30.06.2021 12:22 Uhr

Schweiz plant nächsten Coup - aber wer ersetzt Xhaka?

Die Schweiz steht im Viertelfinale der EM
Die Schweiz steht im Viertelfinale der EM

Nach dem sensationellen Viertelfinal-Einzug träumt die Schweiz von weiteren EM-Heldentaten. Doch der Ausfall des unbeugsamen Anführers Granit Xhaka trübt die Stimmung.

Der nervenaufreibende Elfmeter-Krimi gegen Frankreich brachte Ottmar Hitzfeld um den Schlaf. "Normalerweise gehe ich um 23 Uhr ins Bett", sagte der 72-Jährige, "aber dafür bin ich natürlich wach geblieben, habe mitgefiebert. Und gejubelt." Die nächtliche Aufregung war vielleicht nicht gut für den Biorhythmus des "Generals", aber umso besser für die Euphorie im Nachbarland. Die ganze Schweiz hofft auf den nächsten EM-Coup von Yann Sommer und Co.

"Da jetzt das Achtelfinale endlich einmal überstanden wurde, ist der Knoten geplatzt", sagte Hitzfeld in der Bild. Der frühere Meistertrainer mit Bayern München und Borussia Dortmund, der mit der Schweiz bei der WM 2014 gegen Argentinien (0:1 n.V.) nur knapp eine Achtelfinal-Sensation verpasst hatte, sieht für die Nati auch im Viertelfinale am Freitag (18.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) gegen Spanien gute Chancen: "Sie haben wie schon gegen Frankreich nichts zu verlieren, können befreit spielen und noch weit kommen."

Doch dafür müssen die Schweizer in St. Petersburg eine Antwort auf die Frage finden: Wer ersetzt Granit Xhaka? Der wohl wichtigste Spieler im Kader sah im Jahrhundertspiel gegen Weltmeister Frankreich wegen Meckerns die zweite Gelbe Karte und ist gegen Spanien gesperrt. Djibril Sow könnte ihn positionsgetreu ersetzen, doch die spielerische Klasse und das Anführer-Gen eines Granit Xhaka besitzt der Frankfurter Profi nicht. Deshalb werden dem etwas defensiveren Denis Zakaria (Borussia Mönchengladbach) größere Chancen eingeräumt.

So oder so: Die Schweiz muss es ohne ihren Kapitän richten. Nati-Direktor Pierluigi Tami erinnerte an das Halbfinale der U21-EM 2011 in Dänemark: "Da war Granit auch gesperrt - und wir schafften es trotzdem ins Finale." Damals ebenfalls als Jungstars dabei: Sommer, Xherdan Shaqiri, Admir Mehmedi, Mario Gavranovic. Zehn Jahre später will die goldene Generation auch bei den "Großen" ins EM-Endspiel stürmen.

Dass die Eidgenossen nach dem berauschenden Triumph gegen Kylian Mbappe und Co. nun geschlossen hinter der Nati stehen, ist auch eine Genugtuung für das Team. Im Vorfeld und nach den ersten beiden Gruppenspielen war die Stimmung gänzlich anders. "Es wurde so viel geschrieben, dass die Mannschaft arrogant sei", sagte Xhaka. Man habe "vielen das Maul gestopft".

Xhaka selbst musste reichlich Schlagzeilen über seine blond gefärbten Haare und den eigens dafür ins Teamquartier eingeflogenen Frisör lesen. Seine Antwort? Beim Jubel fasste er sich in seine gebleichten Haare, macht eine Schnipp-Schnapp-Geste und schlug mit der Faust leicht in die Kamera.

Ihren unbeugsamen Anführer wird die Schweiz gegen Spanien vermissen. Der Profi des FC Arsenal ist aber überzeugt, dass er im Halbfinale in seiner Wahlheimat London wieder eingreifen kann. Auch Hitzfeld glaubt an den nächsten Coup: "Wenn man Frankreich eliminiert, kann man auch gegen Spanien weiterkommen."

Gut für Hitzfeld: Selbst bei einem erneuten Elfmeter-Krimi wird er durch den frühen Anstoß (18:00 Uhr) diesmal nicht um seinen Schlaf gebracht.