17.03.2023 15:18 Uhr

DFB-Restart: Flicks fünf Neue im Kurzportrait

Marius Wolf ist neu in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft
Marius Wolf ist neu in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft

Hansi Flick startet seine Vorbereitung auf die Heim-EM 2024 mit einem großen personellen Umbruch. Mit fünf Neulingen und vier Rückkehrern, aber nur noch 15 Teilnehmern der mit dem Gruppen-K.o. enttäuschenden Fußball-WM in Katar beginnt der Bundestrainer mit der deutschen Nationalmannschaft das Länderspieljahr.

Joshua Kimmich wird die deutsche Auswahl als Kapitän ins Länderspiel-Jahr führen. In Abwesenheit von Spielführer Manuel Neuer, der nach seinem Beinbruch an einem Comeback arbeitet, sowie der momentan nicht berücksichtigten Routiniers Thomas Müller und Ilkay Gündogan ist der 28-Jährige vom FC Bayern München für Bundestrainer Hansi Flick der logische Spielführer für die DFB-Auswahl. 

"Er hat die meisten Länderspiele. Er wird die Mannschaft als Kapitän auf das Feld führen", so der Bundestrainer. Beim Jahresauftakt der Nationalmannschaft am 25. März in Mainz gegen Peru kann Kimmich sein 75. Länderspiel bestreiten.

Josha Vagnoman, Marius Wolf, Mergim Berisha, Felix Nmecha und Kevin Schade sind die zum Teil überraschenden Debütanten in dem Aufgebot für die Testpartien der DFB-Auswahl am 25. März in Mainz gegen Peru und drei Tage später in Köln gegen Belgien. "Es ist für uns wichtig, dass wir mit Blick auf die Heim-EM einen guten Kader präsentieren, und dafür brauchen wir Alternativen. Alternativen müssen wir suchen und müssen ihnen Zeit geben zum Fördern", begründete Flick seine Auswahl.

Nach teilweise langen Pausen sind Emre Can, Bernd Leno und Florian Wirtz wieder dabei. Leipzigs Stürmer Timo Werner, der die WM kurzfristig verletzt verpasst hatte, steht ebenso wieder im DFB-Kader.

Flick: "Wir wollen den Kader breit aufstellen"

Prominent besetzt ist die Liste mit Namen, auf die Flick erstmal verzichtet. Thomas Müller, Ilkay Gündogan und natürlich Kapitän Manuel Neuer, der nach seinem Beinbruch an einem Comeback arbeitet, standen als temporäre Streichkandidaten schon fest. Nicht dabei sind zum Auftakt aber auch Leroy Sané, Niklas Süle, Antonio Rüdiger und Lukas Klostermann.


Mehr dazu: Das komplette deutsche Aufgebot zum Durchklicken!


Als dauerhafte Ausbootung sind die Entscheidungen nicht zu verstehen, das machte Flick deutlich. "Alle, die wir weggelassen haben, haben eine enorme Qualität, die tut uns gut. Wir wollen den Kader breit aufstellen, damit wollen wir im März anfangen", begründete der Bundestrainer seine Personalentscheidungen. Mit jedem der Spieler habe er gesprochen. "Natürlich wäre der eine oder andere gerne dabei gewesen", sagte Flick.

Verletzt passen muss zudem das Dortmunder Trio Julian Brandt, Karim Adeyemi und Youssoufa Moukoko. BVB-Kollege Marco Reus, der von Flick auch zur WM nicht mitgenommen wurde, fehlt ebenso.

Seine Test-Strategie will Flick bis zu den weiteren drei Länderspielen im Juni fortsetzen. Danach soll sich ein harter Kern für die Heim-EM im Sommer 2024 herauskristallisiert haben. "Wir wollen eine Mannschaft stellen, die stark ist, die eine Chance hat", sagte Flick zu der Turnierperspektive.


Wir stellen die neuen Gesichter vor:

  • Mergin Berisha (Stürmer, 24, FC Augsburg)

FCA-Coach Enrico Maaßen sieht "wenige bessere Neuner in Deutschland" als den U21-Europameister von 2021, Torwart Rafal Gikiewicz stellte ihn sogar über zwei Weltstars. "Er hat gute Tore geschossen und gegen Upamecano gute Zweikämpfe gewonnen - mehr als Mbappe und Messi", sagte er nach Berishas Doppelpack beim FC Bayern. In vier Spielen gegen den Rekordmeister hat er fünfmal getroffen, sogar dessen Sportchef Hasan Salihamidzic lobte: "Er ist vor der Kiste sehr gut." Den "Adler auf der Brust zu tragen", sagte Berisha, "war immer mein Traum".

  • Felix Nmecha (Mittelfeldspieler, 22, VfL Wolfsburg)

Einen Nmecha in der Nationalmannschaft zu sehen, ist nicht neu - Felix hatte seinen großen Bruder Lukas als Vorbild. Der hat bereits sieben Länderspiele absolviert, tiefe Spuren dabei allerdings noch nicht hinterlassen. Derzeit ist er verletzt. Felix Nmecha hingegen steht erstmals im A-Kader. Der 22-Jährige, geboren in Hamburg, ist ein vielseitiger Offensivspieler, der auch schon seinen ersten Shitstorm hinter sich hat: Er teilte bei Instagram ein transphobes Video eines amerikanischen Rechtspopulisten. Nach heftiger Kritik erklärte er dies mit seinem christlichen Glauben.

  • Kevin Schade (Stürmer, 21, FC Brentford)

Der junge Angreifer gilt als eines der Beispiele dafür, wie überhitzt der Transfermarkt ist. Im Winter wechselte er auf Leihbasis nach Brentford - nach seinen ersten acht Bundesliga-Kurzeinsätzen (ein Tor) für den SC Freiburg. Ein Premier-League-Tor ist ihm in sieben Spielen seitdem noch nicht gelungen. Im Sommer werden 25 Millionen Euro Ablöse fällig. Die DFB-Elf sei "ein Traumziel", sagt Schade, Flick schickte ihm nach seinem Transfer schon eine Motivationsnachricht aufs Handy. In der U21 hat Schade in fünf Spielen vier Mal getroffen.

  • Josha Vagnoman (Rechtsverteidiger, 22, VfB Stuttgart)

Bruno Labbadia musste sich zuletzt mehrfach erklären - denn der VfB-Trainer lässt auf der rechten Abwehrseite lieber den Innenverteidiger Waldemar Anton spielen als Josha Vagnoman, der für diese Position ausgebildet wurde. Denn Vagnoman, kompletter Vorname Josha Mamadou Karaboue, so argumentiert Labbadia, habe "einen großen Teil der Vorbereitung nicht mitmachen können". Allerdings, sagt er, sei der Rechtsverteidiger "im Kommen. Er ist stabil. Das ist gut". Hansi Flick hatte wohl auch seinetwegen angekündigt, er werde mal jemanden dazuholen, der vielleicht im Verein kein Stammspieler sei.

  • Marius Wolf (Rechtsverteidiger, 27, Borussia Dortmund)

Ein sehr, sehr unwahrscheinlicher Held: Noch im Winter wäre eine Nominierung von Marius Wolf für die Nationalmannschaft undenkbar gewesen. Doch dann startete der BVB unwiderstehlich seine große Siegesserie, und Wolf empfahl sich immer wieder als harter Arbeiter, der seine taktischen Aufgaben zuverlässig ausführt, schnell und kampfstark ist - und ab und an gefährlich wird. Da in der DFB-Elf Außenverteidiger verzweifelt gesucht werden, kam sein Aufschwung genau im richtigen Moment. So kann es mit 27 ein spätes Debüt geben.