01.09.2021 11:23 Uhr

Heißer Transfersommer der Stars trotz Corona

Ronaldo (l.) und Messi tragen jetzt andere Farben als im Dezember 2020
Ronaldo (l.) und Messi tragen jetzt andere Farben als im Dezember 2020

Trotz der Coronakrise gab es in diesem Transfersommer so viele hochkarätige Wechsel wie vielleicht noch nie. Mit Cristiano Ronaldo (Manchester United), Lionel Messi (Paris Saint-Germain) und Antoine Griezmann (Atletico Madrid) schlossen sich drei der besten und populärsten Spieler des Planeten fast zeitgleich einem neuen Club an.

Gerade wegen den wirtschaftlichen Effekten der Pandemie wurde insgesamt aber deutlich weniger Geld umgesetzt als in den Jahren vor 2020.

Viele der Stars wechselten ablösefrei - darunter Messi und David Alaba -, mittels kostendrückenden Leihgeschäften oder verkauften sich unter ihrem taxierten Marktwert. Bemerkenswert und bezeichnend für dieses Sommer-Transferfenster ist, dass der Königstransfer in finanzieller Hinsicht eben nicht zustande kam: Kylian Mbappe bleibt bei PSG, das laut Medienberichten eine Ablösesumme von 150 bis 200 Millionen Euro von Real Madrid für den Franzosen ausschlug. Auch die Torjäger Erling Haaland und Harry Kane blieben trotz mitunter ähnlich dotierten Angeboten vorerst bei Borussia Dortmund beziehungsweise Tottenham.

Die Gründe für die Migrationsbewegungen der Topspieler sind unterschiedlich. Vielfach war es der Wunsch nach Veränderung, der sie umtrieb - wie bei Ronaldo, der bei Juventus Turin nicht mehr glücklich war. Seine Rückkehr kostete ManUnited, wo der 36-jährige Portugiese als Jungspund seinen Durchbruch geschafft hatte, bescheidene 15 Millionen Euro Ablöse. Einen Bruchteil jener kolportierten 117 Millionen, die Juventus vor drei Jahren berappte, um ihn von Real Madrid loszueisen. United hatte davor freilich schon für die Verpflichtung von Dribbelkünstler Jadon Sancho von Dortmund geschätzte 85 Millionen Euro ausgegeben.

Bayern schnappt sich Sabitzer

Etwa die gleiche Summe wie ManU für Ronaldo bezahlt der FC Bayern München für Marcel Sabitzer an RB Leizpig, das für den gebürtigen Steirer eine zu kleine Bühne geworden war. Sein Wert läge laut transfermarkt.at aber bei 42 Millionen Euro. Sabitzers Nationalteam-Kamerad Alaba wiederum wollte die Bayern nach mehr als zehn Jahren verlassen, weil er eine neue Herausforderung in einer neuen Stadt suchte. Mit dem deutschen Rekordmeister hatte er sich zuvor nicht auf einen neuen Vertrag einigen können. Er übernahm bei den "Königlichen" in Madrid quasi den Platz von Club-Urgestein Sergio Ramos, der ebenfalls ablösefrei zu PSG wechselte.

Die Pariser krallten sich obendrein den besten Spieler der abgelaufenen EM: Gianluigi Donnarumma von EM-Champion Italien. Auch der Torhüter kostete keine Ablöse, wobei ein Muster deutlich erkennbar wird. Ein Club wie PSG, der finanziell keine Sorgen, dafür aber große Ambitionen - Stichwort Champions League - hat und bereits mit zahlreichen Stars bestückt ist, entwickelt eine fast magische Anziehungskraft. Das zeigte auch das Beispiel Messi, der nach dem tränenreichen Abschied von seinem Herzensverein FC Barcelona nur wenige Tage brauchte, um sich für Paris zu entscheiden.

Im Gegensatz zu Ronaldo wäre der 34-jährige Argentinier nur zu gerne bei seinem Club geblieben. Dafür hätte er in seinem neuen Arbeitspapier aber eine extreme Gehaltskürzung in Kauf nehmen müssen, wozu er nicht bereit war. Denn Barca plagt eine enorme Schuldenlast, und die spanische Liga hat diesbezüglich die Daumenschrauben verstärkt angezogen. Die Neuzugänge Memphis Depay oder Sergio Aguero, die jetzt die Offensive tragen müssen, kosteten den Verein dementsprechend keine Ablösesumme.

Auch der Wiener Yusuf Demir war vorerst um einen Spottbetrag zu haben. Der 18-Jährige wurde von Rapid Wien für ein Jahr ausgeliehen, 500.000 Euro beträgt laut Barcelona die Leihgebühr. Danach haben die Katalanen eine Kaufoption, die für 10 Millionen Euro gezogen werden kann.

Die pikante Schlussnote des Kapitels Barca in diesem Sommer setzte kurz vor Ende der Transferperiode aber Griezmann mit seiner Rückkehr zu Atletico Madrid. Der französische Internationale und Weltmeister kickt vorerst für ein Jahr auf Leihbasis für den spanischen Meister, dazu haben die beiden Clubs eine Kaufoption vereinbart. Die Ironie dabei: Wäre dieser Wechsel einige Wochen früher vollzogen wurden, hätten durch das eingesparte Gehalt für den Franzosen andere Barca-Größen wie Gerard Pique, Sergio Busquets und Jordi Alba vielleicht nicht freiwillig auf Geld verzichten müssen. Und es wäre sogar viel wahrscheinlicher gewesen, Messi beim Club halten zu können.

apa