04.10.2021 08:09 Uhr

Rapid nach Torfestival "wieder in richtiger Spur"

Kara schoss sich den ganzen Frust von der Seele
Kara schoss sich den ganzen Frust von der Seele

Rapid hat das Ruder gerade noch herumgerissen. Nach drei Liga-Niederlagen in Folge setzten sich die Hütteldorfer am Sonntag gegen Schlusslicht WSG Tirol nach einer mühsamen ersten Hälfte am Ende noch komfortabel mit 5:2 durch und brachten damit den extrem wackelnden Trainersessel von Dietmar Kühbauer wieder etwas zur Ruhe. Statt des Rückfalls ans Tabellenende gelang der Sprung auf Rang acht. Das auch dank einer Explosion von Ercan Kara, der an vier Treffern beteiligt war.

Dem 25-jährigen Stürmer gelang, nach einem in der ersten Hälfte nach VAR-Entscheidung nicht gegebenen Treffer, erstmals im Rapid-Dress ein Triplepack. "Ein gewisses Vertrauen muss da sein, das ist vorhanden, so zahlt man es dann zurück", betonte der Matchwinner. Zuvor hatte er in der Liga nur beim 3:0 gegen Ried getroffen. Das hatte sicher auch mit den Spekulationen über einen schlussendlich nicht zustande gekommenen Wechsel in der Sommertransferzeit zu tun. "Ich sage einmal so, die Situation war sicherlich nicht einfach, aber so ist das Profigeschäft", erklärte der Wiener.

Mittlerweile habe er alles gut weggesteckt. "Ich habe auch nie gesagt, dass ich woanders hin will. Ich bin bei Rapid groß geworden, deshalb bin ich sehr zufrieden und glücklich hier." Auf einmal schraubte er seine Torquote ordentlich nach oben, nach 19 Einsätzen stehen acht Pflichtspieltore zu Buche. "Er war es immer gewohnt zu treffen und hatte jetzt diese Phase. Deshalb war es auch für ihn ein Befreiungsschlag", meinte Kühbauer. Kara, der am 13. September 2019 im Horn-Dress beim 5:1 gegen Kapfenberg viermal getroffen hatte, habe dem Team ungemein geholfen, zum erst dritten Mal drei Punkte mitzunehmen.

Rapid-Trainer Kühbauer kann durchatmen

Kühbauer war die Erleichterung im Gesicht abzulesen. Auch wenn es öffentlich niemand aussprach, wäre es im Falle einer Niederlage wohl auf eine Trainerablösung hinausgelaufen. Das wusste auch der Burgenländer. "Es war mir schon bewusst, dass die Möglichkeit da gewesen wäre, wenn es nicht so gelaufen wäre", sagte Kühbauer. Sein positives Gefühl vor der Partie sollte ihn allerdings nicht täuschen. Mit Toren unmittelbar vor und nach der Pause leitete Kara für bis dahin schwache Hausherren die Wende ein.

Nach vier sieglosen Ligapartien gelang auch ohne der "unglaublichen Power" des aufgrund der 2G-Regel nur spärlich besetzen Block West die Rückkehr auf die Erfolgsstraße. "Wir haben intern versucht, den Ball flach zu halten. Wir haben zuletzt das nötige Spielglück nicht gehabt, aber gesagt, Fußball spielen können wir und das Glück müssen wir erzwingen. Das haben wir geschafft", resümierte Rapids Coach. Und Kara ergänzte: "Wir haben ein Erfolgserlebnis gebraucht, um ein bisschen Selbstbewusstsein zu tanken. Jetzt haben wir das und sind wieder in der richtigen Spur." Dass die Qualität da sei, habe man immer gewusst. "Wir haben es alle zusammen richtig gut gemacht." Darüber freute sich auch Kapitän Maximilian Hofmann: "Es war brutal wichtig, dass wir einfach einmal wieder anschreiben und sehen, dass wir es doch können."

Dadurch kann Kühbauer in den nächsten zwei Wochen in Ruhe arbeiten. Danach folgt das Auswärtsspiel bei Austria Klagenfurt. Da bietet sich aufgrund der engen Tabellenkonstellation für den Achten die Möglichkeit, den drittplatzierten Aufsteiger zu überholen. Sollte das nicht gelingen, wird schnell wieder Kritik im Rapid-Lager laut werden. "Die Zeiten werden nicht einfacher in Zukunft, weil bei Rapid immer was gefordert wird", ist sich Kühbauer bewusst. Er habe damit leben gelernt. "Entscheidend ist, dass man ruhig bleibt."

In der Kritik steht auch WSG-Coach Thomas Silberberger. Nach dem 4:2 gegen Ried, dem ersten Triumph nach 14 sieglosen Partien, folgte gleich wieder ein Rückschlag. "Ich freue mich für den Didi, dass er rausgekommen ist, jetzt bin halt ich leicht in der Bredouille", gab der Tiroler Einblick. Auch personell wird die Problematik immer größer. Durch die Rote Karte von Raffael Behounek fehlt beim nächsten Heimspiel gegen Hartberg der aktuell letzte fitte Innenverteidiger gesperrt. Silberberger hofft daher auf eine Rückkehr des angeschlagenen Maxime Awoudja in der Länderspielpause.

Sollte es nicht dazu kommen, sei der Klub gefordert nach vertragslosen Spielern Ausschau zu halten. Und das vielleicht auch in der Offensive, wo Tobias Anselm lange ausfällt. "Da müssen wir uns einige Gedanken machen", sagte Silberberger. Die Situation in der Tabelle ist alles andere als aussichtslos, der Fünfte Hartberg ist nur fünf Zähler entfernt. "Tabellenletzter ist glaube ich keiner gerne. Es hat sich aber nicht viel verändert. Die Tabelle gibt extrem viel her", weiß der WSG-Trainer, der gegen Hartberg einen "Pflichtsieg" einfahren möchte.

apa