08.10.2021 08:19 Uhr

Florian Neuhaus und der erste große Karriereknick

Gladbach-Star Florian Neuhaus kommt noch nicht in die Spur
Gladbach-Star Florian Neuhaus kommt noch nicht in die Spur

Florian Neuhaus galt in den vergangenen Jahren als der nächste aufstrebende Mittelfeldstar, durfte sich berechtigte Hoffnungen auf einen Wechsel zu einem Top-Klub wie dem FC Bayern machen und sich als sicherer Kandidat in der DFB-Auswahl wähnen. Mittlerweile muss der 24-Jährige aber um all seine Träume bangen.

Es ist der absteigende Ast, auf dem Florian Neuhaus derzeit sitzt, wenngleich der Profi von Borussia Mönchengladbach erneut zu den Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft eingeladen wurde und somit weiterhin zu den besten Mittelfeldspielern der Nation zählt. Doch der Ast ist dünn und könnte gar brechen - und Neuhaus auf den Boden der Tatsachen fallen.

Bislang verläuft die Spielzeit für den Kreativspieler nämlich alles andere als nach Plan. Den Stammplatz bei den Fohlen verlor er in den vergangenen zwei Spielen, in der Rangordnung sind derzeit gleich mehrere Gladbacher vor ihm. Youngster Kouadio Manu Koné etwa überzeugte zuletzt neben Denis Zakaria im zentral-defensiven Mittelfeld, die erfahrenen Lars Stindl und Jonas Hofmann machten ihre Sache eine Reihe weiter vorne ebenfalls gut.

Und so schmorrte der eigentliche Unterschiedsspieler der Niederrheiner in den so richtungsweisenden Duellen gegen den BVB (1:0) und den VfL Wolfsburg (3:1) 90 Minuten lang auf der Bank. Hütter drückte das so aus: "Flo probiert und kämpft, hat aber natürlich schon besser gespielt." Manager Max Eberl wurde gegenüber "Bild" noch etwas deutlicher: "Wir als Verein haben eine sehr ehrgeizige Erwartungshaltung." Die "renommierten Spieler" wie Neuhaus seien unter Zugzwang.

Neuhaus bei Gladbach: Vorne blass, hinten unsicher

Kreativität, Ballsicherheit, Torgefahr - all jene Eigenschaften, die Florian Neuhaus in den vergangenen drei Jahren (über weite Strecken) an den Tag gelegt hatte, bleiben in dieser Saison aus. Eine direkte Torbeteiligung lieferte er noch in keinem seiner sechs Einsätze. Erschreckend: Die Statistiker zählen gerade einmal zwei Schüsse aufs Tor, jeweils abgefeuert nach einem Eckstoß.

Nicht nur lässt Neuhaus dieser Tage offensive Reize vermissen, er wurde ein ums andere Mal auch defensiv zu einem Unsicherheitsfaktor. So war es der zentrale Mittelfeldmann, der etwa gegen Arminia Bielefeld (3:1) den folgeschweren Fehlpass in die Füße von Manuel Prietl spielte und damit den zwischenzeitlichen Ausgleich einläutete. 

Bezeichnend: Nach etwas mehr als einer Stunde musste Neuhaus dann vom Platz, kurz darauf gelang der Borussia der Doppelschlag zum Heimsieg.

Neuhaus darf weiter zur DFB-Auswahl 

In die Gladbacher Startformation muss sich der technisch versierte Rechtsfuß nach der Rückkehr von den Spielen mit der deutschen Nationalmannschaft erst einmal wieder hineinkämpfen. Zur DFB-Auswahl darf er sich zwar weiterhin zählen - die Frage, wie lange Bundestrainer Hansi Flick den Mittelfeldspieler nominiert, ist aber durchaus berechtigt.

Flick hatte Neuhaus, der in der Nationalelf lange als das potenzielle neue Herzstück gesehen wurde, zwar zu seinen ersten Auftritten einberufen. Einen Einsatz schenkte er dem Gladbacher jedoch nicht. Andere Kreativspieler, denen er sonst Konkurrenz gemacht hatte, sind weitaus gefragter. Und so dürfte er auch in den kommenden Monaten nicht an Spielern wie Leon Goretzka, Ilkay Gündogan, Kai Havertz, Jamal Musiala oder Florian Wirtz vorbei kommen.


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Mit jeder Minute im Gladbach- und DFB-Dress, die er auf der Bank verbringt, schwinden gleichzeitig auch Neuhaus' Chancen auf den ganz großen Wechsel. Lange galt ein Transfer im Sommer 2022 als äußerst wahrscheinlich, Top-Adressen wie der FC Bayern, Real Madrid, FC Liverpool, Juventus oder der BVB wurden gehandelt. 

Ein solcher Karrieresprung erscheint derzeit jedoch äußerst unwahrscheinlich. Ein Wechsel nach München sei "derzeit komplett uninteressant", räumte dessen Berater Christian Nerlinger zuletzt bei "Bild" ein.

Um sich zurück ins Schaufenster zu spielen, muss Florian Neuhaus nun zunächst einmal zwei Trainer von sich überzeugen. Wenn ihm das gelingt, steht er aber sicher bald wieder auf einem aufsteigenden Ast.

Gerrit Kleiböhmer