03.02.2023 12:36 Uhr

Braucht der BVB jetzt Reus und Hummels nicht mehr?

Wollen zurück in die BVB-Startelf: Marco Reus (l.) und Mats Hummels
Wollen zurück in die BVB-Startelf: Marco Reus (l.) und Mats Hummels

Borussia Dortmund ist wieder in der Spur. Angesichts des zuletzt in der Bundesliga schwächelnden FC Bayern träumt so manch einer schon wieder von der Titel-Chance. Auffällig: Marco Reus und Mats Hummels, die beiden absoluten Leitwölfe des BVB, hatten am jüngsten Aufschwung keinerlei Anteil. Die Gemengelage ist brisant.

Marco Reus und Mats Hummels sind bei Borussia Dortmund nicht wegzudenken - oder etwa doch?

BVB-Cheftrainer Edin Terzic hat in den vergangenen Wochen eine Formation gefunden, die ohne das routinierte Duo auskommt. Der überzeugende 2:0-Sieg bei formstarken Leverkusenern zählte zu den besten Auftritten der Schwarz-Gelben in der laufenden Bundesliga-Spielzeit.

Wenngleich bei Reus und Hummels die Hintergründe für den Platz auf der Ersatzbank unterschiedlich sind, so eint sie doch zweierlei: Beide müssen sich mit ihrer derzeitigen Rolle wohl vorerst abfinden. Und für beide könnte es das letzte Halbjahr beim BVB sein.

Der Fall Mats Hummels beim BVB

Der Fall Hummels: Noch bis zur WM in Katar, für die er von Bundestrainer Hansi Flick letztlich nicht nominiert wurde, zählte Mats Hummels unbestritten zu den konstantesten Spielern beim BVB.

Der Vize-Kapitän ging mit Leistung voran und beanspruchte damit für sich das Recht, auch in der Öffentlichkeit kritisch mit seinen Mannschaftskollegen umzugehen.

Im neuen Jahr ist es um den Wortführer aber ruhig geworden. Zwar war Hummels beim wilden Scheibenschießen gegen Augsburg (4:3) weniger fehleranfällig als sein Nebenmann Nico Schlotterbeck. Gegen Mainz (2:1) und Leverkusen hatte er dennoch das Nachsehen gegenüber Niklas Süle.

Und der Sommer-Neuzugang wusste zu überzeugen: Als Aushilfskapitän gegen die Rheinhessen stabilisierte er den Abwehrverbund. Gegen Bayer verhinderte er mehrfach einen Gegentreffer.

Eine personelle Veränderung im BVB-Abwehrzentrum, zumal vor dem so wichtigen Verfolgerduell gegen den SC Freiburg am Samstag (15:30 Uhr), wäre eine große Überraschung. Hummels droht erneut die Bank.

Der Fall Marco Reus beim BVB

Der Fall Reus: In bester Verfassung war Marco Reus in die Saison gestartet, gleich mehrmals hatte er das 1:0 für den BVB erzielt. Doch ausgerechnet im Derby gegen Schalke 04 verletzte er sich am Sprunggelenk.

Gerade einmal vier Wochen später wollte er gegen Union Berlin als Kapitän wieder vorangehen. Doch die frühe Rückkehr entpuppte sich als Bumerang. Reus fiel erneut aus.

Das gleiche böse Spiel wiederholte sich drei Wochen später, als er gegen Bochum erneut ein kurzes Comeback wagte. Am Ende musste Reus sogar seinen Traum von der WM-Nominierung begraben.

Pünktlich zum Vorbereitungsstart des BVB war der 34-Jährige schließlich wieder beschwerdefrei. Nach überstandenem Infekt rückte er dann zum Rückrunden-Auftakt gegen Leverkusen auch erstmals wieder in den Kader.

Verantwortung beim BVB nun auf anderen Schultern

In seiner Abwesenheit ruhte die Verantwortung beim BVB auf mehreren Schultern. Der überragende Jude Bellingham, zusätzlich gestärkt durch eine starke WM, gab mehr und mehr den Leitwolf auf dem Platz.

Und auf Reus' Parade-Positionen im offensiven Mittelfeld schwang sich Julian Brandt zu den absoluten Leistungsträgern auf.

Der 26-Jährige gehört beim BVB in dieser Saison zu den Profis mit der meisten Spielzeit. Mit je vier Toren und Vorlagen gehört er zu den offensivstärksten Dortmundern.

Brandt verstand es, in Abwesenheit von Reus, die Bälle übers Zentrum klug zu verteilen und derjenige zu sein, über den die Angriffe des BVB laufen.

"Brodel-Alarm" beim BVB?

Auf welchen Taktgeber setzt Edin Terzic in Zukunft? Hat Brandt seinem Kapitän etwa den Rang abgelaufen? Für die "Ruhr Nachrichten" ist das vor dem Freiburg-Spiel "die wohl härteste" der zahlreichen Härtefallentscheidungen beim BVB.

"Bild" sieht "Brodel-Gefahr" und sogar "Knall-Gefahr" für Terzic wegen der vielen Fragezeichen um die Rollen von Reus und Hummels.

Die Vermutung, die mitschwingt: Ihre sportliche Nebenrolle könnte sich auch negativ auf die Vertragsgespräche mit den beiden Routiniers auswirken.

Reus soll Medienberichten zufolge schwer enttäuscht darüber sein, dass ihm von Vereinsseite noch kein konkretes Angebot vorgelegt worden ist. Sein Berater wurde in Manchester und Leipzig gesichtet, womöglich um Wechsel-Optionen abzuklopfen.

Terzic moderierte das brisante Thema auf der Pressekonferenz am Donnerstag schnell ab. Reus sei "sehr wichtig, wir haben ihn sehr vermisst". Den Rest, so der Coach, werde man sehen.

Und Hummels? Der wird wohl spätestens mit Blick auf die englischen Wochen mit Pokal- und Champions-League-Spielen wieder vermehrt gebraucht.

Auf persönliche Befindlichkeiten, das stellte Terzic klar, nimmt der BVB keine Rücksicht. Er freue sich, dass er nahezu "den kompletten Kader zur Verfügung" habe und somit "die Möglichkeit, konsequent zu sein und auf schlechte Leistungen" regieren zu können, so der Coach. Brisanz hin, Brisanz her.

Gerrit Kleiböhmer