27.04.2022 11:56 Uhr

Warum die Geduld des FC Bayern mit Leroy Sané endet

Leroy Sané befindet sich beim FC Bayern im Formtief
Leroy Sané befindet sich beim FC Bayern im Formtief

Seit Wochen wirkt es so, als ob sich Leroy Sané auf seiner starken Hinrunde beim FC Bayern ausruht. Altbekannte Vorwürfe werden laut. Die Geduld der Verantwortlichen mit dem wankelmütigen Nationalspieler ist langsam aber sicher am Ende.

Es kommt nicht häufig vor, dass ein leitender Angestellter eines Bundesliga-Klubs einen Spieler öffentlich kritisiert. Am vergangenen Sonntag war es aber soweit.

Große Wellen schlug der Vorfall, weil es sich bei dem Angestellten um Sportvorstand Hasan Salihamidzic vom FC Bayern handelte - und beim kritisierten Spieler um Leroy Sané, seines Zeichens einer der Top-Stars des Rekordmeisters und deutscher Nationalspieler.

Live in der Talk-Sendung "Sky 90" ließ sich Salihamidzic einige bemerkenswert deutliche Aussagen zu Sané entlocken. Man könnte auch sagen: einige bemerkenswert deutliche Ansagen an den 26 Jahre alten Flügelstürmer.

FC Bayern: Deutliche Kritik an Leroy Sané

"Jetzt muss er kommen", sagte Salihamidzic über Sané und drückte Missfallen an der Körpersprache des früheren Schalkers in den letzten Wochen aus: "Wenn er die Spannung nicht hat, dann gefällt mir das einfach nicht. Das ist das, was ich als Verantwortlicher nicht möchte."

Er wolle das "Potenzial" Sanés "auf dem Platz sehen", so der Bosnier. "Wenn ich es einmal, zweimal, dreimal sage, dann streichle ich vielleicht erst, dann wird es ernster und dann vielleicht noch mal ein bisschen ernster. Dann streichle ich vielleicht nochmal, aber dann muss es auf dem Platz knallen."

Auch der Trainer sowie die Mannschaft, "die erwartet, dass er explodiert". Sané bekomme "Wertschätzung von allen Seiten - und das wollen wir jetzt zurück", so Salihamidzic.

Krasse Formschwankungen beim FC Bayern

Nach knapp zwei Jahren wirken sie in München ratlos, was den Umgang mit Sané angeht. Unkenrufe, er sei ein schlampiges Genie, das sich phasenweise nur allzu gerne auf seinem nahezu grenzenlosen Talent ausruht, eilten ihm bereits bei seinem Wechsel von Manchester City zum FC Bayern im Sommer 2020 voraus. Sie scheinen sich zu bestätigen.

Einem durchwachsenen Premierenjahr im Münchner Trikot ließ Sané zwar nach kleineren Anlaufschwierigkeiten eine fulminante Hinrunde 2021/2022 mit überragenden 23 Torbeteiligungen in 26 Pflichtspielen folgen.

Seit dem Jahreswechsel ist der gebürtige Essener aber völlig von der Rolle. Sieben Scorerpunkte aus wettbewerbsübergreifend 17 Einsätzen sind für einen Spieler seiner Güte- und Gehaltsklasse extrem enttäuschend.

Trainings-Ansage von Julian Nagelsmann

Kurz vor dem Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen RB Salzburg soll sich Trainer Julian Nagelsmann sein momentan wohl größtes Sorgenkind vor versammelter Mannschaft wegen mangelnder Trainingsleistungen vorgeknöpft haben. "Wenn du keinen Bock hast, kannst du auch wieder reingehen", lautete "Sport Bild" zufolge die Ansage von Nagelsmann an Sané.

Prompt lieferte dieser bei der 7:1-Gala gegen Österreichs Meister eine starke Leistung ab. Allein, sie blieb ein kurzes Strohfeuer.

"Ich kann nicht sagen, warum er nicht immer an seine Leistungsgrenze kommt. Ich habe viele Gespräche gehabt, viel versucht", sagte Nagelsmann auf der Pressekonferenz vor dem Top-Spiel gegen Borussia Dortmund vergangene Woche.

Der Chefcoach forderte die anwesenden Journalisten sogar dazu auf, Sané selbst nach seinen Formschwankungen zu fragen. "Er ist alt genug, um seine Meinung kundzutun. Ich kann es nicht beantworten", so Nagelsmann.

Droht Leroy Sané das Aus beim FC Bayern?

Angezählt ist Sané beim FC Bayern also längst, ein Ende seines Gastspiels in München droht ihm kurzfristig (noch) nicht.

Zu groß ist seine fußballerische Klasse an guten Tagen, zu groß wohl auch die Resthoffnung der Verantwortlichen, dass er diese in Zukunft konstanter abruft. 

In der kommenden Saison braucht Sané wieder einmal einen Neustart in München, diesmal einen nachhaltigen. Sonst könnte er vom Sorgenkind schnell zum Verkaufskandidaten werden, obwohl sein Vertrag noch bis 2025 läuft.

Tobias Knoop