14.09.2021 10:35 Uhr

Bayern-Gegner Barca: Wirklich nur ein Schatten seiner selbst?

Dem FC Barcelona gelang trotz der Turbulenzen ein ordentlicher Saisonstart
Dem FC Barcelona gelang trotz der Turbulenzen ein ordentlicher Saisonstart

Kein Lionel Messi mehr, dafür horrende Schulden und massive Probleme: Der große FC Barcelona ist vor dem Duell gegen Bayern München nur noch ein Schatten seiner selbst - auch, wenn der Liga-Start trotz großer Turbulenzen glückte.

Thomas Müller ist selten ratlos. Doch wie er diesen einst so stolzen und großen FC Barcelona ohne Superstar Lionel Messi bewerten soll, wusste selbst der 32-Jährige ausnahmsweise nicht. Er könne Barca "absolut nicht einschätzen. Ohne Messi wird das eine andere Mannschaft sein. Für das Gesamterlebnis fehlt er absolut. Ich weiß nicht, was uns da erwartet", sagte Müller vor dem Champions-League-Duell seines FC Bayern am Dienstag (21:00 Uhr/Amazon) im Camp Nou.

Aus den ersten drei Spielen in LaLiga holte die Mannschaft von Trainer Ronald Koeman immerhin sieben Punkte, wenngleich die großen Hürden noch nicht anstanden. Aufgrund eines Abstellungsstreits um südamerikanische Nationalspieler wurde zuletzt das Topspiel gegen den FC Sevilla verschoben, die Partie gegen den FC Bayern avanciert daher für Barca zum ersten echten Gradmesser der jungen Saison.

So oder so: Die Probleme des Klubs liegen viel tiefer.

Hoeneß: Barcelona "ein Fall für den Insolvenzrichter"

"Mes que un club", mehr als ein Verein will der FC Barcelona seit jeher sein - doch längst sind die glorreichen Zeiten mit Messi und Pep Guardiola, als Barca Europas Fußball fast nach Belieben dominiert hatte, verblasst. Vielmehr stehen die Katalanen vor einem Scherbenhaufen.

Unglaubliche 1,35 Milliarden (!) Schulden haben sich aufgetürmt, Präsident Joan Laporta hat zwangsweise einen rigorosen Sparkurs ausgerufen. Klare Worte zur Misswirtschaft gab es einmal mehr aus Deutschland, genauer von Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß: "Barcelona ist für uns überhaupt kein Vorbild mehr. Wenn Barcelona in Deutschland wäre, wäre das ein Fall für den Insolvenzrichter."

FC Barcelona ohne Messi kein Königsklassen-Favorit

Die Zukunft ist längst ungewisser denn je - auch sportlich. Zwar trainiert Ronald Koeman immer noch einen stark besetzten Kader mit Torwart Marc-André ter Stegen, Kapitän Gerard Pique, Sergio Busquets, Jordi Alba oder Supertalent Pedri. Doch ohne Ikone Messi, der 18 Jahre Dreh- und Angelpunkt war, hat Barca seinen Schrecken verloren. Der einst stolze Klub habe sich "aus der Riege der Favoriten verabschiedet", schrieb "l'esportiu" vor dem Auftakt der Gruppenphase.

Um das zu verdeutlichen, zeigte das katalanische Blatt auf Seite eins einen jubelnden Messi - im Trikot von Paris St. Germain. "Die etwas andere Champions League", lautete der Titel.

Etwas anders? Beim FC Barcelona ist alles anders. Koeman nannte den Moment des Messi-Abschiedes einen "Schock". Man habe "den Besten der Welt verloren" und es habe gedauert, "bis wir uns erholt hatten".

Fünf Barca-Profis fallen gegen FC Bayern aus

Wie weit Barca ohne Messi schon ist, weiß allerdings niemand so recht. Klar ist nur, dass die Katalanen Revanche für das desaströse 2:8 im Halbfinale der Königsklasse vor gut einem Jahr (damals noch mit Messi) gegen die Bayern nehmen wollen. Nur wie?

Sergio Agüero, Ousmane Dembélé, Ansu Fati, Sergino Dest und Martin Braithwaite fallen aus, Antoine Griezman ist kurz vor Transferschluss zu Atlético Madrid geflüchtet. In der Offensive muss Koeman wohl oder übel seinen niederländischen Landsleuten Memphis Depay und Luuk de Jong vertrauen.

Der Ex-Gladbacher de Jong hatte zuletzt semi-erfolgreich beim FC Sevilla gekickt. Kein Wunder, wenn "Mundo Deportivo" im Spiel gegen die Bayern "die große Herausforderung" für ter Stegen und Co. sieht. Größte Hoffnung liegt letztlich in Depay, der mit zwei Toren und einer Vorlage einen guten Saisonstart im neuen Trikot hinlegte und so etwas wie ein Lichtblick für die Barca-Fans ist.

Rummenigge stichelt, Laporta kontert

Eine Niederlage gegen Bayern München würde die ohnehin brisante Lage derweil noch verschärfen. Zumal sich Barca auch noch im Clinch mit Ligaboss Javier Tebas befindet. Der stichelte nun wieder gegen Laporta. Dieser hätte Messis Abgang, den selbst der frühere Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge in "AS" als "Eigentor" bezeichnete, verhindern können.

Laportas Konter: "Er hat eine kranke Besessenheit zu sehen, wie er Barca und seinen Werten schaden kann." In Wahrheit sei Tebas schuld an Messis Weggang, "wegen seines übermäßigen Eifers und weil er mit dem Fair Play päpstlicher umgeht als der Papst".