08.02.2023 14:48 Uhr

Bei Bayern-Aus: Diese Wechsel-Optionen bleiben Neuer

Manuel Neuer hat den FC Bayern mit einem Interview verärgert
Manuel Neuer hat den FC Bayern mit einem Interview verärgert

Zehn Meisterschaften, fünf Pokalsiege, zwei Titel in der Champions League, unangefochtene Nummer eins, als Kapitän und auf und abseits des Platzes gefragt: Vor rund zwei Monaten glich die Beziehung zwischen Manuel Neuer und dem FC Bayern noch einem Traum. Doch der Wind hat sich zuletzt komplett gedreht, eine Trennung im Sommer gilt mittlerweile als realistisches Szenario. Nur: Wohin könnte es den Routinier überhaupt ziehen?

Dass sich Manuel Neuer einen Beinbruch zuzog, als er bei einer privaten Skitour nach eigenen Angaben versuchte, den tief sitzenden WM-Frust nach dem frühen Ausscheiden des DFB-Teams zu vertreiben, stieß beim FC Bayern schon auf wenig Gegenliebe. Schließlich erwartet man von seinen Profis auch im Urlaub höchste Professionalität und die Vermeidung potenziell riskanter Aktivitäten. Dass die Situation so rasant an Brisanz zunehmen würde, war dennoch nicht abzusehen.

Als die Münchner Mitte Januar in Yann Sommer einen Keeper als Ersatz verpflichteten, dem nicht wenige Experten schon längst einem Stammplatz bei einem absoluten Spitzenteam zugetraut hatten, zeichnete sich erstmals vorsichtig ab, dass Neuers Status ins Wanken geraten könnte. Letztlich war es aber die überraschende Entlassung von Torwarttrainer  Toni Tapalovic, die die Beziehung auf eine Probe stellte, deren Ausgang sich noch nicht absehen lässt.

Gegenwind von allen Seiten nach Neuers Kritik am FC Bayern

"Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen", klagte Neuer seinen Arbeitgeber in einem vielbeachteten und mit dem FC Bayern nicht abgestimmten Interview mit der "SZ" und "The Athletic" an. Vor allem die Begründung von Vereinsseiten stellte Neuer offen infrage, etwas "brutaleres" habe er in seiner Karriere noch nie erlebt.

Es folgten deutliche Zurechtweisungen der Führungsriege des FC Bayern, Anklagen ehemaliger Stars und auch in der Fanszene scheint Neuer eine Menge Kredit verspielt zu haben.

Die Frage nach dem Zeitpunkt einer Vertragsverlängerung wird zunehmend von Zweifeln übertönt, ob Neuer beim FC Bayern überhaupt noch eine Zukunft haben kann. In einer Umfrage von sport.de haben die User diese Frage bereits überraschend deutlich beantwortet: 77 Prozent der über 3500 Teilnehmer glauben, dass das Kapitel Neuer an der Säbener Straße geschlossen werden sollte.

Das führt zur nächsten Frage: Was könnte die Karriere für einen der unbestritten besten Torhüter aller Zeiten noch bereit halten? 

In seinem Attacke-Interview hatte Neuer bereits betont, noch Spaß an seinem Job zu haben. Nach der Entlassung von Tapalovic habe er sich zwar auch mit Hinblick auf seine Zukunft im Verein Gedanken gemacht, die Verantwortlichen hätten diese allerdings zerstreut. Auch die neue Konkurrenz durch Sommer wiegelte Neuer ab: "Wer besser ist, spielt. [...] Das war schon immer so."

Wie könnte es für Neuer bei einem Abschied vom FC Bayern weitergehen?

Dass Neuer im Zweifelsfall klaglos auf der Bank Platz nehmen würde, ist dennoch ein nur sehr schwer vorstellbares Szenario, dass er in diesem Fall seinen Vertrag verlängert sogar ausgeschlossen. Eine vorzeitige Trennung hingegen könnte für alle Seiten ihren Reiz haben.

Zumal Neuers Vita zwar vor Trophäen nur so strotzt, fußballerische Erfahrungen außerhalb Deutschlands allerdings vermissen lässt. Und gerade diese könnten auf den Routinier auch im fortgeschrittenen Alter noch einen großen Reiz ausüben. 

Denn Neuer dürfte auch für die absolute europäische Elite noch interessant sein: In der englischen Premier League könnten bereits im Sommer 2023 mit dem FC Chelsea und Manchester United zwei der größten Namen zwischen den Pfosten Bedarf haben.

Und auch in der Serie A dürften Größen wie die Mailänder Klubs AC und Inter sowie SSC Napoli die Situation um Neuer zumindest genau verfolgen.

"Manu wird beim FC Bayern bleiben, davon bin ich überzeugt"

Ganz ohne Risiko ist die Situation für Neuer allerdings nicht. Von den genannten Klubs dürften auf kurze Sicht - die bei Neuers Alter wohl zu Grunde gelegt werden muss - nur Manchester und Chelsea Aussichten auf den ganz großen Wurf, den Gewinn der Champions League, haben.

In Manchester hat man aber wohl nur Bedarf, wenn es im gefühlt ewigen Poker mit Stammtorwart David de Gea tatsächlich nicht zu einer Einigung über den Sommer 2023 hinaus kommt. Das sportlich derzeit arg angeschlagene Chelsea läuft hingegen Gefahr, die Teilnahme am europäischen Geschäft völlig zu verpassen.

In diesem Fall würden zumindest die attraktiven Optionen für Neuer rapide schrumpfen. Ein Abschied aus München könnte zum Vabanquespiel werden.

Strebt Neuer nicht nach dem allerobersten Regal, dürften potenzielle Interessenten natürlich Schlange stehen. Die Vorstellung, dass der fünfmalige Welttorhüter den Schritt aus dem absoluten Rampenlicht heraus tritt oder sogar ein gut bezahltes Rentendasein im fußballerischen Niemandsland - Cristiano Ronaldo lässt grüßen - fristet, erscheint derzeit allerdings absurd.

Glaubt man einer Legende, die es wissen muss, wird es so weit allerdings ohnehin nicht kommen: "Manu wird beim FC Bayern bleiben, davon bin ich überzeugt. Jetzt gibt es Schwierigkeiten untereinander, aber Manu wird wieder fit sein und auch wieder bei den Bayern spielen", stellte Torwart-Ikone Sepp Maier im Interview mit "Sport1" unmissverständlich klar.

Marc Affeldt