25.06.2021 14:52 Uhr

Wembley-Spiele als "Corona-Beschleuniger"?

Spiele im Wembley-Stadion könnten die Infektionen mit dem Coronavirus wieder nach oben treiben
Spiele im Wembley-Stadion könnten die Infektionen mit dem Coronavirus wieder nach oben treiben

Begleitet von Corona-Sorgen und der eindringlichen Warnung vor der Delta-Variante startet die Fußball-EM in die K.o.-Runde.

Für Fans aus Deutschland wird das Wembley-Stadion beim Klassiker der Nationalmannschaft am Dienstag gegen England zur Sperrzone, was die britische Leichtigkeit bei der Zulassung Zehntausender Fans aber nicht beeinflusst. Schon am Samstag sollen stimmungsvolle Bilder vom ersten Londoner Achtelfinale zwischen Italien und Österreich um die Welt gehen. Zugelassen sind gut 45.000 Fans, die weitgehend aus Großbritannien kommen werden.

Wieler warnt: "Keine gute Idee"

"Aus infektionsmedizinischer Sicht ist das keine gute Idee", sagte Lothar Wieler, der Präsident des Robert Koch-Instituts, im Interview der "Rheinischen Post". Im "ZDF" bei "Maybrit Illner" bezeichnete SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach die Spiele insgesamt als "Brandbeschleuniger" für die wohl ansteckendere Delta-Variante. Es sei weder "epidemiologisch noch symbolisch" eine kluge Entscheidung, in Großbritannien vor so vielen Zuschauern zu spielen.

Auch gegen Deutschland dürfen 45.000 Menschen in den Londoner Fußball-Tempel, zur Finalrunde mit Halbfinals und Endspiel ab dem 6. Juli soll auf 60.000 Zuschauer aufgestockt werden. "Ich hätte es richtig gefunden, wenn man gesagt hätte, dass an dem Ort, wo die gefährlichste Variante mit der höchsten Inzidenz in ganz Europa derzeit vorherrscht, dass man dort nicht ein Fußballspiel vor 60.000 Zuschauern durchführt", sagte Lauterbach. Die Impfquote im Königreich ist mit mehr als 80 Prozent Erst- und rund 60 Prozent vollständig geimpften Erwachsenen allerdings hoch.

Delta-Variante als große Unbekannte

Der Deutsche Fußball-Bund betonte in einer Email an die Fans, dass nur Personen mit Wohnsitz in der sogenannten "Common Travel Area" (Großbritannien, Irland, Isle of Man, Guernsey und Jersey) berechtigt sind, Tickets zu bestellen. Wer aus Deutschland nach Großbritannien einreist, muss sich zwingend in Quarantäne begeben. "Bei Zuwiderhandlungen gegen die Einreisebestimmungen drohen hohe Geld- oder sogar Gefängnisstrafen", warnte der DFB.

Die Delta-Variante, wegen der das RKI auch hierzulande von einem Wiederanstieg der Inzidenzen ausgeht, bleibt die große Unbekannte in den noch ausstehenden zwei Wochen der EM-Endrunde, die aber bislang vom großen Corona-Schock verschont geblieben war.

86 Finnen mit Corona infiziert

Allerdings seien nach dem Spiel von Finnland gegen Belgien am Montag in St. Petersburg 86 Infektionen bei Rückkehrern aus Russland festgestellt worden, berichteten finnische Medien. Weitere Testergebnisse stünden noch aus, berichteten unter anderem der Rundfunksender Yle und die Zeitung "Hufvudstadsbladet". Rund 800 Menschen seien zudem ohne Test eingereist, weil die Testkapazitäten an der Grenze nicht ausgereicht hätten.

Bei den drei EM-Spielen in München, bei denen jeweils 14.500 in Stadion gedurft hätten, waren dem Gesundheitsreferat insgesamt zwölf positive Schnelltests gemeldet worden. Bei "mehreren Tausend Testungen" seien sechs Personen positiv gewesen, die ins Stadion gehen wollten. Sechs weitere positiv getestete Fans waren aus anderen Gründen wegen der EM in der Stadt, etwa zum Public Viewing.

Kein "Ausschlag" in München

Weil am Mittwoch viele ungarische Fans zur Partie gegen Deutschland nach München gekommen waren, hatte es Befürchtungen gegeben, die Zahl der positiven Tests könnte ansteigen. "Nein, ein solcher Ausschlag hat nicht stattgefunden", teilte der Sprecher mit.

In Dänemark hatten Gesundheitsminister Magnus Heunicke und die Behörde für Patientensicherheit nach dem Spiel zwischen den Gastgeber und Belgien 4000 Zuschauer aus sechs bestimmten Stadionblöcken aufgefordert, einen PCR-Test machen zu lassen. Bei drei Stadionzuschauern war die Delta-Variante nachgewiesen worden. In Ungarn, wo in Budapest vor vollen Rängen gespielt wird, war nach dem Spiel der Franzosen gegen Ungarn der Fall einer positiv getesteten französischen Familie bekannt geworden.