08.12.2021 10:43 Uhr

Brych gönnt sich keine internationale Nachspielzeit

Felix Brych macht Schluss
Felix Brych macht Schluss

Felix Brych hat mit einem letzten Einsatz in der Champions League seine internationale Karriere beendet. Der deutsche Top-Schiedsrichter geht als Rekordhalter.

Eine Nachspielzeit gönnte sich Felix Brych nicht. Nach exakt 90 Minuten pfiff der deutsche Spitzen-Schiedsrichter seine internationale Karriere selbst ab. Ganz vorbei war es damit aber noch nicht. Denn Startrainer Carlo Ancelotti und Ex-Weltfußballer Luka Modric ließen es sich nicht nehmen, Brych mit warmen Worten zu verabschieden - bevor der Münchner mit dem Ball in der Hand den Rasen des Bernabeu-Stadions verließ.

Zuvor stand Brych am Dienstagabend zum letzten Mal auf der ganz großen Bühne. Doch es war nicht so, dass er bei der Königsklassen-Partie zwischen Real Madrid und Inter Mailand (2:0) einen ruhigen Ausstand genießen konnte. Nach rund einer Stunde musste der Referee einer Rudelbildung Herr werden, dem Mailänder Nicolo Barella zeigte Brych zu Recht eine letzte Rote Karte (64.).

Kurz darauf ging der 46-Jährige, der seine nationale Laufbahn in der Bundesliga fortsetzen wird, als Rekordhalter. 69 Einsätze in der Champions League und 16 Ansetzungen in der Königsklassen-Qualifikation schaffte bisher noch kein Unparteiischer.

Entsprechend lobte die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) den fünfmaligen Schiedsrichter des Jahres, der bei der zurückliegenden EM-Endrunde mit fünf Einsätzen einen Turnierrekord aufgestellt und seine internationale Laufbahn gekrönt hatte.

Fröhlich: EURO war Brychs Highlight

"In Felix Brych verlässt ein ganz Großer seiner Zunft die internationale Bühne", sagte Co-Interimspräsident Rainer Koch: "Hierzulande nimmt man das beinahe als selbstverständlich zur Kenntnis. Aber gerade im europäischen Ausland, in Italien, Spanien oder England, genießt er einen extrem guten Ruf und große Bekanntheit - das hat er sich hart erarbeitet."

Die Arbeit auf internationalem Parkett begann für Brych am 25. Juli 2007, als er die Partie zwischen IF Elfsborg Boras aus Schweden und dem FC Linfield aus Nordirland (1:0) in der Qualifikation zur Champions League leitete. Was folgte, war eine Europacup-Karriere, die nicht zufällig in Madrid endete. Denn Brych pfiff die Königlichen so häufig (zwölfmal) wie keinen anderen Klub in der Königsklasse.

Und obwohl Brych bereits Endspiele im DFB-Pokal (2015 und 2021), in der Europa League (2014) und der Champions League (2017) gepfiffen hat, stand er nie zuvor derart im Blickpunkt wie bei der EM im Sommer. Bei seinem sechsten großen Turnier erhielt der Jurist, der nach dem Phantomtor von Stefan Kießling vor acht Jahren schwer gescholten wurde, so viel Anerkennung wie noch nie zuvor.

"Viele seiner Spiele, zu denen er im Laufe seiner Karriere nominiert wurde, waren sehr brisant und schwierig zu leiten", würdigte der deutsche Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich seinen Schützling: "Sein toller Auftritt bei der EURO war dann sicherlich das absolute Highlight."

Die EM wurde zur Rehabilitierung Brychs, der bei der WM 2018 in Russland nach nur einer Partie vom Weltverband FIFA aus dem Turnier genommen worden war. Nun hat er sich selbst vom Feld genommen.