23.06.2022 17:16 Uhr

Darum lässt der Haller-Deal auf sich warten

Sébastien Haller steht vor einem Wechsel zum BVB
Sébastien Haller steht vor einem Wechsel zum BVB

Borussia Dortmund hat den Nachfolger für Stürmerstar Erling Haaland gefunden. Sébastien Haller soll bei der Bayern-Jagd für Tore sorgen.

Sébastien Haller war bester Laune. Mit Luxus-Rucksack und Sonnenbrille verließ der Nachfolger von Erling Haaland im strahlenden Sonnenschein den Dortmunder Flughafen und machte sich im schwarzen Van lächelnd auf den Weg zum Medizincheck. Der Stürmer, der die größte Lücke im Kader von Borussia Dortmund schließen soll, erhält dem Vernehmen nach einen Vierjahresvertrag.

Nach Informationen des Magazins "kicker" wird der Transfer aber erst im Juli über die Bühne gehen. Das hat für Ajax Amsterdam als abgebender Verein den Vorteil, dass er die Einnahmen mit ins neue Geschäftsjahr nehmen kann.

Unabhängig vom Zeitpunkt der Bekanntgabe herrscht Einigkeit bei allen Parteien. Um den Deal perfekt zu machen, hatte der 1,90 Meter große Mittelstürmer seinen Urlaub in seiner Heimat Elfenbeinküste unterbrochen. Mangels Direktflug in die Stadt seines neuen Arbeitgebers legte der ivorische Nationalspieler einen Zwischenstopp in Paris ein. Beim BVB soll ihn aber niemand aufhalten: Die Verantwortlichen sind sich sicher, Haller als das fehlende Puzzlestück einer stark besetzten Offensive auf der Jagd nach Serienmeister Bayern München gefunden zu haben.

Von seinen Fähigkeiten konnten sie sich zuletzt ein schmerzhaftes Bild machen. Zu den beiden Dortmunder Champions-League-Niederlagen in der Gruppenphase der vergangenen Saison gegen Ajax Amsterdam steuerte der 28-Jährige zwei Tore bei.

Daher ändern Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sebastian Kehl sogar eine über Jahre erprobte Strategie: Statt einen jungen Stürmer zu verpflichten, den man gewinnbringend weiterverkauft, setzen sie bei Haller auf einen gestandenen Profi. Dafür überweist der Vizemeister angeblich 31 Millionen Euro an Amsterdam, hinzu kommen vier Millionen Euro Boni.

Haller als variabler Angreifer

Während Robert Lewandowski, Pierre-Emerick Aubameyang und Erling Haaland in Dortmund vom Top-Talent zum Star reiften, hat Haller sein Können bereits auf mehreren Stationen unter Beweis gestellt. Er gilt als variabler Angreifer - kopfballstark, wuchtig, filigran. Das Tempo von Haaland hat er nicht, doch Tore garantiert der ehemalige Frankfurter auch.

Für den niederländischen Rekordmeister erzielte er stolze 47 Treffer in 65 Pflichtspielen. Auch in seiner Zeit in der Bundesliga war Haller bei den Gegenspielern gefürchtet: In 77 Begegnungen im Eintracht-Trikot kam er auf 33 Tore, zweimal traf er in er Liga gegen den BVB.

Haller war eigentlich noch bis 2024 an Ajax gebunden. Ein Grund für den Wechsel ist auch der Abgang von Trainer Erik ten Hag zum englischen Rekordmeister Manchester United, denn dem hat er viel zu verdanken. "Früher habe ich mich geärgert, wenn ich den Ball zehn Minuten lang nicht bekommen habe. Ich verlor meinen Fokus, und als sich die Gelegenheit bot, verpasste ich sie", erzählte Haller im "ESPN"-Interview. Ten Hag habe ihm beigebracht, "besser damit umzugehen".

BVB muss Spieler loswerden

Den Beweis will er auch in Dortmund erbringen. Haller ist nach Karim Adeyemi (RB Salzburg), Niklas Süle (Bayern München), Nico Schlotterbeck (SC Freiburg), Salih Özcan (1. FC Köln), Jayden Braaf (Manchester City) und den Torhütern Alexander Meyer (Jahn Regensburg) bzw. Marcel Lotka (Hertha BSC) bereits der achte Neuzugang des BVB. Zudem soll weiter Interesse an Nationalspieler David Raum (TSG Hoffenheim) als Linksverteidiger bestehen.

Der neue Sportdirektor Kehl muss aber erst einmal Spieler verkaufen, um Einnahmen zu verzeichnen. Kandidaten sind in erster Linie Thorgan Hazard, Manuel Akanji und Nico Schulz. Bei entsprechenden Millionen-Angeboten wäre der Klub aber wohl auch bei Raphael Guerreiro und Emre Can bereit für Verhandlungen.