03.02.2022 07:47 Uhr

Kann der "Korea-Messi" dem FC Schalke 04 helfen?

Dong-gyeong Lee ist einer der Neuzugänge des FC Schalke 04
Dong-gyeong Lee ist einer der Neuzugänge des FC Schalke 04

Nach dem radikalen Neuanfang im letzten Sommer mit über 30 (!) Abgängen befindet sich der FC Schalke 04 noch immer mitten im Umbruch. Dabei darf das große Saisonziel nicht aus den Augen verloren werden, den direkten Wiederaufstieg in die Erstklassigkeit zu schaffen. Ein komplizierter Spagat, der sich auch in der abgelaufenen Transferperiode in Gelsenkirchen bemerkbar machte.

Auf der einen Seite sind dem FC Schalke wirtschaftlich die Hände gebunden. Größere Millionen-Einkäufe waren im Januar schlichtweg nicht machbar, das Geld für teure Soforthilfen für den Profi-Kader ist nicht vorhanden. 

Auf der anderen Seite musste die Klubführung um Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder handeln, hinkten die Königsblauen der eigenen Zielsetzung mit fünf Zählern Rückstand auf den ersten direkten Aufstiegsplatz zur Winterpause doch deutlich hinterher. 

Bis zum Transferschluss am 31. Januar wurden es in Summe drei Spieler, die Königsblau für die weitere Zweitliga-Spielzeit verpflichtete. Dem norwegischen Abwehr-Duo Marius Lode und Andreas Vindheim folgte am Deadline Day am zurückliegenden Montag noch der Südkoreaner Dong-gyeong Lee, der am letzten Tag des geöffneten Transferfensters von Ulsan Hyundai verpflichtet wurde.  

Alle drei Neuverpflichtungen haben eins gemeinsam: Für alle drei hat der FC Schalke keinen einzigen Euro Ablöse gezahlt, der auferlegte Sparkurs wird beim Ruhrgebietsklub demnach weiter fortgesetzt.

Kamen Vindheim und Lee als Leihspieler nach Gelsenkirchen, wurde Innenverteidiger Lode ablösefrei vom norwegischen Spitzenverein FK Bodö/Glimt verpflichtet.

Neuzugänge beim FC Schalke 04: Eine Soforthilfe, zwei Alternativspieler

Von den drei Wintertransfers, die Sportdirektor Rouven Schröder in diesem Januar realisieren konnte, spielte sich Andreas Vindheim direkt in den Fokus der Knappen. Der 26-Jährige stand bei seinem Debüt für S04 vor eineinhalb Wochen bei Erzgebirge Aue direkt in der Startelf und legte einen Traum-Einstand hin.

Einen Treffer erzielte er beim 5:0-Kantersieg der Schalke selbst, drei weitere Tore bereitete der rechte Schienenspieler mustergültig vor.

Vindheim soll im Schalker 3-5-2-System unter Cheftrainer Dimitrios Grammozis für mehr Ausgewogenheit und Balance sorgen. Bis dato war das Gelsenkirchener Spiel in der zweiten Liga bisweilen zu linkslastig. Der österreichische Rechtsverteidiger Reinhold Ranftl fiel im Vergleich zu seinem Pendant Thomas Ouwejan auf der linken Seite deutlich ab, sorgte für viel weniger offensive Akzente als der Niederländer. 

Leihspieler Vindheim schaltete sich schon in Aue permanent mit ins Schalker Angriffsspiel ein, trat auch in der letzten Woche beim Test-Kick beim 1. FC Köln (2:2) als gefährlicher Flankengeber mehrfach in Erscheinung.

Seine Verpflichtung wird als womöglich letztes fehlendes Puzzleteil angesehen, dass der FC Schalke in der Rückrunde doch noch auf die Aufstiegsplätze im deutschen Fußball-Unterhaus klettern kann. Mit der Flügelzange Ouwejan/Vindheim soll Königsblau jetzt insgesamt schwieriger auszurechnen und zu verteidigen sein - so der Masterplan von Coach Grammozis. 

Große Konkurrenz beim FC Schalke 04

Dem gegenüber stehen Marius Lode und Dong-gyeong Lee, die mehr für die Breite im Kader denn für die Startformation geholt wurden. Innenverteidiger Lode muss sich zunächst mal hinter den Platzhirschen Malik Thiaw, Marcin Kaminski und Ko Itakura anstellen, die sich als Abwehr-Trio in den letzten Monaten gefunden und etabliert haben. 

Außerdem brennt in der Hintermannschaft der Schalker mit Salif Sané einer der wenig verbliebenen Spitzenverdiener endlich auf seine feste Rückkehr in die Anfangself, nachdem er praktisch die gesamte Hinrunde mit einer Knieverletzung ausgefallen war.

Immerhin: Seit seiner Ankunft im Ruhrgebiet durfte Lode, der auf insgesamt 17 Europapokal-Spiele zurückblickt, in beiden Pflichtspielen für S04 zumindest als Einwechselspieler ran und Eigenwerbung für den weiteren Aufstiegskampf in der 2. Bundesliga betreiben.

Vom dritten im Bunde, dem 24-jährigen Dong-gyeong Lee, erhofft sich S04-Manager Schröder "mehr Torgefahr, Variabilität und Unberechenbarkeit". Als klassischer Zehner soll er dem Schalker Spiel mehr Ideen und Kreativität im gegnerischen Drittel verleihen. In seiner Heimat wird Lee wegen seiner Dribbelstärke mit Superstar Lionel Messi verglichen.

Ohne jede Erfahrung im europäischen Ausland wird sich der Mittelfeldspieler aber vor allem erst einmal im Verein und in der Region eingewöhnen müssen, ehe er eine echte Alternative für die erste Elf wird. In dem ein oder anderen Spiel könnte er aber schon zum Unterschiedsspieler werden, zeigte sich die Schalke Klubführung bei seiner Verpflichtung überzeugt.

Zwei Abgänge beim FC Schalke 04

Den drei Zugängen stehen im Winter lediglich zwei Abgänge gegenüber: Dries Wouters und Timo Becker haben den Verein aus sportlichen Gründen bis zum Sommer verlassen, sollen in Belgien bei KV Mechelen beziehungsweise bei Ligakonkurrent Hansa Rostock mehr Spielpraxis bekommen.

Beide waren zuletzt unter Trainer Grammozis hinten rübergefallen. Sowohl beim lange Zeit verletzten Wouters als auch bei Eigengewächs Becker machen die Leihgeschäfte Sinn, war die Perspektive auf vermehrte Spielzeit in der Rückrunde doch äußerst dürftig. Beiden wurde aber in Aussicht gestellt, im kommenden Spieljahr einen neuen Anlauf auf Schalke zu wagen - ligaunabhängig.

Mats-Yannick Roth