17.10.2021 12:24 Uhr

Hamburgs Hierarchie wankt: FC St. Pauli enteilt dem HSV

Der HSV ist schon wieder ein gutes Stück von der Tabellenspitze entfernt
Der HSV ist schon wieder ein gutes Stück von der Tabellenspitze entfernt

Die Hamburger Fußball-Hierarchie gerät ins Wanken, die Fans in der Hansestadt sind verblüfft: Der "große" Hamburger SV und der "kleine" FC St. Pauli - davon kann an Alster und Elbe derzeit nicht die Rede sein. Nicht einmal ein Drittel der Zweitliga-Saison ist absolviert und die Kiezkicker sind als Tabellenführer den Rothosen bereits um sieben Punkte enteilt.

Für die Profis des Spitzenreiters aber war die aktuelle Situation auch nach dem 4:2 (0:1)-Sieg beim 1. FC Heidenheim weiterhin nicht mehr als eine Momentaufnahme. "Als Spitzenteam kann man uns noch nicht bezeichnen. Aber ein frühes Gegentor wirft uns nicht mehr aus der Bahn", sagte Torjäger Guido Burgstaller.

Auch diese psychische Stärke macht aktuell den Unterschied zwischen den beiden Traditionsvereinen aus. Denn wenige Stunden nach dem Erfolg von St. Pauli kam der HSV gegen Fortuna Düsseldorf trotz Führung und 67-minütiger Überzahl nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. Nicht wenige der 38.954 Zuschauer verabschiedeten die Spieler mit Pfiffen.

"Es geht uns auf den Sack. Wir haben großen Aufwand betrieben, lange in Überzahl gespielt, dann ist der Punkt unterm Strich ganz klar zu wenig", sagte Tim Leibold am "Sky"-Mikrofon verärgert.

Und auch Trainer Tim Walter, von dem man beim Rautenklub im vierten Anlauf endlich die ersehnte Bundesliga-Rückkehr erwartet, konnte nach dem dritten Remis in Serie naturgemäß nicht zufrieden sein: "Wir sterben oft ein bisschen in Schönheit. Aber wir haben viele junge Spieler, die einfach noch Zeit brauchen."

Doch davon hat man am Volkspark aktuell wahrlich nicht viel, denn der Erzrivale vom Millerntor eilt derzeit von Rekord zu Rekord. 22 Punkte aus zehn Spielen sind ein Startrekord. Viermal hintereinander mindestens drei Tore erzielt - das gelang den "Boys in Brown" in der 2. Liga zuletzt vor mehr als 46 Jahren.

Träumen auf St. Pauli erlaubt

Dass da auf dem Kiez zehn Jahre nach dem letzten Abstieg Träume auf eine Bundesliga-Rückkehr reifen, daran hat Erfolgscoach Timo Schultz auch gar nichts auszusetzen: "Ich bin ein Freund von Euphorie. Ich mag niemandem das Träumen verbieten, wenn er dabei das Arbeiten nicht vergisst."

Und sollte der FC St. Pauli auch zum Schluss der Saison, ob nun als Aufsteiger oder nicht, vor dem HSV liegen, wäre eine weitere historische Bestmarke geknackt.

Denn einen solchen Endstand gab es letztmals in der gemeinsamen Oberliga-Saison 1953/54, da spielte Uwe Seeler beim HSV noch in der Jugend...