13.07.2021 12:37 Uhr

Beschimpfte England-Stars gehen in die Offensive

Jadon Sancho (M.) und Marcus Rashford (r.) wurden kurz vor Schluss im EM-Finale eingewechselt
Jadon Sancho (M.) und Marcus Rashford (r.) wurden kurz vor Schluss im EM-Finale eingewechselt

Die nach dem gegen Italien verlorenen EM-Endspiel verschärfte Rassismusdebatte schlägt in England weiterhin hohe Wellen. Die beschimpften Spieler wehren sich, und es gibt viele Aktionen der Solidarität.

Rückendeckung von Kapitän Harry Kane und zutiefst bewegende Solidarität der echten Fans - Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka werden nach widerwärtigen rassistischen Anfeindungen von einem "Lovestorm" getragen. Die drei englischen Fußball-Nationalspieler hatten beim EM-Endspiel am Sonntag in London gegen Italien im Elfmeterschießen vergeben, der Titel ging an die Gäste.

Zum selbstbewussten Sprecher des in den sozialen Netzwerken übelst beleidigten Trios avancierte Rashford. In einem emotionalen Twitter-Statement ging der 23-Jährige gegen den oftmals anonymen Pöbel verbal in die Offensive. "Ich kann mir Kritik anhören, mein Elfmeter war nicht gut genug. Aber ich werde mich niemals dafür entschuldigen, wer ich bin und wo ich herkomme", schrieb Rashford.

Aber er sei auch, so der Stürmer von Manchester United, positiv überwältigt gewesen von einer Vielzahl aufbauender Äußerungen. Englands Spielführer Kane beispielsweise ging die Rassisten im Netz direkt und offen an: "Wenn du jemanden in den sozialen Medien beschimpfst, bist du kein England-Fan und wir wollen dich nicht."

Da durfte sich auch Priti Patel durchaus angesprochen fühlen. Die britische Innenministerin hatte in der jüngeren Vergangenheit mehrfach Verständnis dafür gezeigt, dass Menschen die Kniefälle von Fußballern vor dem Anpfiff kritisierten.

Rashford reagiert auf Aktion in seinem Heimatdorf

Für Nationalspieler Tyrone Mings ist das blanker Hohn. "Man kann nicht zu Beginn des Turniers Öl ins Feuer gießen und unsere Anti-Rassismus-Botschaft als 'Symbolpolitik' bezeichnen - und dann vorgeben, angeekelt zu sein, wenn genau das passiert, wogegen wir uns einsetzen", schrieb Mings bei Twitter.

Angekommen war die Black-Lives-Matter-Bewegung der "Three Lions" scheinbar besonders bei den jüngeren Fans. In Rashfords Heimatgemeinde Withington im Süden Manchesters überdeckten Jugendliche, teilweise auch Kinder, ein beschmiertes Wandgemälde ihres Idols mit Liebesbriefchen, kleinen Herzen und aufmunternden Worten. Rashford veröffentlichte bewegende Kinder-Zuschriften bei Twitter: "Das hat mich den Tränen nahe gebracht."

Um das Problem aber an der Wurzel zu packen und aktiv zu bekämpfen, sehen viele Beobachter besonders die FA in der Pflicht. Der älteste nationale Fußball-Verband der Welt hat auf der Insel immer noch ein verheerendes Image, irgendwo zwischen stockkonservativ und reaktionär. So musste der FA-Vorsitzende Greg Clarke erst im November vergangenen Jahres zurücktreten, nachdem er sich homophob und frauenfeindlich geäußert hatte.

Zumindest FA-Präsident Prinz William hatte seine Meinung zu den Vorfällen um Rashford, Sancho und Saka unmissverständlich dargelegt: "Ich bin angewidert von den rassistischen Beschimpfungen, die nach dem Spiel gegen die englischen Spieler gerichtet wurden." Damit sollte die herzögliche Messlatte als Richtschnur für zukünftiges verbandsinternes Verhalten eindeutig fixiert sein.