30.01.2023 07:21 Uhr

Ex-DFL-Boss Rettig fordert Umverteilung der TV-Gelder

Andreas Rettig: Deutscher Fußball muss nachhaltiger sein
Andreas Rettig: Deutscher Fußball muss nachhaltiger sein

Der ehemalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig hat eine Umverteilung der TV-Gelder gefordert, um die Dominanz von Fußball-Rekordmeister Bayern München in der Bundesliga zu brechen.

Die sportliche Überlegenheit der Bayern sei "leider unter anderem das Ergebnis von jahrzehntelanger unsolidarischer Geldverteilung", so der 59-Jährige im Interview mit der "Augsburger Allgemeinen". 

Vor allem die Millioneneinnahmen aus der Champions League seien der Grund, warum die Bayern der nationalen Konkurrenz enteilt seien. Selbst der FC Bayern sollte Interesse an einer Umverteilung haben. Der deutsche Vorzeigeklub kann im Sommer zum elften Mal in Folge deutscher Meister werden.

"Wenn das gerechter zugeht, führt das auch bei den anderen europäischen Top-Klubs dazu, dass sie weniger Budget haben. Wenn man die Hälfte dieser horrenden Erlöse an die jeweiligen Nationalverbände verteilen würde – am besten mit der Zweckbindung, dieses Geld in den nationalen Wettbewerb oder Nachwuchsförderung zu stecken – wäre viel gewonnen", sinnierte der langjährige Bundesliga-Manager. Dann würde diese Schere zwischen dem FC Bayern und dem Rest kleiner werden, "und es würde Geld in den nationalen Kreislauf kommen, der das System nachhaltig stabilisiert", betonte Rettig.

Die Berufung von Rudi Völler als Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) begrüßte derweil Rettig: "Ich kenne und schätze Rudi Völler sehr, wir haben zehn Jahre Tür an Tür gearbeitet. Von daher glaube ich, dass er für diese Situation eine gute und richtige Wahl ist, weil er eine integrative Kraft hat." 

Der größte Einzelsportverband der Welt stehe jetzt vor einer großen Kraftanstrengung und Herausforderung auch mit Blick auf die EURO 2024 im eigenen Land. "Für den deutschen Fußball steht jetzt die Erkenntnis, dass man nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Herzen der Fans erreichen sollte", meinte Rettig, "aus 'Die Mannschaft' muss wieder 'unsere Mannschaft' werden." Der wichtigste Punkt sei jetzt, die Identifikation wieder herzustellen, "sowohl beim Verein als auch bei der Nationalmannschaft".