06.08.2021 18:40 Uhr

Kanadas Quinn: Queeres Vorbild mit Goldmedaille

Quinn holte Gold im olympischen Fußball-Finale
Quinn holte Gold im olympischen Fußball-Finale

Alle Welt sprach über Laurel Hubbard. Erste transgender Athletin bei Olympia, historischer Tag in Tokio - Quinn wird es womöglich recht gewesen sein, im olympischen Rampenlicht im Schatten der Neuseeländerin zu stehen. Doch nun sorgte Quinn für einen Meilenstein, als die Stammkraft im Mittelfeld des kanadischen Frauenfußball-Nationalteams im Finale gegen Schweden (3:2 i.E.) zur ersten offen lebenden transgender Person wurde, die eine Olympiamedaille gewann - noch dazu eine goldene.

Quinn (25) trägt nur diesen einen Namen und hat sich vergangenes Jahr via Instagram als transgender und nichtbinär geoutet. Letzteres umfasst als Überbegriff Menschen, die sich weder als männlich noch als weiblich verorten. Entsprechend bevorzugt Quinn die geschlechtsneutralen Pronomen they/them.

"Ich wollte in allen Bereichen meines Lebens authentisch sein, und dazu gehört auch der öffentliche Raum", erklärte Quinn damals. Denn dieser Raum ist eben zu weiten Teilen (noch) streng binär ausgerichtet.

Umso wichtiger sind sichtbare Vorbilder wie Quinn vom US-Klub OL Reign aus Seattle, die das Bewusstsein schärfen. "Ich bekomme Nachrichten von jungen Leuten, die sagen, dass sie noch nie eine transsexuelle Person im Sport gesehen haben", sagte Quinn dem Sender CBC, nachdem Kanada sensationell den großen Favoriten USA im Halbfinale ausgeschaltet hatte.

Die Geschichte von Quinn, seit 2014 im kanadischen Frauen-Nationalteam, erregte rund um die Olympischen Spiele aber wohl auch deshalb weniger Aufsehen, weil die Frage nach körperlichen Vorteilen anders als bei Hubbard nicht aufkommt. Auch aus Quinns Sicht ist der Weg zu mehr Akzeptanz noch weit.

"Trans Mädchen werden aus dem Sport verbannt, trans Frauen werden mit Diskriminierung und Vorurteilen konfrontiert, während sie versuchen, ihre olympischen Träume zu verfolgen", fasste Quinn die Problematik im Sport zusammen. "Der Kampf", so Quinn, "ist noch lange nicht vorbei."