24.03.2022 11:34 Uhr

Munas Dabbur: Der "Feind" im eigenen Team

Munas Dabbur im Trikot der Nationalmannschaft Israels
Munas Dabbur im Trikot der Nationalmannschaft Israels

Der Hoffenheimer Angreifer Munas Dabbur dachte an Rücktritt aus Israels Nationalteam. Wegen seiner arabischen Herkunft wird er immer wieder angefeindet.

Sport und Politik lassen sich nicht so sauber trennen, wie viele Funktionäre das gerne hätten. Munas Dabbur kann davon schon lange ein Lied singen. Der in Nazareth geborene Profi von Fußball-Bundesligist TSG Hoffenheim stürmt für Israel. Weil er der arabisch-muslimischen Minderheit im Land angehört, ist er in seiner Heimat immer wieder Anfeindungen ausgesetzt - und dachte deshalb an Rücktritt.

"Das war eine emotionale Zeit für mich", sagte Dabbur im SID-Gespräch über den Mai und Juni 2021. Nach einem kritischen Instagram-Beitrag zu den schweren Ausschreitungen zwischen Juden und Muslimen auf dem Tempelberg in Jerusalem, bei dem mehrere Araber verletzt wurden, bekam er den Zorn der Volksseele besonders heftig zu spüren.

"Das war unglaublich, mich haben Personen aus dem ganzen Land angegriffen", sagte er, Dabbur wurde im Nationaltrikot ausgebuht und in sozialen Netzwerken beleidigt. Er pausierte für zwei Länderspiele und "stand kurz davor", aus dem Nivheret Hatchelet (himmelblaues Team) zurückzutreten. "Ich wurde aber von vielen bestärkt, weiter alles zu geben", sagte er.

Das tut er - und trifft häufiger denn je. Während Dabbur in Hoffenheim neben Andrej Kramaric, Christoph Baumgartner, Ihlas Bebou oder Georginio Rutter einen schweren Stand hat, war er für Israel in fünf seiner sechs Länderspiele seit der schöpferischen Pause erfolgreich. Auch beim überraschenden 5:2 in der WM-Qualifikation gegen Österreich.

Klar, dass der 29-Jährige auch bei seinem persönlichen "Heimspiel" mit Israel am Samstag (20:45 Uhr/ZDF) gegen Deutschland in Sinsheim gerne treffen würde. "Das ist eine außergewöhnliche und besondere Situation für mich", sagte er über die Partie, "nochmal spezieller" werde es, weil seine Frau und seine kleine Tochter auf der Tribüne sitzen.

Doch Israel, sagte Dabbur, befindet sich nach der mal wieder verpassten WM "in einer Art Übergangsphase". Interimscoach Gadi Brumer wurde erst kürzlich berufen. "Wir wollen uns als starker Gegner präsentieren, wissen aber auch, mit wem wir es zu tun haben", sagte Dabbur, der neben Linksaußen Manor Solomon von Schachtjor Donezk der Top-Spieler ist.

Die Zwistigkeiten zwischen Juden und Muslimen seien im Team nicht (mehr) präsent, betonte Dabbur: "Wir sind eine Mannschaft mit einem gemeinsamen Ziel." Das lautet, der DFB-Elf ein Bein zu stellen - gerne mit einem Dabbur-Tor.