22.09.2021 12:43 Uhr

DFB-Machtkampf in alter Manier

Wer wird neuer DFB-Präsident?
Wer wird neuer DFB-Präsident?

Die Vorentscheidung fällt schon in der kommenden Woche. Wenn sich die Abgesandten der fünf Regionalverbände treffen, wird die Kandidatenliste abgearbeitet. Wer den Präsidenten-Check nicht besteht, hat keine Chance auf den Chefposten beim krisengeplagten Deutschen Fußball-Bund (DFB). Dabei drängt die Zeit, schließlich gibt es immer noch keinen Favoriten für die Wahl beim Bundestag am 11. März.

Das soll sich bei der dreitägigen Konferenz der 21 Landesverbands-Bosse rund um das Länderspiel der Nationalmannschaft in Hamburg gegen Rumänen am 8. Oktober ändern. Um dieses Treffen vorzubereiten, stecken die Vertreter der Regionalverbände (Nord, Nordost, Südwest, West, Süd) nächste Woche die Köpfe zusammen. Nach "SID"-Informationen kommen dabei mögliche Nachfolger des zurückgetretenen Fritz Keller wie auch die DFB-Satzung auf den Prüfstand.

Die Statuten sollen jedenfalls nicht mehr daran Schuld sein, dass es zu einem selbstzerstörerischen Machtkampf wie zwischen Keller und der Fraktion um Ex-Generalsekretär Friedrich Curtius kommt. Klare Regelungen bei den Zuständigkeiten erscheinen notwendig. Auch Neuerungen mit Blick auf den mächtigen Präsidialausschuss muss es wohl geben, da sich die Kontrahenten zuletzt vor allem in diesem Gremium heftige Auseinandersetzungen geliefert haben.

Bernd Neuendorf ein Kandidat

Sollten die Spielregeln neu festgelegt werden, ist der in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Bernd Neuendorf ein Kandidat für den Chefposten. Der Präsident des Landesverbands Mittelrhein, der auch im DFB-Vorstand sitzt, genießt hohes Ansehen bei zahlreichen seiner Verbandskollegen. Neuendorf wird aus deren Reihen als integer und kompetent beschrieben. Gleichzeitig gilt es als sicher, dass der 60-Jährige nur bei Satzungsänderungen in seinem Sinne antreten wird.

Doch nicht nur deshalb ist fraglich, ob Neuendorf tatsächlich zum Kandidaten ausgerufen wird. Schließlich sind die Ränkespiele der Strippenzieher im Hintergrund ganz nach alter DFB-Manier voll im Gange. Dabei haben auch die heftig kritisierten Co-Interimspräsidenten Rainer Koch und Peter Peters, deren gegenseitige Abneigung ein offenes Geheimnis ist, ihre Finger im Spiel.

Das Hauen und Stechen läuft

Dem von Kritikern als inkompetent bezeichneten Peters werden selbst große Ambitionen auf das Amt nachgesagt, Koch will trotz seiner äußerst umstrittenen Amtsführung wieder einmal der Königsmacher sein - wie beide in ihren Rollen als DFB-Vertreter beim Weltverband FIFA und der Europäischen Fußball-Union (UEFA) gemeinsam die Interessen des Verbandes vertreten sollen, bleibt ein Rätsel.

Zudem ist das Hauen und Stechen um die Posten in der zweiten Reihe inklusive Proporz-Wünsche der Landesverbände schon losgegangen. Ganz zu schweigen vom tobenden Kampf innerhalb des DFB zwischen Profis und Amateuren, bei dem es vor allem ums Geld geht.

Angesichts dieser Gemengelage und den Schlüsselpositionen für die Männer der alten Garde erscheint die von zahlreichen Beobachtern angemahnte grundlegende Erneuerung des Verbandes derzeit nicht in Sicht.

Das sieht wohl auch die Frauen-Initiative um Katja Kraus so, die sich derzeit öffentlich zurückhält. Nach "SID"-Informationen suchen die rivalisierenden Fraktionen allerdings immer wieder den Kontakt zu der Gruppe, um sich eventuell mit dem Vorschlag einer weiblichen Co-Präsidentin schmücken zu können. Angesichts mangelnder Kandidaten von Format könnte dieser Schachzug schon ausreichen.