08.06.2022 09:44 Uhr

Platzt der Traum vom BVB-Block im DFB-Team erneut?

Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi (r.) spielen künftig gemeinsam für den BVB
Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi (r.) spielen künftig gemeinsam für den BVB

Mit Niklas Süle, Karim Adeyemi und Nico Schlotterbeck hat Borussia Dortmund in diesem Sommer gleich drei deutsche Fußball-Nationalspieler unter Vertrag genommen. Glaubt man den Gerüchten, könnte mit David Raum ein vierter DFB-Akteur folgen. Hinzukommen Emre Can, Mahmoud Dahoud, Julian Brandt, Mats Hummels und Marco Reus, die allesamt auf die WM-Teilnahme hoffen. Längst ist wieder die Rede von einem BVB-Block im deutschen Team. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass der Traum von Borussia Deutschland platzt.

Mit fünf Akteuren stellte Borussia Dortmund beim EM-Sieg 1996 den zweitgrößten Block (FC Bayern sieben) in der deutschen Nationalmannschaft. Selbiges gilt für die enttäuschende WM 1998 - nach und nach verschwand der BVB-Block allerdings.

Negative Höhepunkte stellten die EM 2008 und die WM 2010 dar, bei denen kein Dortmunder im Kader stand. Beim WM-Triumph 2014 stellte der BVB wieder ein Quartett, zum Einsatz kam allerdings lediglich Mats Hummels. Seitdem schafften es nur noch Julian Weigl (EM 2016), Marco Reus (WM 2018) sowie Hummels und Can (EM 2020) zu einem großen Turnier - vor allem mit Blick auf die Transferaktivitäten der Dortmunder eine ernüchternde Bilanz.

Für 25 Millionen Euro lockte der BVB 2019 Brandt ins Ruhrgebiet, für Can wurden nochmal 25 Millionen Euro fällig und für Schulz flossen 25,5 Millionen Euro an die TSG 1899 Hoffenheim. Hinzu kommen 30,5 Millionen Euro, für die man Hummels vom FC Bayern zurückholte. Letzterer war zwar gerade erst von Ex-Bundestrainer Joachim Löw aus dem DFB-Team verbannt worden, laut "kicker" war die Einigung allerdings schon "längst" erfolgt, vor der EM ruderte Löw zudem zurück.

Der Traum des BVB platzte schon einmal

Macht über 100 Millionen Euro, die man am Borsigplatz im Vorfeld der letztlich erst 2021 ausgetragenen EURO 2020 (erfolglos) in deutsche Stars und eine Hauptrolle im DFB-Team investierte. Hummels hat seine Ausbootung die einstige Führungsrolle gekostet, Brandt kämpft meist um einen Platz im erweiterten Kader, Can wird häufig nur zur echten Option, wenn Not am Mann ist und Schulz verschwand bereits mit seiner Unterschrift in Dortmund quasi postwendend von der Bildfläche.

Im Vorfeld der ersten Winter-WM der Geschichte hat der BVB nun den nächsten Versuch gestartet, eine dominantere Rolle in der Nationalmannschaft einzunehmen. Mit den drei Neuzugängen zählt der Kader nun acht aktuelle Deutschland-Stars. Im Kader für die Nations League stehen derzeit fünf Spieler, die ab dem Sommer das schwarz-gelbe Leibchen tragen. Mehr Akteure stellt nur der FC Bayern.

"Wir hatten das Gefühl, dass wir wieder mehr deutsche Nationalspieler haben wollen, ich hatte das dem Bundestrainer schon so angekündigt", erklärte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zuletzt, dass es sich keinesfalls um einen Zufall handelt.

Worte, die bei Bundestrainer Hansi Flick durchaus auf offene Ohren stoßen. "Ich begrüße das absolut. Die Vergangenheit hat gezeigt: Wenn man zwei Vereine hat, die einen Block bilden, dass man da erfolgreich sein kann", erwiderte Flick, DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff ergänzte: "Für die Nationalmannschaft war es immer gut, wenn wir ein, zwei Blöcke hatten, weil die Spieler sich kennen und Vertrauen zueinander haben."

Viele Fragezeichen hinter den DFB-Stars des BVB

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Flick betonte, ein Ergebnis erst bei der Heim-EM 2024 sehen zu könen. Viel Zeit also, um sich im Verein und der DFB-Elf einzuspielen.

Viel Zeit allerdings auch, um die großen Erwartungen zu enttäuschen. Immerhin zählt Reus 2024 bereits 35, Hummels 34 Jahre, Brandt und Can wurden zudem zuletzt mehrfach mit einem Abschied vom BVB in Verbindung gebracht. In der Abwehrmitte herrscht für Schlotterbeck und Süle enorme Konkurrenz und Adeyemi muss sicher erst noch beweisen, dass der Sprung von der österreichischen in die deutsche Bundesliga für ihn nicht zu groß ist.

Die nächste Chance, Eindruck bei Flick zu hinterlassen, bietet sich immerhin schon am 11. Juni, wenn Deutschland im Rahmen der Nations League ab 20:45 Uhr in Ungarn gastiert. sport.de begleitet die Partie wie gewohnt im LIVE-Ticker.

Marc Affeldt