04.10.2022 07:48 Uhr

Droht Windhorst der Rauswurf bei Hertha BSC?

Lars Windhorst investierte Millionen-Summen bei Hertha BSC
Lars Windhorst investierte Millionen-Summen bei Hertha BSC

Neue Vorwürfe gegen Investor Lars Windhorst halten Hertha BSC in Atem. Dem Unternehmer droht nun womöglich der Vereinssauschluss.

Lars Windhorst gab keine Pressekonferenz, trat nicht im TV auf - der Hertha-Investor meldete sich über Facebook.

In einer privaten Gruppe für Fans von Hertha BSC verwies der Unternehmer am Samstag die brisanten Vorwürfe gegen seine Person ins Reich der Märchen.

Wörtlich als "Unsinn" bezeichnete Windhorst den Bericht der "Financial Times", der jüngst so hohe Wellen geschlagen hatte - und zu neuem Zoff zwischen Geldgeber und Hauptstadtklub führte.

Doch was war genau passiert? Am vergangenen Donnerstag hatte die "FT" über eine Klage der israelischen Agentur Shibumi berichtet, die von Windhorst insgesamt fünf Millionen Euro für eine Kampagne gegen den früheren Hertha-Präsidenten und Windhorst-Gegenspieler Werner Gegenbauer fordern soll.

Hertha BSC will Vorwürfe prüfen

Einen Tag später gab Hertha eine Pressemitteilung heraus, in welcher der Klub ankündigte, die im "FT"-Artikel erwähnten Vorgänge "durch eine Kanzlei aufarbeiten und beurteilen zu lassen".

Die Hertha-Fans taten ihre Meinung unterdessen beim 1:1 (1:1) gegen die TSG Hoffenheim am Sonntag deutlich kund. "Schmutzkampagnen, Detektive und Millionen werden es nicht beenden, Hertha BSC bleibt fest in unseren Händen" und "Windhorst raus aus unserem Verein" war auf Bannern bereits vor dem Anpfiff zu lesen.

In der Mannschaft sei es hingegen kein Thema, betonte Sandro Schwarz nach der Partie. "Es ist ja logisch, dass das jeder Einzelne mitbekommt", sagte der Hertha-Coach, aber "unser Fokus lag ganz klar auf dem Spiel, und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass die Jungs sich in der Trainingseinheit oder in der Kabine groß damit beschäftigen."

Windhorsts Firma Tennor ist laut Verein um eine Stellungnahme gebeten worden, eine für Dienstag geplante Pressekonferenz mit Windhorst und dem neuen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein zu dessen ersten 100 Tagen im Amt wurde abgesagt.

Windhorst nannte es in seinem Facebook-Post "extrem bedauerlich", dass der Verein nicht versucht habe, "im gemeinsamen Gespräch offene Fragen zu klären".

Stattdessen sei "wie in der Vergangenheit mit Durchstechereien und Indiskretionen an die Presse gearbeitet" worden. Auch Windhorst bestätigte, er sei in einem Brief von Präsidium und Aufsichtsrat angehalten worden, bis Montag zu den Berichten Stellung zu beziehen.

Ferner habe es keine Möglichkeit gegeben, die Fragen "vereinsintern" zu beantworten, so Windhorst: "Das alles hat mit Neuanfang und Respekt nichts zu tun."

Herthas Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic widersprach bei "DAZN": "Ich kann nur sagen, dass wir einen ganz normalen, formalen Schritt gegangen sind."

Droht Lars Windhorst der Rauswurf bei Hertha BSC?

Im Raum stehen die Vorwürfe aus dem "FT"-Bericht ohnehin. Sollten sich diese bewahrheiten, könnte sogar ein Vereinsausschluss als Mitglied drohen. Ein solcher kann nach "kicker"-Angaben laut Paragraph 29 der Satzung durch das Vereinsgericht in gewissen Fällen verhängt werden.

Windhorst, der mit Gegenbauer wegen dessen Art der Amtsführung im Clinch lag und dessen Abgang im April öffentlich gefordert hatte, verteidigte sich gegen die Anschuldigungen in seinem Post aktiv. Seine Kritik sei damals "auf breiteste Aufmerksamkeit" gestoßen.

Der Hilfe Shibumis, so Windhorst, "hätte es gar nicht bedurft, erst recht nicht zu dem im Artikel genannten absurden Honorar". Zudem hätten Windhorsts Anwälte nach dem Erscheinen des FT-Artikels bei Shibumi nachgefragt, woraufhin die Firma mehrfach erklärt habe, "keinen Auftrag zu haben und den Vorgang nicht zu kennen".

In jedem Fall steht der Verein, der nach Gegenbauers Rücktritt im Mai und Bernsteins Wahl im Juni nach den Tumulten der vergangenen Jahre wieder etwas zur Ruhe gekommen war, nun einmal mehr aus Gründen, die nichts mit Fußball zu tun haben, in der Öffentlichkeit.