19.12.2021 12:35 Uhr

Infantinos WM-Plan wackelt immer mehr

Die Reaktionen auf die Pläne von Gianni Infantino (l.) ernten wenig Begeisterung
Die Reaktionen auf die Pläne von Gianni Infantino (l.) ernten wenig Begeisterung

Die UEFA schießt weiter scharf, doch die FIFA gibt ihren Plan von Weltmeisterschaften im Zwei-Jahres-Rhythmus noch nicht auf. Am Montag kommen die 211 Mitgliedsverbände zu einem Online-Gipfel zusammen.

Gianni Infantino steht zu gerne auf der Gewinnerseite. Deshalb spielte der FIFA-Präsident am Freitag bei einem Showmatch in Doha nicht nur im Team der "World Legends" mit Lothar Matthäus und Andrea Pirlo - nein, auch für die gegnerischen "arabischen Legenden" musste der Schweizer natürlich auflaufen. In der hitzigen Debatte um eine Fußball-WM im Zwei-Jahres-Rhythmus wird es für Infantino aber umso schwerer, als Sieger hervorzugehen.

Denn es zeichnet sich immer mehr ab, dass der vom Weltverband und seinem Boss Infantino vorangetriebene und heftig umstrittene Plan zum Scheitern verurteilt ist. Zwar kämpft die FIFA weiterhin um die Reform des Spielkalenders und will am Montag bei den 211 Mitgliedsverbänden weitere Überzeugungsarbeit leisten. Doch schon vor dem vielbeachteten Online-Gipfeltreffen schlugen die nächsten Attacken aus Europa ein.

Besonders UEFA-Präsident Aleksander Ceferin lässt keine Gelegenheit ungenutzt, um Stimmung gegen die FIFA und ihren gewünschten neuen WM-Rhythmus ab 2026 zu machen. "Es werden 500 Menschen in dieser Videokonferenz sein. Ich erwarte nicht viel Tiefgründiges", sagte der Chef der Europäischen Fußball-Union (UEFA) nach einer Sitzung des Exekutivkomitees am Donnerstag süffisant.

Eine Abstimmung über eine Verkürzung des WM-Zyklus von vier auf zwei Jahre ist am Montag nicht geplant. Laut Medienberichten soll bei dem Treffen lediglich diskutiert und ein Vorschlag für den nächsten ordentlichen FIFA-Kongress am 31. März 2022 in Doha/Katar erarbeitet werden. Selbst Ceferin tappt im Dunkeln - was er auch lautstark beklagte.

"Es ist hart, an einen Kompromiss zu denken, wenn du keine Informationen hast", ätzte der Slowene: "Wir wissen, dass der Titel 'Die Zukunft des Fußballs' ist. Das kann viel heißen, aber auch nichts."

Aber einen Kompromiss haben die UEFA und ihr verbündeter südamerikanischer Verband CONMEBOL auch gar nicht im Sinn - vielmehr den kompletten Angriff auf die FIFA und deren Vorschlag.

Eine bei der Beratungsfirma Oliver & Ohlbaum in Auftrag gegebene Studie habe laut UEFA "alarmierende Ergebnisse" bei einer möglichen Umsetzung der Idee des Weltverbandes ergeben.

Dazu gehören eine höhere Belastung für die Spieler, ein immenser Schaden für den Frauenfußball und Einbußen für die europäischen Nationalverbände bei den Medienrechten, beim Ticketing oder Sponsoring von 2,5 bis 3 Milliarden Euro. Auch der Vorstand der europäischen Klubvereinigung ECA sprach sich einstimmig gegen die FIFA-Pläne aus.

Die FIFA konterte zwar mit einer Umfrage im Verbandsauftrag unter insgesamt 77.000 Personen und vermeldete eine Zustimmung von 63,7 Prozent für eine häufigere WM-Austragung. Während diese aber besonders in Afrika und Asien ausgeprägt ist, waren in den Fußball-Traditionsländern England (53 Prozent dagegen), Deutschland (50) und Frankreich (42) ein Großteil der Befragten gegen den Vorschlag.

Und die mächtige Allianz aus UEFA und CONMEBOL, die sämtliche großen Fußballnationen vertritt, schmiedet sogar schon eigene Pläne in Konkurrenz zur FIFA. Brasilien, Argentinien und Co. sollen schon ab 2024 an der europäischen Nations League teilnehmen. UEFA-Vizepräsident Zbigniew Boniek verkündete die entsprechenden Pläne, die auch die von der FIFA geplante WM-Reform untergraben würden.

Der mächtige Widerstand ist ungebrochen. Gut möglich, dass sich Infantino bald auch einmal eine Niederlage eingestehen muss...