17.06.2021 13:13 Uhr

Marcus Berg: "Liebeschat" gegen Hass und Ladehemmungen

Marcus Berg wurde angefeindet
Marcus Berg wurde angefeindet

Diesen "Liebeschat" sollte sich Marcus Berg unbedingt durchlesen. Nein, die EM hat nicht ihren ersten Sex-Skandal. Bei dem von der schwedischen Zeitung "Aftonbladet" so getauften Chat können Fans den zuletzt angefeindeten Nationalstürmer Berg unterstützen, ihm Mut zusprechen oder auch einfach nur rote Herzchen schicken.

"Wir stehen als ganzes Land hinter Dir, lass die Mobber nicht gewinnen", schrieb zum Beispiel User "jempa" in dem "Liebeschat". Ganz andere Sätze hatte Berg nach seiner vergebenen Riesenchance zum EM-Start gegen Spanien (0:0) lesen müssen. Der Angreifer steht vor dem zweiten Gruppenspiel am Freitag (15.00 Uhr MESZ/MagentaTV) gegen die Slowakei unter zusätzlichem Druck, keine Frage.

Er habe zwar "mit ein wenig Scheiße" gerechnet, sagte der 34-Jährige. Aber viele Kommentare waren derart unter der Gürtellinie, dass der schwedische Verband bei der Polizei Strafanzeige stellte. Was in sozialen Medien passiere sei "verdammt traurig", meinte Berg.

Schon zu seiner wenig erfolgreichen Zeit beim Hamburger SV war Berg für viele Fans der willkommene Sündenbock, wenn es mal nicht lief. "Flop", "Fehleinkauf", "Missverständnis" - diese Schlagwörter las und hörte man fast immer in seinem Zusammenhang.

Der Grund dafür waren die hohen Erwartungen, die an seine Verpflichtung im Jahr 2009 geknüpft wurden. Schließlich hatte der HSV die damalige Rekordsumme von zehn Millionen Euro bezahlt, und Berg galt als Torschützenkönig und bester Spieler der U21-EM (vor Mesut Özil, Mats Hummels oder Sami Khedira) für viele als kommender Weltstar.

Diese Prophezeiung konnte Berg nie erfüllen, weil seine sportlichen Qualitäten eben nicht an die eines Zlatan Ibrahimovic heranreichen. Auffällig ist, das Berg in kleineren Ligen wie in Schweden, Griechenland oder jetzt für den FK Krasnodar in Russland viele Tore schießt. Für die große Bühne scheint er nicht gemacht.

Trotzdem hofft das schwedische Team, dass bei Berg im Spiel gegen die Slowakei der Knoten platzt und seine Hater im Netz zum Schweigen gebracht werden. Als "lächerlich" hatte Torhüter Robin Olsen die Beschimpfungen bezeichnet und das Team aufgefordert, "keine Energie mit dieser Sache zu verschwenden". Berg aber sollte zumindest mal einen Blick in den "Liebeschat" werfen.