10.05.2022 12:31 Uhr

Kommt es in der Champions League zur Reform?

In der Champions League könnte es Veränderungen geben
In der Champions League könnte es Veränderungen geben

Die umstrittene Champions-League-Reform erhitzt vor dem Kongress der UEFA mal wieder die Gemüter. Fans und kleinere Klubs erhöhen den Druck.

Vor dem Tag der Wahrheit redeten die Fans den UEFA-Bossen noch einmal mit viel Pathos ins Gewissen.

"Letztendlich wird Ihre Entscheidung den Fußball für eine Generation prägen und sich auf jede Liga, jeden Verein, jeden Spieler und jeden Fan in Europa auswirken", schrieb das internationale Bündnis Football Supporters Europe in einem offenen Brief zur Streitfrage um die neue Königsklasse. Doch ob dieser verzweifelte Appell für ein Umdenken sorgt, scheint mehr als fraglich.

Schon am Mittwoch könnte der Kongress der Europäischen Fußball-Union unweit des Prater auf dem Wiener Messegelände die von den Anhängern bereits so verfluchte Reform der Champions League formal beschließen.

Am Dienstag stellte das Exekutivkomitee die letzten Weichen, die mächtige Vereinigung der Eliteklubs ECA signalisierte bereits Zustimmung. Man "begrüße die Präsentation der UEFA-Verantwortlichen" und hoffe damit "auf das bestmögliche Ergebnis für den europäischen Fußball", teilte die ECA nach einem Meeting in Madrid mit.

Der neue Modus der Champions League sieht ab 2024 eine Aufstockung von derzeit 32 auf 36 Teilnehmer vor, der Wettbewerb wird gemäß Vorschlag des Exko im sogenannten "Schweizer Modell" gespielt. Zwei der vier zusätzlichen Startplätze sollen über eine Fünf-Jahres-Rangliste der Klubs vergeben werden - alte Erfolge würden sportlich schwächelnde Teams retten. Für diese Wildcard müsste ein Big Player entgegen anfänglicher Pläne in seiner Liga aber zumindest direkt hinter dem letzten Qualifikationsplatz für die Königsklasse landen.

Doch exakt dieser Punkt, der als Zuckerl einen erneuten Ausbruch der Mächtigen in eine Super League verhindern soll, ist trotz des teilweisen Einlenkens vielen Parteien ein Dorn im Auge. Es sei schlicht "unfair und wettbewerbswidrig", betonte Football Supporters Europe.

Wird die Kluft zwischen den Vereinen noch größer?

Diese Anpassung würde "eine ungerechtfertigte zweite Chance für einige große Klubs darstellen", urteilte European Leagues: "Sportliche Verdienste in den heimischen Ligen müssen der einzige Zugang zu den europäischen Wettbewerben sein." Zudem sorgt die Erhöhung der Zahl der Vorrundenspiele von sechs auf wahrscheinlich zehn für Unmut.

Dadurch werde sich die Kluft zwischen den Vereinen vergrößern, die Dominanz reicher Vereine verstärken und die Verpflichtung des Fußballs zur ökologischen Nachhaltigkeit untergraben, befürchtet Football Supporters Europe.

Die UEFA müsse den Kommerzgedanken hinten anstellen. Es gehe darum, sich um "ernste Angelegenheiten" zu kümmern und nicht um "jugendliche Tagträume von verlängerten Halbzeitshows, wochenlangen Endspielen und ähnlichen Superbowl-Abklatschspielen", führte die europäische Vereinigung aus.

Ersetzt Hellmann Peters im Klublizenzierungskomitee?

Ob der offizielle Beschluss am Mittwoch wirklich erfolgt, ist allerdings ungewiss. Gibt es noch zu viele offene Punkte oder Diskussionsbedarf - UEFA-Boss Aleksander Ceferin brachte beispielsweise jüngst auch noch ein Final Four ins Spiel - könnte die finale Entscheidung erst am Rande des diesjährigen Champions-League-Endspiels in Paris am 28. Mai folgen.

Aus deutscher Sicht dürfte eine Personalfrage spannend werden, nach Informationen des "kicker" soll Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann den gescheiterten DFB-Präsidentschaftskandidaten Peter Peters im Klublizenzierungskomitee der UEFA ersetzen.

Doch die Blicke der Anhänger werden sich vor allem auf die umstrittene Königsklassen-Frage richten.