08.07.2022 11:38 Uhr

Die perfekte Prinz-Rolle: "Ein Baustein in diesem Puzzle"

Birgit Prinz ist bei der Frauen-EM im deutschen Team dabei
Birgit Prinz ist bei der Frauen-EM im deutschen Team dabei

Einst im Rampenlicht, jetzt hinter den Kulissen: Birgit Prinz betreut die DFB-Frauen als Sportpsychologin.

Birgit Prinz steht im schwarzen DFB-Outfit am Rande des Trainingsplatzes, aufmerksam verfolgt sie das Geschehen auf der Anlage des Grasshoppers Rugby Football Club im Westen Londons. Die Rekordnationalspielerin, die einst als Star wider Willen im Rampenlicht Titel und Trophäen sammelte, hält sich im Kreise der deutschen Fußballerinnen am liebsten im Hintergrund. Ihre Rolle als Sportpsychologin soll bei der EM-Mission in England aber eine zentrale sein.

"Sie ist ein fester Bestandteil und ein großartiges Mitglied in unserem Team. Sie ist in jeder Besprechung dabei und steht jeder Person immer mit Rat und Tat zur Seite", erläuterte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Ihre frühere Mitspielerin holte sie vor der WM 2019 an Bord.

Seither sieht sich Prinz selbst als "ein Baustein in diesem Puzzle", wie sie vor EM-Beginn in einem Gespräch mit "DFB-TV" erklärte. Erstmals äußerte sich die 44-Jährige da vor laufender Kamera zu ihrem Job im Team hinter dem Nationalteam. Beobachtung sei ein Kernelement: Mit all ihrer Erfahrung versuche sie, "Stimmung mitzubekommen und da zu unterstützten, wo ich etwas mitbekomme".

Prinz bestritt 214 Länderspiele für Deutschland

Und ihr Erfahrungsschatz ist nach 214 Länderspielen zweifellos üppig: Jahrelang war es die Torjägerin Prinz, die das DFB-Team als Kapitänin anführte. Mit der dreimaligen Weltfußballerin an der Spitze stieg Deutschland zur Frauenfußball-Großmacht auf, eroberte 2003 und 2007 den WM-Thron.

Bei der Heim-WM 2011 aber erlebte Prinz auch die schmerzhaften Schattenseiten von Leistungsdruck und hohen Erwartungen. Nach 17 Jahren und 128 Toren endete ihre einzigartige Karriere im Nationalteam im Krach. Beim Viertelfinal-Aus gegen Japan (0:1 n.V.) saß die zuvor ausgebootete Prinz 120 Minuten auf der Ersatzbank.

Schon vorher hatte sie ihr Psychologie-Studium in Frankfurt abgeschlossen und arbeitet seit 2012 bei der TSG Hoffenheim in diesem Bereich. Für die Bundestrainerin ist Prinz auch persönlich eine große Stütze: "Ich kann mit ihr Gespräche führen, die ich sonst mit niemand anderem führen kann."

Prinz noch immer auf dem Trainingsplatz dabei

Auch die Nationalspielerinnen sind angetan von der Zusammenarbeit mit der Ikone des deutschen Frauenfußballs. Prinz sei "immer ansprechbar, sie ist super hilfreich, weil sie weiß, wovon sie spricht. Sie hat das alles erlebt", sagte Innenverteidigerin Kathrin Hendrich (VfL Wolfsburg).

Einerseits wirke Prinz als "Ruhepol", erläuterte Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann (Bayern München). Die fünfmalige Europameisterin hat aber auch ihre einstige Kernkompetenz nicht verlernt - das zeigt sie noch immer auf dem Trainingsplatz, zum Beispiel im Torwarttraining.

"Die Stürmergene hat sie schon noch, sie findet immer die Lücke", sagte Lohmann beinahe ein wenig ehrfürchtig, "da können sich auch die Stürmerinnen was abschauen. Sie ist immer noch richtig gut." Vor kleinem Publikum darf es also zumindest noch eine Rolle als Nebendarstellerin sein.