02.10.2022 11:38 Uhr

Bochums Bankrotterklärung: "Nicht zweitligatauglich"

Der VfL Bochum taumelt Richtung 2. Liga
Der VfL Bochum taumelt Richtung 2. Liga

Thomas Letsch rang nach seinem Debüt zum Vergessen um Optimismus. "Wir haben jetzt ein Spiel verloren. Es geht darum, Lösungen zu finden und nicht zu lamentieren", sagte der neue Trainer des noch immer sieglosen Bundesliga-Schlusslichts VfL Bochum nach der ernüchternden 0:4 (0:2)-Klatsche bei RB Leipzig.

So richtig deutlich wurden nach der siebten Niederlage im achten Saisonspiel aber Letschs tief enttäuschte Spieler, die den historischen Fehlstart zu verantworten haben. Die Mannschaft müsse sich "schnellstmöglich an die eigene Nase greifen", so Stürmer Gerrit Holtmann, der schimpfte: "Das war nicht bundesligatauglich - beziehungsweise nicht einmal zweitligatauglich."

Kapitän Anthony Losilla wirkte angesichts der Nicht-Leistung von Leipzig gar ratlos. "Mir fehlen einfach die Worte, um das zu erklären. Die Woche war gut. Wir haben nicht umgesetzt, woran wir die Woche über gearbeitet haben", so Losilla.

Letsch, der jüngst den nach sechs Niederlagen zum Start entlassenen Thomas Reis beerbte, hat viel Arbeit vor sich, wenn das Unterfangen Klassenerhalt irgendwie gelingen soll.

Auftritt in Leipzig erschreckend

Aktuell liegen die Dinge äußerst heikel: Ein Pünktchen auf dem Konto, fünf Tore geschossen und 23 gefangen - natürlich Platz 18. "Wir alle wissen, wo wir in der Tabelle stehen und dass ein neuer Trainer da ist. Ich rede nicht gerne über Probleme - mir geht es um Lösungen", sagte Letsch und richtete den Blick nach vorne.

Es gebe durchaus Ansatzpunkte für Verbesserungen, so der 54-Jährige, dem daher "nicht angst und bange" sei. Schon am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt will der Coach einen anderen VfL sehen.

"Das ist im eigenen Stadion. Dort müssen wir das viel aktiver angehen und daran werden wir arbeiten", so Letsch. Dafür wäre in Anbetracht des Leipzig-Spiel aber wohl eine 180-Grad-Wendung notwendig. Denn in Leipzig war nicht einmal das Ergebnis, sondern der mutlose Auftritt der Mannschaft, für alle Beobachter ungemein erschreckend.

"Wir waren mit allen Elf in der eigenen Hälfte"

Letsch stellte sein Team im 3-5-2-System ein, doch die angestrebte Kompaktheit in der Abwehr war zu keinem Zeitpunkt sichtbar. Immer wieder stellten die Leipziger, für die Timo Werner (15./53.) und Christopher Nkunku (23., Foulelfmeter/85.) je per Doppelpack trafen, Bochum mit Anspielen in die Tiefe bloß.

"Wir waren mit allen Elf in der eigenen Hälfte und haben das Ding trotzdem nicht zumachen können", ärgerte sich Holtmann. Auch Letsch gestand ein, er habe gedacht, "dass wir einen Schritt weiter sind."

Auch nach vorne ging gar nichts, nur eine Torchance verbuchte Holtmann. Letsch warnte bei all der berechtigten Kritik jedoch davor, "nach einer Niederlage in Leipzig alles über Bord zu werfen und am Boden zerstört zu sein".

Es sei vorher klar gewesen, sagte er, dass jeder Punktgewinn beim DFB-Pokalsieger aus Leipzig einen "Bonus" bedeutet hätte. Und trotzdem werden sie in Bochum bald mit dem Siegen beginnen müssen.