06.05.2022 11:24 Uhr

Reus und Hummels beim BVB vor dem Aus?

Marco Reus (l.) und Mats Hummels stehen beim BVB noch bis 2023 unter Vertrag
Marco Reus (l.) und Mats Hummels stehen beim BVB noch bis 2023 unter Vertrag

Die Verträge von Mats Hummels und Marco Reus bei Borussia Dortmund laufen 2023 aus. Bei den Planungen darüber hinaus dürfte für den BVB nicht nur die sportliche Dimension eine Rolle spielen. Droht beiden das Aus?

Den Umbruch haben die Verantwortlichen von Borussia Dortmund längst angestoßen - getreu der Marschroute des designierten Sportdirektors Sebastian Kehl, ein "Einfach weiter so" dürfe es nach einer alles in allem enttäuschenden Saison nicht geben.

Mit Niklas Süle und Nico Schlotterbeck sind zwei Neuzugänge für die Defensive bereits in trockenen Tüchern. Karim Adeyemi für den Angriff dürfte in Kürze dazukommen.

Um weitere Spieler wie Borussia Mönchengladbachs Ramy Bensebaini ranken sich teils relativ konkrete Gerüchte. Auch auf der Abgangsseite wird sich im Sommer einiges tun beim BVB.

BVB: "Keine Eile" bei Marco Reus und Mats Hummels

Mats Hummels und Marco Reus sind von den personellen Umwälzungen (noch) nicht betroffen. Die Verträge der beiden Routiniers laufen noch bis 2023. Ein Thema ist ihre Zukunft rund um den BVB dennoch bereits.

"Keine Eile" habe der Klub bei den Planungen mit dem Kapitän und seinem Vertreter, erklärte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zuletzt in einer Talk-Runde der "Ruhr Nachrichten". "Warum sollen wir mit beiden 18 Monate vor Vertragsende verlängern, wenn sich dann herausstellen könnte, dass sie ihre Leistung nicht mehr abrufen können?"

Wie wertvoll sind Reus und Hummels noch für den BVB?

Die Leistungen von Reus und Hummels in dieser Saison nähren durchaus Zweifel daran, dass die Top-Verdiener für den BVB mittel- und langfristig sportlich unverzichtbar sind.

Bei Reus stimmen zwar die nackten Zahlen, der Ex-Gladbacher kommt 2021/2022 auf starke 31 Torbeteiligungen in 39 Pflichtspieleinsätzen. Den Nachweis, in engen Partien ein Unterschiedsspieler zu sein, blieb der 32-Jährige aber zuletzt immer häufiger schuldig.

Hummels, der im vergangenen Dezember bereits seinen 33. Geburtstag feierte, setzen körperliche Verschleißerscheinungen zu. Die Nachwirkungen seiner Patellasehnenprobleme zogen sich durch die gesamte Hinrunde. Auch danach fand der Weltmeister von 2014 nicht zur Top-Form. Zuletzt stoppte ihn eine Muskelverletzung.

Intern soll Hummels laut "Sport Bild" bereits signalisiert haben, zukünftig nicht mehr 50 Partien und mehr pro Spielzeit bestreiten zu können. In dem Zusammenhang habe er auch die Verpflichtungen seiner neuen Konkurrenten Süle und Schlotterbeck abgenickt, hieß es.

FC Bayern als Vorbild für den BVB?

Doch nicht nur ihr rein fußballerischer Wert spielt in der Causa Reus/Hummels eine Rolle.

Beide sind aktuell auch herausragend wichtig für die Hierarchie der Mannschaft von Trainer Marco Rose - Reus eher im Hintergrund als Integrationsfigur, der extrovertierte Hummels als "Klassensprecher", der sich nach jedem Spiel bereitwillig den Medien stellt.

Erstreckt sich Kehls Ankündigung im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung", er wolle "neue Impulse" setzen und "verkrustete Strukturen aufbrechen", dennoch auch auf Reus und Hummels?

Und müsste ein echter Umbruch nicht ohnehin zwangsläufig mit einer neuen Führungsstruktur innerhalb des Teams einhergehen, wie es beispielsweise der FC Bayern vor drei Jahren mit der gleichzeitigen Verabschiedung von Arjen Robben und Franck Ribéry durchaus erfolgreich vormachte?

Keine neuen Führungsspieler beim BVB in Sicht

Diese Fragen wird der Nachfolger von Michael Zorc beantworten müssen, jetzt noch nicht, aber in den kommenden Monaten. 

Die Tatsache, dass Kehl noch mit Reus und Hummels zusammen spielte und es sich bei beiden um extrem verdiente BVB-Profis handelt, dürfte die Thematik nicht vereinfachen. Auch wenn Watzke betonte, das gegenseitige Vertrauen sei "groß".

Dazu kommt, dass sich aus dem aktuellen Dortmunder Kader kein einziger Spieler als Nachfolger der Führungskräfte aufdrängt.

Emre Can hat genug mit sich selbst und seinen enttäuschenden Leistungen zu tun, Jude Bellingham ist erst 18 und dürfte angesichts des jetzt schon vorhandenen Interesses mehrerer internationaler Top-Klubs nicht langfristig in Schwarz und Gelb auflaufen. Axel Witsel wird den BVB im Sommer definitiv verlassen, auch Manuel Akanji steht vor dem Abgang. Sie sind neben Reus, Hummels und Can Mitglieder im fünfköpfigen Mannschaftsrat.

Tobias Knoop