30.06.2021 08:35 Uhr

Harte Scholl-Kritik: DFB-Stars "schreien nach Mama"

Mehmet Scholl ist mit den DFB-Stars hart ins Gericht gegangen
Mehmet Scholl ist mit den DFB-Stars hart ins Gericht gegangen

Mehmet Scholl hat nach dem frühen Ausscheiden der Deutschen Nationalmannschaft bei der EM mit harten Worten mit dem DFB-Team abgerechnet. Der langjährige Mittelfeldstar des FC Bayern München kritisierte vor allem die Mentalität des überwiegenden Teils des DFB-Teams.

In seiner "Bild"-Sendung "Jetzt kommt Scholl" prangerte der 50-Jährige an, dass in der heutigen Spielergeneration die Typen fehlen, die in schwierigen und harten Situationen vorweg gehen und auch körperlich auf dem Rasen Zeichen setzen wollen.

"Wenn es eng wird, sind die einfach nicht gut genug. Dann schreien sie nach Mama!", so die drastische Formulierung des 36-maligen Nationalspielers nach dem Auftritt der Deutschen im Londoner Wembley-Stadion gegen England (0:2). 

Scholl bezeichnete die Akteure im DFB-Dress wiederholt als "Kinder" und sprach ihnen die Fähigkeit ab, sich in engen Spielverläufen auch mal mit körperlicher Robustheit, mit Aggressivität und Kampfgeist zur Wehr zu setzen. "Das Wesentliche wird nicht mehr geschult", fasste Scholl zusammen.

Scholl zu Schweini und Lahm: "Schenkt ihnen die Scheine"

Der einstige Weltklasse-Mittelfeldmann der Bayern forderte, seine ehemaligen Mannschaftskameraden Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm schnellstmöglich mit Trainerlizenzen auszustatten, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die jüngeren Generation weitergeben zu können.

"Warum sollen die elf Monate nach Köln zur Trainerausbildung? Schenkt ihnen die Scheine, gebt ihnen Struktur mit und dann ab auf den Markt. Es trainieren so viele Trainer in diesem Geschäft, die nie selber als Spieler irgendetwas gerissen haben oder Erfolg hatten", meinte Scholl, der selbst zuletzt vor acht Jahren als Trainer des FC Bayern II gearbeitet hatte. 

Welche Akteure er mit seiner deutlichen Kritik genau meinte, ließ Scholl offen. Es sei eine grundlegende Fehlentwicklung in der Nachwuchsausbildung im deutschen Fußball. Es komme zwar eine "Masse an gut ausgebildeten Spielern oben an", die aber eben keine Führungsqualitäten und Robustheit auf den Platz bringe und daher dem höchsten internationalen Niveau nicht mehr genüge, so Scholl.