24.09.2022 00:23 Uhr

Stimmen: Flick gibt Aufstellungs-Fehler zu

Bundestrainer Hansi Flick hat noch viel Arbeit vor sich
Bundestrainer Hansi Flick hat noch viel Arbeit vor sich

Ernüchtert, aber angeblich noch nicht besorgt: Hansi Flick will sich von seiner ersten Niederlage als Bundestrainer nicht aus dem WM-Konzept bringen lassen.

"Nein", sagte Flick im "ZDF" auf die Frage, ob ihm das bittere 0:1 (0:1) in der Nations League gegen Ungarn mit Blick auf die Endrunde in zwei Monaten in Katar Sorgen bereite, "solche Spiele kommen mal vor."

Flick gab allerdings zu: "Wir wissen jetzt, worum es geht, das hat uns die Augen geöffnet." Diese passiere der deutschen Fußball-Nationalmannschaft "lieber jetzt als im November. Die Mannschaft ist wach gemacht worden, das tut uns gut. Die Niederlage wirft uns nicht um."

Eine Teilschuld schrieb sich der Bundestrainer (57) selbst zu. "Wir wollten was ausprobieren mit Jonas (Hofmann) hinten rechts, mit zwei Verteidigern, die spielstark sind. Das muss ich ein bisschen auf meine Kappe nehmen, wir kamen nie dahin, wo wir sie einsetzen konnten, das hat nicht funktioniert."

Zur zweiten Halbzeit hatte Flick reagiert und Hofmann für den schwachen Serge Gnabry nach vorne gezogen, der eingewechselte Thilo Kehrer bekleidete fortan die rechte Abwehrseite. Trotz einer Leistungssteigerung der DFB-Elf blieb es beim Tor des langjährigen Bundesliga-Profis Adam Szalai (17.).


Die Pressekonferenz mit Flick zum Nachlesen:

Herr Flick, Sie haben zum ersten Mal ein Spiel als Bundestrainer verloren. Welche Erkenntnisse nehmen Sie mit?

Hansi Flick (57, Bundestrainer): Diese Niederlage ärgert uns. Wir haben uns alle etwas anderes vorgestellt. Die erste Halbzeit war die schlechteste Halbzeit in den letzten 14 Spielen. Wenig Mut, wenig Dynamik, wenig Intensität, viele Fehler. Die zweite Halbzeit war besser, aber da haben wir zu wenig Torchancen herausgespielt.

Was bedeutet diese Niederlage mit Blick auf die WM?

Die Niederlage ist vielleicht zur rechten Zeit gekommen. Gerade die erste Halbzeit hat uns die Augen geöffnet. Daraus müssen wir die Schlüsse ziehen und es beim nächsten Mal besser machen. Die Niederlage wirft uns nicht um. Besser ärgern wir uns jetzt als bei der WM. Die Mannschaft ist wach gemacht worden, das tut uns gut.

Was fühlen Sie nach dem Spiel, welche Emotionen haben Sie?

Ich bin schon absolut enttäuscht, weil man als Fußballer nur ungern verliert. Ab und zu sollte man nicht ganz seine Emotionen rauslassen. Wir müssen etwas lernen und mitnehmen.

Ihre Spieler haben sich durchaus selbstkritisch gezeigt. Aber warum war die Mannschaft knapp zwei Monate vor der WM nicht wach? Es geht ja um Plätze in der Startelf.

Eine gute Frage. Solche Spiele kommen immer ungelegen. Ich will da keine Ausreden suchen. Wir haben was probiert. Ich habe mich für eine Aufstellung entschieden, die nicht so gefruchtet hat. Wie wir das Spiel angegangen sind, können wir es viel besser machen. Die Zeit der Experimente ist vorbei.

Was war Ihre Idee dabei, Jonas Hofmann mal wieder hinten rechts aufzubieten?

Wir wollten was ausprobieren mit Jonas hinten rechts, mit zwei Verteidigern, die spielstark sind. Wir wollten zwei offensive Außenverteidiger sehen. Dadurch haben wir die Abläufe nicht ganz so gehabt. Das muss ich ein bisschen auf meine Kappe nehmen. Wir kamen nie dahin, wo wir sie einsetzen konnten, das hat nicht funktioniert.

Sportlich geht es am Montag in England um nichts mehr. Was bedeutet das für das Spiel?

Es ändert sich an der Vorgabe gar nichts. Ich erwarte von jedem einzelnen Spieler, dass er an sich arbeitet. Nur dann bekommen wir die Überzeugung und die Qualität, die wir benötigen. Für jeden einzelnen Spieler ist das ein Ansporn, am Montag alles zu geben und die sechs Wochen danach zu nutzen, um vorbereitet zu sein. Wir müssen gegen England schauen, dass wir über 90 Minuten besser spielen.

Sie sind wieder nicht ohne Gegentor geblieben. Erkennen Sie ein wiederkehrendes Muster?

So ein Tor schießt man nicht alle Tage. Aber ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so wenig Torchancen herausspielen, weil wir vorne eine enorme Qualität haben. Wir müssen die Spieler stärken bei dem, was wir vorgeben.

Hat das Spiel die Chancen für die Spieler vergrößert, die nicht dabei waren?

Die, die nicht dabei sind, haben ihre Chance. Wir sehen genau hin und schauen, welche Entwicklung jeder einzelne Spieler macht.


Weitere Stimmen:

Thomas Müller: "Die erste Halbzeit war wirklich enttäuschend. Wir haben extrem viele Fehler gemacht. Man hat gemerkt, dass bei vielen die Phase im Verein nicht die leichteste ist. Wir haben nicht die Power auf den Platz bekommen. In der zweiten Halbzeit war vieles besser, aber das 1:0 steht jetzt in den Büchern, da müssen wir uns Kritik gefallen lassen. Aber da müssen wir drüber stehen und das Konzept des Trainers weiter verfolgen."

Joshua Kimmich: "Gerade in der ersten Halbzeit haben wir gar nicht stattgefunden und alles vermissen lassen. Wir waren im Passspiel viel zu langsam, haben viel zu viele Fehler gemacht. Der Gruppensieg in der Nations League war das klare Ziel, auch wenn man es in der ersten Halbzeit nicht gemerkt hat."

Jonas Hofmann: "Die erste Halbzeit war einfach richtig scheiße. Wir haben viel verschlafen. In der zweiten waren wir dominant, aber haben wenige hundertprozentige Chancen herausgespielt. Das muss uns eine Lehre sein. Das war in großen Teilen zu wenig. Das nervt, das tut weh, aber die Niederlage haut uns nicht um, wir gehen unseren Weg weiter."