15.11.2021 11:25 Uhr

Acht Flick-Erkenntnisse: Die Lust ist zurück, aber ...

Unter Hansi Flick läuft es bei der Nationalmannschaft wieder
Unter Hansi Flick läuft es bei der Nationalmannschaft wieder

Sieben Spiele, sieben Siege, 31:2 Tore: Bundestrainer Hansi Flick geht mit einem Startrekord und einer makellosen Bilanz ins WM-Jahr. Zurück an der Weltspitze ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft aber noch nicht. Die Erkenntnisse des Flick-Starts:

  • Die Lust ist zurück

Als Schiedsrichterin Ivana Martincic das Spiel gegen Liechtenstein (9:0) abpfiff, waren die Spieler leicht verstimmt. Liebend gerne hätten sie den ersten zweistelligen Sieg der Nationalmannschaft seit 15 Jahren gefeiert.

"Wir treten wieder giftiger und galliger auf", stellte Marco Reus fest. Man spürt unter Flick einen neuen Geist, es herrscht Aufbruchstimmung. "Jeder", betonte Flick, "ist gerne Nationalspieler und gerne beim Team dabei".

  • Der Konkurrenzkampf hat eine neue Dynamik 

Unter Joachim Löw schien der Konkurrenzkampf fast eingeschlafen. Doch dieser ist nun wieder eröffnet und wirkt sich positiv aus.

"Auf jeder Position haben wir zwei, drei Spieler, die wir vorher händeringend gesucht haben", sagte Flick nach dem Sieg in Armenien. Ob Neulinge wie David Raum, Karim Adeyemi und Lukas Nmecha oder Rückkehrer wie Maximilian Arnold oder Jonathan Tah - bei Flick erhält jeder eine Chance.

  • Gewinner, Gewinner, Gewinner

Leroy Sané blüht auch in der DFB-Auswahl so richtig auf. "Er spielt mit einer Leichtigkeit - das ist schon beeindruckend", lobte Flick das einstige Sorgenkind.

Aber nicht nur der Bayern-Profi profitiert vom neuen Bundestrainer. Jonas Hofmann ist auf der rechten Seite derzeit gesetzt. "Er ist ein sehr intelligenter und ballsicherer Spieler", sagte Flick. Und auch Thilo Kehrer hat aufgrund seiner Flexibilität derzeit einen festen Platz.

  • Flick als Hans Dampf

Der einstige Münchner Erfolgscoach zeigt viel Präsenz. Er tingelt durch die Bundesliga-Stadien, besucht aber auch die Legionäre im Ausland.

"Er hat neues Feuer in uns entfacht", sagt Hofmann. Flick pflegt dabei einen offenen Austausch, fordert aber auch gewisse Dinge ein: "Ich erwarte, dass es nicht nur eine Einbahnstraße ist, dass die Spieler auch mal anrufen, wenn sie verletzt oder angeschlagen sind oder sie etwas bedrückt."

  • Die Fans kommen zurück

Ausverkauftes Haus in Wolfsburg. An einem trüben Novemberabend. Gegen Liechtenstein. Mit ihren forschen Auftritten hat die DFB-Auswahl wieder einige Fan-Herzen erobert. "Die Mannschaft und die Fans, das ist eine gute Kombination", sagte Flick.

  • Weltspitze? Nicht so schnell

Für diese Erkenntnis genügt nach zwei herben Turnier-Enttäuschungen ein Blick auf die Weltrangliste. Der viermalige Weltmeister ist Zwölfter, bei der Gruppenauslosung für die WM in Katar reicht es nur für Topf zwei. "Wir haben noch einiges vor uns, wir können einiges verbessern", weiß auch Flick. Im März will er sich mit einem "Hochkaräter" messen.

  • Die Problemzonen

Die Außenverteidiger haben noch Luft nach oben, es fehlt weiterhin ein Stoßstürmer von Weltklasse-Format. Kehrer links ist defensiv stabil, tritt offensiv aber kaum in Erscheinung.


Bei Raum und Robin Gosens ist es umgekehrt. Rechts muss Hofmann noch nachweisen, dass er auch gegen Top-Gegner die Seite zumachen kann. Vorne hat Timo Werner seine Qualitäten, aber ein Weltklassestürmer ist er (noch) nicht. Adeyemi und Nmecha sind große Hoffnungsträger, aber noch in der Entwicklung.

  • Hummels hat es schwer

Der Abwehrchef von Borussia Dortmund plagt sich mit Knieproblemen herum und war unter Flick noch nicht dabei. Das intensive Pressing-System erfordert schnelle Innenverteidiger. Schnelligkeit gehörte aber noch nie zu seinen Stärken.

Niklas Süle, Antonio Rüdiger und auch Kehrer haben daher die Nase vorn. "Wir versuchen immer, offen und ehrlich mit allen Spielern zu sein. Er bekommt den Respekt und die Wertschätzung, die er verdient hat", sagte Flick.