Matthäus: Gerüchte um Tuchel-Wünsche sind schädlich

Der FC Bayern wird in dieser Saison vermutlich alle drei anvisierten Titel verspielen. Weil diese noch greifbar waren, als Julian Nagelsmann noch das Amt des Cheftrainers innehatte, hat TV-Experte Lothar Matthäus nun gegen Nagelsmanns Nachfolger Thomas Tuchel ausgeteilt.
Als Julian Nagelsmann Ende März dieses Jahres überraschend beim FC Bayern entlassen wurde, wurde das von der Chefetage der Münchner unter anderem mit einem sportlichen Abwärtstrend begründet. Gerade hatten die FCB-Stars in Leverkusen die Tabellenführung verspielt, doch die Meisterschaft war weiter greifbar - genauso wie der DFB-Pokal und die Champions League.
Für Nagelsmann übernahm Thomas Tuchel, der mit dem verunsicherten Team jedoch in beiden Pokal-Wettbewerben ausschied und auch den Liga-Titel vor dem letzten Spieltag nicht mehr in der eigenen Hand hat. Während die meisten Beobachter dem neuen Cheftrainer nur wenig Schuld am Niedergang geben, sieht TV-Experte und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus das ganz anders.
"Natürlich wurden auch schon vor dem Trainerwechsel viele Fehler gemacht, die schließlich zu dieser Situation geführt haben", sagte Matthäus zwar gegenüber "Bild", fügte jedoch unmissverständlich an: "Aber die Mannschaft, die unter Nagelsmann noch auf Triple-Kurs lag, spielt unter Tuchel schlechter."
Tuchel habe die Verunsicherung unter den Bayern-Stars noch vergrößert, so Matthäus' Urteil. Der Grund: "Weil er auf seinen Pressekonferenzen, die mir etwas eigenartig vorkommen, immer davon redet, wie schwierig alles ist und was alles nicht funktioniert, statt sich vor die Mannschaft zu stellen."
Der Kader sei eigentlich "individuell so stark besetzt", dass die Münchner mindestens hätten Meister werden müssen, betonte der 62-Jährige.
FC Bayern: Transfergerüchte sorgen für Verunsicherung
Zu den laut Matthaus merkwürdigen PKs sei auch "die unnötige Diskussion" um Thomas Müller und dessen Zukunft beim FC Bayern gekommen sowie "zu viele Positionswechsel". Auch ein Beispiel hatte Matthäus dafür parat: "Im Vergleich zum 6:0 gegen Schalke am 32. Spieltag spielte eine Woche später beim 1:3 gegen Leipzig Gnabry plötzlich links, Coman rechts und Müller Mittelstürmer, was sicher nicht seine beste Position ist. Wie sollen da Stabilität und Sicherheit entstehen?", fragte der frühere Bayern-Profi.
Weil Tuchel für die kommende Saison aufgrund der verspielten Möglichkeiten schon sehr großen Druck verspüre, fordere er nun neue Spieler, was ebenfalls nicht zuträglich sei. "Dass in der alles entscheidenden Meisterschafts-Phase Namen wie Declan Rice, Adrien Rabiot oder Julian Alvaréz durchgesickert sind, hat zusätzlich zur Verunsicherung der Mannschaft beigetragen", sagte Matthäus.
So viele neue Spieler bräuchten die Münchner zudem gar nicht. Die aktuelle Mannschaft könnte viel mehr leisten, so der 62-Jährige, das sei "auch eine Frage der Führung und Motivation". Ein weiterer Seitenhieb gegen Tuchel.
Der Cheftrainer benötige den angesprochenen Rice gar nicht. "Wenn Kimmich wieder seine Position hält, braucht Bayern keinen neuen Sechser. Er und Goretzka, das hat doch früher bestens funktioniert, bei Bayern und in der Nationalelf. Es ist Trainer-Sache, das wieder hinzubekommen", forderte Matthäus.