10.08.2022 15:40 Uhr

Warum der FC Bayern weiter auf "Mr. Zuverlässig" setzt

Benjamin Pavard startete beim FC Bayern stark in die Saison
Benjamin Pavard startete beim FC Bayern stark in die Saison

Benjamin Pavard bleibt dem FC Bayern trotz vieler Wechsel-Gerüchte wohl erhalten. Zuletzt zählte er zum Stammpersonal und zeigte starke Leistungen. Was macht den 26 Jahre alten Abwehr-Allrounder so wertvoll für den deutschen Rekordmeister?

Für Benjamin Pavard ist dieser Transfersommer ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. 

Bereits im Februar stand fest, dass Niklas Süle den FC Bayern in Richtung BVB verlassen würde. Für Pavard bedeutete dies vorerst, dass ein Platz auf der von ihm so geliebten Innenverteidigerposition vakant wird.

Dann wurde die Verpflichtung von Ajax Amsterdams Noussair Mazraoui bekannt - ein Rechtsverteidiger, auf dieser Position also ein neuer Konkurrent für Pavard.

Kurz vor Saisonbeginn schließlich der spektakuläre Transfer des designierten neuen Abwehrchefs Matthijs de Ligt für rund 70 Millionen Euro. Die Luft für Pavard schien dünn zu werden.

Schnell kamen Wechsel-Gerüchte auf. Der Franzose, dessen Vertrag in München noch bis 2024 läuft, wurde mit Atlético Madrid, dem FC Chelsea und Juventus Turin in Verbindung gebracht.

FC Bayern: Das schätzt Julian Nagelsmann an Benjamin Pavard

Pavard zweifelte zwar kurzzeitig an seiner Rolle beim FC Bayern, forcierte aber seinen Abgang nicht. Sein gutes Verhältnis zu Julian Nagelsmann dürfte eine entscheidende Rolle gespielt haben.

"Ich hoffe, dass er bleibt. Er ist ein fantastischer und wichtiger Spieler, kann auf mehreren Positionen variabel eingesetzt werden", sagte der Chefcoach während der Vorbereitungsreise in den USA über Pavard.

Nagelsmann schätzt an Pavard zudem dessen Verlässlichkeit. Spektakulär spielt der Weltmeister von 2018 selten. Doch größere Patzer sind ebenfalls die absolute Ausnahme.

Benjamin Pavard glänzt beim FC Bayern

Der Saisonstart des FC Bayern untermauert, dass Pavard weiterhin eine große Rolle in den Planungen von Nagelsmann spielt.

Sowohl im Supercup gegen RB Leipzig (5:3) als auch beim Bundesliga-Auftakt bei Eintracht Frankfurt (6:1) startete Pavard auf der aus den letzten Jahren gewohnten Rechtsverteidigerposition.

Er bedankte sich mit zwei Treffern und äußerst soliden Leistungen in einer schon erstaunlich gut eingespielten Münchner Mannschaft für das Vertrauen seines Trainers - und das, obwohl es seine Gegenspieler in beiden Partien in sich hatten.

Gegen Leipzig musst er gegen Deutschlands Fußballer des Jahres Christopher Nkunku verteidigen, in Frankfurt gegen Filip Kostic, den besten Spieler der vergangenen Europa-League-Saison.

Aus dem Spiel heraus ließ Pavard beide Ausnahmekönner kaum zur Entfaltung kommen und glänzte mit seiner Antizipation - und natürlich der von Nagelsmann so geschätzten Verlässlichkeit.

FC Bayern: "Benjamin Pavard spielt immer"

Dies spiegelt sich auch in Pavards Statistik wider: Seit er im Sommer 2019 für 35 Millionen Euro vom VfB Stuttgart nach München kam, bestritt er wettbewerbsübergreifend 121 Partien. 113 Mal stand er in der Startelf.

Unter den Feldspielern des FC Bayern wird die Anzahl der Startelfeinsätze in diesem Zeitraum nur vom abgewanderten Robert Lewandowski (130), von Thomas Müller (129) sowie Joshua Kimmich (127) überboten. 

Hieß es einst unter Louis van Gaal "Thomas Müller spielt immer", könnten man inzwischen also auch formulieren "Benjamin Pavard spielt immer".

Darüber hinaus ist der in der Öffentlichkeit eher zurückhaltende Defensivspezialist auch in der von Superstars gespickten Nationalmannschaft Frankreichs nicht wegzudenken.

45 Länderspiele absolvierte er seit seinem Debüt für Les Bleus im November 2017. Er zählt damit nach Einsätzen zu den Top-5-Nationalspielern unter Trainer Didier Deschamps in den letzten fünf Jahren.

Standpauke von Julian Nagelsmann nach Formtief

Noch mehr Argumente für Benjamin Pavard gefällig? Er kann auch Rückschläge wegstecken. 

In der Vorsaison fiel er zunächst mit einer Sprunggelenksverletzung aus und sah dann im Auswärtsspiel gegen Greuther Fürth die Rote Karte.

Pavard berichtete später von einer internen Standpauke von Nagelsmann, die ihm in der Nachbetrachtung aber guttat. "Er ist der Boss, ich respektiere, was er sagt. Das ist Teil des Fußballs", so die demütige Aussage des Profis.

Nach seinem Aussetzer war Pavard - natürlich - wieder unverzichtbar - und am Saisonende mit 59 Prozent gewonnener Duelle der drittbeste Zweikämpfer des FC Bayern in der Bundesliga, nach Niklas Süle (64 Prozent) und Lucas Hernández (63 Prozent).

Spätestens nach seinem brillanten Saisonstart dürfte ein Pavard-Abgang beim FC Bayern endgültig vom Tisch sein. Stattdessen muss sich Neuzugang Noussair Mazraoui zunächst einmal hinter "Mr. Zuverlässig" anstellen.

Lars Wiedemann