich wieder scharf kritisiert. Wir malen in Deutschland oft zu sehr Schwarz-Weiß, das sollten wir uns abgewöhnen."

Für die Partie gegen Portugal müsse Löw nun erneut seine beste Formation wählen und "genau beobachten: Wer hat die Niederlage schnell abgehakt, wer ist gut drauf? Ich erwarte, dass Jogi offensiver spielen lassen wird, dass er nicht wieder mit Dreierkette spielen lässt und Kimmich dadurch wieder ins Mittelfeld rückt".

Ob auch Leroy Sané indes das Vertrauen bekommen, sei unsicher. Der Bayern-Angreifer hatte sich in der EM-Vorbereitung nicht in bester Verfassung zeigen können und war zum Auftakt gegen Frankreich aus der Startelf geflogen.

"Wir bilden uns eine Meinung anhand von Körpersprache oder Gestik. Wie der Spieler wirklich ist, wissen wir doch gar nicht. Wie er in der Kabine ist, ob er im Team voll akzeptiert ist, ober er locker oder gut drauf ist", so Frings, der zudem hervorhob: "Mir tut der Junge fast schon ein bisschen leid, weil immer das Negative herausgeholt wird, wenn es nicht läuft. Wenn er drei Tore macht, wird gesagt: 'Der könnte mal ein Weltklassespieler werden'."