22.07.2022 12:09 Uhr

"Uns Uwe" in den Gedanken: DFB-Asse wollen nach Wembley

Alexandra Popp stürmt mit der DFB-Elf ins Halbfinale der EM
Alexandra Popp stürmt mit der DFB-Elf ins Halbfinale der EM

Den Halbfinaleinzug feierten die DFB-Frauen ausgelassen und mit Gedanken an "Uns Uwe". Ob Frankreich oder Niederlande - die Reise soll erst in Wembley enden.

In der Party-Kabine tanzten die deutschen Fußballerinnen zu "Cotton Eye Joe", da rückte der märchenhafte Triumphzug ins EM-Halbfinale für Martina Voss-Tecklenburg einen Moment lang in den Hintergrund. Angesprochen auf Uwe Seeler kämpfte die Bundestrainerin mit den Tränen.

"Wir haben viel über Uwe gesprochen, weil er auch immer geschrieben hat und wir wussten, dass er die Spiele schauen möchte", sagte die 54-Jährige nach dem 2:0 (1:0)-Zittersieg im Viertelfinale gegen Österreich sichtlich angefasst. Diesem großen Fan, diesem "fantastischen" Fußballer und Menschen, widmete sie den Erfolg in Brentford - an "einem besonderen Tag, mit einer traurigen Nachricht, aber auch mit dem Wissen: Vielleicht haben wir ihm auch ein Stück Freude bereiten können."


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Wembley, wo Seeler einst nach dem verlorenen WM-Finale 1966 mit hängendem Kopf vom Platz trottete, ist für Voss-Tecklenburgs Auswahl schließlich nur noch einen Schritt entfernt. Am 31. Juli wird dort der EM-Pokal vergeben.

Alexandra Popp: "Jetzt stehen wir im Halbfinale"

"Natürlich ist es jetzt unser Ziel, ins Finale zu kommen", bekräftigte die trotz eines kapitalen Fehlschusses als Spielerin des Spiels ausgezeichnete Klara Bühl. Der Showdown ums Endspiel steigt am Mittwoch in Milton Keynes gegen Frankreich oder Titelverteidiger Niederlande (Samstag, 21:00 Uhr).

Die Vorgabe von DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff, Deutschland solle bei großen Turnieren stets unter die besten Vier kommen, hat der achtmalige Europameister erfüllt. Der Druck ist weg, die Genugtuung umso größer.

"Wir sind ins Turnier gestartet, und jeder hat gedacht, dass wir nichts reißen", sagte Alexandra Popp: "Jetzt stehen wir im Halbfinale, das hat sich die Mannschaft unglaublich verdient." Mit ihrem vierten Tor im vierten EM-Spiel hatte die Kapitänin (90.) großen Anteil daran - und setzte als Serienknipserin gar eine EM-Bestmarke.

DFB-Auswahl entfacht EM-Fieber in Deutschland

Zuvor hatte Lina Magull (25.) getroffen. Gegen die phasenweise sogar überlegenen Nachbarinnen musste jedoch dreimal das Aluminium mithelfen, damit weiter die Null steht. "Man muss auch mal Glück haben", sagte Nationaltorhüterin Merle Frohms, die nach dem "dreckigen Sieg" schon "mega viel Bock" auf Wembley verspürte. "Wir haben gerade ein Weltklasseteam", schwärmte die 27-Jährige: "Wir schauen weiter nur auf uns."

Und die Heimat schaut gebannt zu: 9,5 Millionen Menschen fieberten bei der ARD-Übertragung mit (Marktanteil 38,2) und sorgten für den bisherigen Quoten-Bestwert der EURO in England.

Während Bühl nach ihrem Patzer vor dem leeren Tor (82.) Zuspruch erhielt ("Birgit Prinz hat mir gesagt, so einen hat man immer"), durfte sich die bärenstarke Lena Oberdorf über ein seltenes Sonderlob der Bundestrainerin freuen. "Sie hat ein ganz, ganz großartiges Spiel gemacht", schwärmte "MVT" von ihrer 20 Jahre jungen Abräumerin.

Mit "Reife, Intensität und Defensivlust" gab die "geile Maschine" (Magull) Oberdorf den Anker im defensiven Mittelfeld, feierte sich selbst für gelungene Zweikämpfe und pushte so ihre zu zaghaften Teamkolleginnen. "Schon ganz okay", sei ihr Auftritt gewesen, befand die Wolfsburgerin lässig.

Auch "Obi" traut dem eingeschworenen Haufen den ganz großen Wurf zu - egal, wer da noch kommt: "Mit unserem Mannschaftsgefüge sind wir auf dem besten Weg. Aber wir wissen auch, dass wir keinen Schritt weniger gehen dürfen."