28.11.2022 14:29 Uhr

Heftige Nebengeräusche vor WM-Spiel zwischen USA und Iran

Das WM-Spiel der USA gegen den Iran ist politisch hoch brisant
Das WM-Spiel der USA gegen den Iran ist politisch hoch brisant

Iran gegen den "Großen Satan" USA: Das Duell um den Achtelfinal-Einzug ist auch politisch aufgeladen, die Nebengeräusche werden lauter.

Die Giftpfeile fliegen munter hin und her. Mal wieder. Natürlich. Wenn der Iran am Dienstag auf den "Großen Satan" USA trifft, nutzen die Scharfmacher auf beiden Seiten das politisch aufgeladene Duell für ihre Zwecke, bis hin zur Forderung nach einem kurzfristigen WM-Rauswurf der USA. Dabei wollen Trainer und Spieler beider Teams doch nur eines - das Achtelfinale erreichen.

So einfach ist es aber nicht - die Nebengeräusche werden lauter, je näher der Anstoß (20:00 Uhr/ARD und MagentaTV) rückt. Die jüngste Eskalation: Der US-Verband entfernte in der iranischen Flagge das Symbol, das das Wort "Allah" (Gott) darstellt und benutzte diese Version 24 Stunden lang in den Sozialen Netzwerken.

Die Geste solle die "Solidarität mit den Frauen im Iran zeigen", sagte ein US-Sprecher. Die Empörung war wenig überraschend groß. Irans regierungsnahe Nachrichtenagentur Tasnim forderte einen sofortigen WM-Ausschluss der USA und eine Sperre für zehn Spiele.

Politische Situation eilt Spiel voraus

Wesentlich gelassener reagierte am Montag Carlos Queiroz. Auf die Frage, ob er die veränderte Flagge als Motivation für seine Spieler benutzen werde, meinte Irans Nationalcoach mit einem Lächeln: "Nach 42 Jahren als Trainer glaube ich noch immer, dass ich Spiele ohne solche mentalen Tricks gewinnen kann".

Dennoch passte die Episode zur politischen Großwetterlage: Seit 1980 bestehen zwischen den USA und Iran keine diplomatischen Beziehungen mehr, der Drohnenangriff auf den iranischen General Qasem Soleimani im Januar 2020 hatte die Situation noch einmal verschlechtert. Im Anschluss erließ der Iran gar einen Haftbefehl gegen US-Präsident Donald Trump.

Wie fragil die Lage ist, zeigten auch die jüngsten Bemerkungen von Jürgen Klinsmann, der im Iran vor allem als ehemaliger US-Nationaltrainer gesehen wird. Es sei Teil der "iranischen Kultur", "dem vierten Offiziellen ständig in den Ohren zu liegen", hatte Klinsmann in der BBC gesagt - und ruderte nach Kritik aus Iran schnell zurück.

Die unmittelbar Beteiligten bemühen sich derweil händeringend, die politische Komponente auszublenden. "Wir sind Fußballspieler. Wir werden kämpfen, sie werden kämpfen, das ist alles. Es geht nicht um Politik", sagte US-Nationaltrainer Gregg Berhalter.

Behalter: "Zählt, dass beide eine Runde weiter kommen wollen"

Als Vorbild dient die WM 1998, als der Iran ebenfalls in der Gruppenphase auf die USA traf. In der "Mutter aller Spiele" ging es hart, aber fair zu.

Beide Teams tauschten vor dem Anstoß sogar Blumen aus und posierten für ein gemeinsames Foto, von der FIFA gab es später den Fair-Play-Preis. Auf dem Rasen schrieb Iran Geschichte und feierte mit einem 2:1 seinen ersten Sieg bei einer WM-Endrunde.

Ähnlich historisch könnte es nun auch im Al-Thumama-Stadion zugehen: Bei einem Sieg stünde Iran erstmals im WM-Achtelfinale, sogar ein Remis könnte reichen.

Den USA hilft dagegen nach zwei Unentschieden in Folge nur ein Dreier. Genau darauf konzentriert sich auch der Ex-Cottbuser Berhalter - und eben nicht auf Politik: "Was zählt ist, dass beide eine Runde weiter kommen wollen. Mehr nicht".