29.09.2022 14:06 Uhr

Nagelsmann beim FC Bayern ohne Rücktrittsgedanken

Der FC Bayern steckt unter Julian Nagelsmann in der Krise
Der FC Bayern steckt unter Julian Nagelsmann in der Krise

Trotz der großen sportlichen Krise und zuletzt vier Bundesliga-Spielen in Folge ohne Sieg will Julian Nagelsmann "nicht alles umkrempeln". Der Trainer des FC Bayern verriet, inwieweit er die letzten Auftritt seiner Mannschaft hinterfragte.

"Ich hinterfrage mich immer, jeden Tag. Aber ich hatte jetzt keine Rücktrittsgedanken, ich habe nur keine Lust, die Spiele nicht zu gewinnen", sagte Nagelsmann am Donnerstag. Die Länderspielpause nutzte er, um gleich neun Partien seiner Mannschaft noch einmal eingehend zu studieren. Besonders Situationen im letzten Drittel und das Verwerten von Großchancen gerieten dabei in den Fokus.

"Das haben wir mit der Mannschaft besprochen. Wir hatten wenig Zeit, aber wir haben einen Weltklasse-Kader. Deshalb müssen wir auch mal mit weniger Training zurechtkommen", sagte der 35-Jährige auf der Medienrunde. Erst wenn er keine Ahnung mehr haben sollte, wie der FC Bayern Torchancen kreiert oder das Spiel aufbauen soll, hole er sich Ratschläge, erklärte Nagelsmann.

Fußball definiert nicht Nagelsmanns Lebensglück

Trotz allem ließen ihn die letzten Wochen nicht kalt. Gleichwohl merkte der Fußballlehrer an, nicht alleinig für die aktuelle Krise verantwortlich zu sein. "Jeder muss die persönliche Verantwortung spüren, aber es gibt noch andere Gründe für die Lage, in der wir gerade sind", stellte er klar. 

Fußball sei "ein wichtiger Teil" seines Lebens, "aber definiert nicht mein komplettes Lebensglück", erklärte Nagelsmann. Insofern habe er "identisch wie in den Wochen zuvor geschlafen".

Gegen Bayer Leverkusen erwartet der Coach "ein Spitzenspiel, auch wenn es tabellarisch etwas anders da steht. Leverkusen hat eine schwierige sportliche Situation, aber einen guten Kader und hat einen fußballerischen Ansatz, herausragende Einzelspieler und einen sehr guten Trainer."


sport.de begleitete die Pressekonferenz im ausführlichen Live-Blog. Hier gibt es alle wichtigen Aussagen zum Mit- und Nachlesen.

+++ Das war's +++

Alle Fragen sind beantwortet, Julian Nagelsmann verabschiedet sich.

+++ Ist Union Berlin ein Meister-Kandidat? +++

"Ich habe grade nicht die Kapzitäten, mir über andere Vereine Gedanken zu machen. Ich freue mich für Urs, weil er einen guten Job macht und ich freue mich für Union, weil sie ein sympathischer Verein sind. Trotzdem wollen wir am Pay Day vor ihnen stehen."

+++ Holt sich Nagelsmann Tipps? +++

"Ich habe neun Spiele angeguckt, das frisst auch ein bisschen Zeit. Ich habe dann vier Punkte herauskristallisiert und das dann versucht, an die Mannschaft zu vermitteln. Wenn ich keine Ahnung mehr habe, wie wir das Spiel eröffnen sollen, brauche ich einen Tipp."

+++ Wie hinterfragt sich Nagelsmann? +++

"Ich hinterfrage mich jeden Tag, das ist ganz normal. Natürlich war ich nach dem Augsburg-Spiel nicht gut gelaunt. Manchmal macht man ja auch Dinge gut. Das schreibe ich alles auf ein Stück Papier oder spreche es ins Handy. Ich wollte jetzt nicht meinen Job hinschmeißen. Wenn ich das Gefühl habe, dass wir nicht gewinnen, dann mache ich mir Gedanken, wie ich das ändern kann."

+++ Schläft Nagelsmann gerade schlechter? +++

"Ich nehme mir jede Kritik zu Herzen, wenn sie an mich herangetragen wird. Die letzten beiden Wochen lassen mich nicht kalt, das ist ja ganz klar. Jeder muss die persönliche Verantwortung spüren, aber es gibt noch andere Gründe für die Lage, in der wir gerade sind. Ich bin ein ordentlicher Mensch und bin nicht für alles verantwortlich. Ich schlafe identisch wie die Wochen davor auch. Fußball ist ein wichtiger Teil meines Lebens, aber definiert nicht mein komplettes Lebensglück."

+++ Was zeichnet eine gute Doppel-Sechs aus? +++

"Eine gute Abstimmung. Beide müssen gut kommunizieren und eine gute Restverteidigung haben. Wir haben vier Spieler zur Auswahl, alle vier können das gut machen."

+++ Das erwartet Nagelsmann von Bayer +++

"Ich erwarte, dass wir das Potenzial investieren. Wir haben noch einiges im Köcher, das wir noch gar nicht gezeigt haben. Ich sage immer, Mut ist das Anagramm von Glück. Dass wir lieber heute als morgen Tabellenführer sind, ist auch klar. Wichtig ist, dass wir am "Pay Day" vorne stehen. Leverkusen hat eine schwierige sportliche Situation, aber einen guten Kader und hat einen fußballerischen Ansatz, herausragende Einzelspieler und einen sehr guten Trainer. Es ist ein Spitzenspiel, auch wenn tabellarisch etwas anderes da steht."

+++ Warum zeigt der FC Bayern zwei Gesichter?

"Ich finde nicht, dass wir zwei Gesichter zeigen. Gegen Barcelona können wir auch verlieren. Da haben wir die erste Chance genutzt, das war auch zu Beginn gegen Leipzig und Frankfurt so. Ein solcher Dosenöffner bringt uns dann auch mehr Möglichkeiten. Ich fand zum Beispiel auch das Spiel gegen Inter schwächer, als das gegen Gladbach. Das Ergebnis macht einfach viel aus."

+++ Woran muss der FC Bayern arbeiten? +++

"Wir müssen nicht alles umkrempeln. Wir hatten 93 Torschüsse in den letzten vier Spielen. Wir hatten keine großartigen Probleme, wir haben nur unsere Chancen und besonders Großchancen nicht genutzt. Wir hatten jetzt wenig Zeit, aber wir haben einen Weltklasse-Kader. Deshalb müssen wir auch mal mit weniger Training zurechtkommen."

+++ Was steckt hinter der Kimmich-Kritik? +++

"Jeder darf seine Meinung äußern, das müssen wir aushalten können. Josh ist ein extrem wichtiger und fleißiger Spieler. Er genießt volles Vertrauen, das sieht man an seinen Einsatzzeiten. Er weiß, was wir von ihm verlangen. Kritik darf man immer äußern, es geht nur um die Form, in der man sie kundgibt."

+++ Nagelsmann über Mané +++

"Er muss den Plan, den wir haben, gemeinsam mit uns umzusetzen. Wir müssen ihn in die richtige Position bringen. Der Spieler muss die Vorgaben umsetzen. Dann wird er schnell zur Top-Form finden."

+++ Der Stand bei Coman +++

"Bei Kingsley Coman müssen wir gucken, wann es Sinn ergibt, ihn ins Training zu integrieren. Wir müssen schauen, dass er wieder 100 Prozent fit wird. Vielleicht reicht es gegen Dortmund."

+++ Wen und was hat Nagelsmann hinterfragt? +++

"Die richtigen Schritte einzuleiten ist immer wichtig. Es sind einige inhaltliche Dinge bei rumgekommen, die aber vorher schon klar waren. Das haben wir mit der Mannschaft heute, weil heute erstmals wieder alle da sind, besprochen. Ich bin guter Dinge, dass wir morgen ein gutes Spiel machen. Situationen in den letzten Dritteln besser zu lösen ist ein wichtiger Faktor. Ich habe auch mit vielen ehemaligen Kollegen gesprochen und den Horizont erweitert." 

+++ Gleich geht es los +++

In wenigen Minuten erwarten wir Julian Nagelsmann im Presseraum. Gleich geht es los!

+++ Krisen-Klubs FC Bayern und Leverkusen +++

Tristesse statt Volksfeststimmung: Der FC Bayern steckt in den Wochen des Oktoberfestes in einer echten Krise. Vier Bundesliga-Spiele in Folge ohne Sieg bedeuten derzeit nur Rang fünf in der Tabelle, fünf Zähler hinter dem überraschenden Tabellenführer Union Berlin.

Gegen Bayer Leverkusen soll die dringend erhoffte Wende herbeigeführt werden. Die Werkelf selbst legte einen besonders schwachen Saisonstart hin und steht nach sieben Spieltagen nur knapp oberhalb der Abstiegsränge. 

+++ Bayern-Bosse stärken Nagelsmann +++

Auf dem Münchner Oktoberfest saßen die Bayern-Bosse um Vorstand Oliver Kahn und Sportchef Hasan Salihamidzic mit Trainer Nagelsmann zusammen, um über Bewältigungsstrategien zu diskutieren. Ergebnis des Austauschs war laut "Bild", dass "die Mannschaft, die Spieler" den Großteil der Schuld an der Talfahrt trifft.

Insofern hätten die Verantwortlichen ihrem Trainer "den Rücken gestärkt", schlussfolgerte die "Bild". Eine Nagelsmann-Entlassung noch an diesem Wochenende scheint unabhängig vom Resultat gegen Leverkusen unwahrscheinlich. Bei einer erneuten Niederlage würde der Druck aber weiter wachsen.