27.06.2021 12:49 Uhr

Wie Dänemark den Eriksen-Schock verarbeitet

Dänen-Torschütze Dolberg wird geherzt
Dänen-Torschütze Dolberg wird geherzt

Wie aus einem Schock und großer Sorge um einen Spieler eine Welle der positiven Kraft werden kann: Das demonstrieren die Dänen bei dieser EM-Endrunde eindrucksvoll. "Danish Dynamite", der Spitzname als Dänemark vor fast 30 Jahren sensationell zum EM-Titel gestürmt war, scheint derzeit gar nicht so passend. Doch mit dem glatten 4:0 (1:0) im Achtelfinale über Wales am Samstag sind die Skandinavier wieder auf Erfolgskurs und scheinen schwer zu stoppen.

>> Liveticker: Wales gegen Dänemark

Auch vor den Niederlanden oder Tschechien, dem nächsten Gegner, der Sonntagabend ermittelt wurde, muss sich die Truppe nicht fürchten. Der schwere medizinische Zwischenfall von Christian Eriksen vor rund zwei Wochen hat dem Team neben einer Welle der Sympathie auch positive Werteverschiebungen gebracht.

Dolberg trumpft auf

"Der Kollaps von Christian hat alles verändert. Wir brauchten in diesem Moment die Liebe und die Unterstützung. Das hat uns Flügel gegeben", sagte Coach Kasper Hjulmand pathetisch. Und so fliegen die Dänen nun nach Baku, wo es im Viertelfinale am nächsten Samstag weitergeht. "Natürlich haben wir jetzt ganz viel Selbstvertrauen und sind optimistisch, dass wir das nächste Spiel gewinnen", sagte Kasper Dolberg.

Letzterer hat sich mit gleich zwei Treffern Selbstvertrauen geholt. Ausgerechnet in jenem Stadion, in dem seine Karriere bei Ajax Amsterdam geformt wurde, hat er die Basis zum glatten Sieg gelegt. Der Stil des 23-jährigen wurde oft mit der niederländischen Fußball-Größe Marco van Basten verglichen: Seine Fähigkeit, kleine Räume in der Sturm-Zone zu finden, hat ihm u.a. auch Ajax-Co-Trainer Dennis Bergkamp 2015 beigebracht.

Dolberg war überhaupt erst wegen der Verletzung von Yussuf Poulsen von RB Leipzig in die Startformation gerutscht. "Ich habe schon auf dem Weg zum Stadion gemerkt, dass das heute etwas ganz Besonderes ist", erklärte der nun für Nizza spielende Dolberg später.

Dänen greifen nach ganz großem Coup

Exakt 29 Jahre nach dem EM-Triumph 1992 haben die Dänen die letzten Acht der EM-Endrunde erreicht, nun können sie wieder vom großen Coup träumen. Jene Dänen, die Ende März in Wien Österreich in der WM-Qualifikation mit 4:0 überrollt hatte, zeigten ähnliches Format gegen die Waliser. Trotz eines Gareth Bale waren die Kicker von der Insel nur ein Schatten ihrer Selbst. Bale brach gleich nach dem Match ein Interview ab, weil er nach seiner Teamzukunft befragt wurde. Als die Gemüter abgekühlt und die Enttäuschung halbwegs weggesteckt war, gab sich der Superstar informationsfreudiger. "Ich werde bis zu dem Tag für Wales spielen, an dem ich aufhöre, Fußball zu spielen", sagte der 31-jährige Kapitän.

Ob Bale nun weiter bei Tottenham bleibt oder der Leihvertrag von Real Madrid endet und der Waliser zu den Königlichen zurückkehrt, ist offen. Allerdings könnte der Trainerwechsel von Zinedine Zidane zu Carlo Ancelotti beim neuen Klub von David Alaba eine Rolle spielen. Immerhin hatten Bale und Ancelotti 2014 bei Real die Champions League gewonnen.

Während Wales aber die Heimreise antreten muss, geht es für die Dänen nun weiter nach Aserbaidschan. Ob sie auf ähnlich laute und zahlreiche Unterstützung ihrer Fans wie in Amsterdam hoffen dürfen? "So geht es nach Baku", schrieb die Zeitung "Ekstra Bladet" schon am Sonntag auf ihrer Homepage. Nach Amsterdam hatten Tausende Dänen den Weg gefunden, obwohl sie sich dort wegen der Corona-Pandemie nur zwölf Stunden hatten aufhalten dürfen. Die Partystimmung aus Kopenhagen hatten sie jedenfalls mitgebracht.

"Ich kann keine Ergebnisse versprechen, aber ich kann versprechen, dass wir wieder fighten werden. Die Jungs sind Krieger", sagte Hjulmand über seine verschworene Mannschaft. "Wir werden am Samstag wieder alles geben", versprach der Dänen-Coach.

apa