18.06.2021 11:39 Uhr

Belgiens gefährliche Abhängigkeit von De Bruyne

Ist Belgien zu abhängig von Kevin De Bruyne?
Ist Belgien zu abhängig von Kevin De Bruyne?

Kevin De Bruyne war bei seinem Comeback gegen Dänemark gleich der Matchwinner. Doch die erste Halbzeit zeigt auch, wie abhängig die Belgier von ihrem Superstar sind.

Im Moment des Triumphes bewies Kevin De Bruyne ganz viel menschliches Feingefühl. Der belgische Superstar wusste ganz genau, dass es am Abend der großen Emotionen Wichtigeres gab als Tore und Punkte. Erst nahm er den dänischen Kapitän Simon Kjaer in den Arm und spendete Trost. Dann bedankte sich der 29-Jährige mit erhobenem Daumen und Applaus zurückhaltend und artig bei den dänischen Zuschauern - dabei hatte sportlich er selbst die Geschichte der Partie geschrieben.

De Bruyne kam, sah und entschied: Nur 20 Tage nach seinem Augenhöhlen- und Nasenbeinbruch im Finale der Champions League war der Offensivspieler bei seinem Comeback gleich der Matchwinner. "Kevin De Bruyne - König der Belgier", titelte die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws. Und auch der dänische Trainer Kasper Hjulmand musste nach dem 2:1 (0:1) der Belgier neidlos anerkennen: "De Bruynes Qualität war der Unterschied."

Tatsächlich waren die Roten Teufel ohne ihren zunächst auf der Bank sitzenden Anführer chancenlos, wurden von den energiegeladenen Dänen in Spiel eins nach dem Drama um Christian Eriksen überrollt. Doch dann gab der zur zweiten Halbzeit eingewechselte De Bruyne dem Spiel eine neue Struktur, seine Vorlage zum Ausgleich von Thorgan Hazard (55.) war ebenso pure Weltklasse wie sein siegbringender Linksschuss zum 2:1 ins kurze Eck (70.).

Belgiens Presse: "Es sah düster aus"

"Es sah düster aus. Doch die Schoßhündchen wurden vom Löwenkönig der Red Devils zur Ordnung gerufen. Ein Tor und ein Assist: beides Meisterwerke", huldigte ihn "Het Laatste Nieuws" weiter. Ganz nebenbei schoss De Bruyne den Weltranglistenersten damit auch vorzeitig ins Achtelfinale.

"Ich bin froh, dass ich meinen Job gemacht habe", sagte der ehemalige Bundesligaprofi ganz bescheiden. Seine EM-Teilnahme hatte nach dem Crash mit Chelseas Antonio Rüdiger im Champions-League-Finale lange Zeit auf der Kippe gestanden, nach einer Operation stieg er erst vor einer Woche wieder ins Training ein. Nun konterte er gleich die dänische Führung von Yussuf Poulsen (2.).

"Ich zweifle nie an Kevins Talent", sagte Trainer Roberto Martinez: "Aber es war schon sehr beeindruckend" ein Spiel so zu beeinflussen, wenn man so lang nicht gespielt hat." Beeindruckt war der spanische Coach auch vom ebenfalls eingewechselten Axel Witsel bei dessen Blitz-Comeback nach Achillessehnenriss. "Du würdest nie glauben, wie lang er weg war, wenn du ihm zusiehst", schwärmte Martinez.

Witsel werde ebenso wie De Bruyne am Montag im letzten Gruppenspiel gegen Finnland (21 Uhr/ARD und MagentaTV) beginnen, sagte Martinez. "Ob es für 90-Minuten reicht", so der Trainer, "müssen wir sehen". De Bruyne reicht aber offensichtlich auch eine Halbzeit, um ein Spiel zu entscheiden.