02.06.2023 12:09 Uhr

Eberl reagiert auf Bayern-Gerüchte

Max Eberl wird nicht zum FC Bayern wechseln
Max Eberl wird nicht zum FC Bayern wechseln

Max Eberl kann im DFB-Pokal-Finale seinen ersten großen Titel gewinnen. Im Vorfeld sprach der Sport-Geschäftsführer von RB Leipzig im Interview mit dem "Sport-Informations-Dienst" über sein erstes Endspiel, die Bayern-Gerüchte und die Herausforderungen auf dem Transfermarkt.

Am Samstag steigt das Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt. Wie sehr sehnen Sie sich nach Ihrem ersten großen Titel?

Max Eberl: Natürlich ist die Vorfreude extrem groß. Nach dem großartigen Erreichen der Champions League in der Bundesliga freut man sich auf so ein Finale umso mehr. Der zweite Pokalsieg in Folge wäre die Krönung einer sehr spannenden und aufregenden Saison. Für mich ist es das erste Finale, Leipzig als Verein ist ja schon geübt. Den Titel jetzt zu verteidigen, wäre großartig. Wenn ich ein Teil davon sein darf, wäre das natürlich fantastisch.

Bei Eintracht Frankfurt will Trainer Oliver Glasner mit einem Titel abtreten. Wie leid täte es Ihnen, ihm seinen Abschied zu verderben?

Olli hat ja letztes Jahr schon einen großartigen Titel geholt - den Europapokal. Er hat wirklich einen fantastischen Job in Frankfurt gemacht. Ich finde, dass sie die Thematik der Trennung zum Saisonende für sich in einer sehr professionellen Art abgearbeitet haben. Das Mitleid würde sich aber in Grenzen halten, das sieht mir Oliver Glasner hoffentlich nach. Ich arbeite für RB Leipzig - und wir möchten für RB Leipzig den nächsten Titel holen.

Vor diesem großen Finale müssen wir auch über die Bayern sprechen. Sie brauchen einen neuen Sportvorstand. Ihr Name fiel schnell, Oliver Mintzlaff dementierte jüngst in der "Sport Bild". Wie haben Sie die Gerüchte aufgenommen? Inwiefern gab es Kontakt zu den Bayern?

Es ist ein spannendes Thema. Generell werden Gerüchte im Fußball ohne Grundlage von Fakten unfassbar groß aufgeblasen. Dass ich einen Bezug zu Bayern München habe, es ist meine fußballerische Wiege, ist bekannt. Ebenso habe ich eine Verbindung zu der Stadt und auch zu Uli Hoeneß. Schon deshalb wird mein Name schnell mit den Bayern in Verbindung gebracht. Ich bin mittlerweile an den Punkt gekommen, dass ich nur noch mit Fakten arbeite. Fakt ist: Ich habe einen Vertrag in Leipzig. Fakt ist: Es gab kein Treffen mit Bayern München. Dass ich mit Uli Hoeneß immer mal wieder Kontakt habe, ist bekannt. Aber wir haben nie über diese Thematik gesprochen. Fakt ist auch, dass wir gerade sehr intensiv am RB-Kader für die neue Saison bauen.

Sie sind seit sechs Monaten im Amt. Zum Start gab es viele Diskussionen um Ihre Person, es gab die unschönen Vorkommnisse rund um das Gladbach-Spiel und das bittere 0:7 gegen Manchester City, aber auch den Sieg gegen die Bayern und die Champions-League-Qualifikation. Wie haben Sie Ihre ersten RB-Monate empfunden?

Es geht gar nicht um meine Person. Natürlich hat meine Installierung dazu geführt, dass sehr viel mit RB Leipzig passiert ist. Auch, weil Oliver Mintzlaff den Verein im operativen Bereich relativ kurzfristig verlassen hat und in die Konzernspitze von Red Bull aufgestiegen ist. Schon vor meinem Amtsantritt war nach dem ersten Titel die Erwartungshaltung groß, ehe man im September den Trainer wechseln musste. Sportlich haben wir viele Höhen und einige Tiefen erlebt. Zum Beispiel das 0:7 bei City nach einem 1:1 im Hinspiel und die anschließenden Liga-Niederlagen gegen Bochum und Mainz.

Dennoch haben wir eine sehr gute Bundesligasaison und eine herausragende Pokalrunde gespielt und beispielsweise Borussia Dortmund und den SC Freiburg verdient geschlagen. Auch für mich persönlich ist viel passiert. Ich bin zu einem Verein gekommen, der anders arbeitet, als ich es zuvor gewohnt war. Trotz eines selbstverständlichen Eingewöhnungsprozesses bin ich sehr schnell ins Tagesgeschäft eingestiegen. Ich denke, dass mir das bislang gut gelungen ist. Und in der Transferperiode hoffentlich weiter gut gelingen wird.

RB hat den Pokal 2022 gewonnen, kann ihn nun erneut holen. Aber in der Liga reichte es noch nicht, um trotz schwächelnder Bayern richtig im Meisterrennen mitzumischen. Wie wichtig und wie realistisch ist es, dass RB diesen Schritt womöglich schon im kommenden Jahr macht?

Ich bin davon überzeugt, wenn wir den Kader verletzungsfrei durch die Saison bekommen hätten, wäre es in dieser Saison ein Dreikampf und kein Zweikampf gewesen. Unser Anspruch ist es, im besten Fall jedes Jahr in die Champions League zu kommen. Und wir wollen auch da sein, wenn einer von den beiden Konkurrenten oben schwächelt. Das versuchen wir vorzubereiten. Jetzt steht ein Sommer an, in dem uns Spieler verlassen werden und wir den Verein weiter aufbauen wollen. Bayern München ist das Maß aller Dinge - und das werden sie bleiben.

Vor Corona hatte der Fußball in Europa eine unfassbare finanzielle Entwicklung genommen. Jetzt hat sich alles etwas eingependelt. Ich bin davon überzeugt, dass wir nicht mehr Einnahmen generieren werden, beispielsweise im Bereich der TV-Gelder, sondern uns hoffentlich auf einem gewissen Niveau halten. Diese Saison war ein guter Beleg dafür, dass die Bundesliga in allen Facetten sehr spannend ist. Das bedeutet aber, dass die Bayern ihren alten Vorsprung weiter behalten werden. Wir müssen Dinge besser machen, um an sie heranzukommen. Es kann schon sein, dass wir an der einen oder anderen Stelle einsparen müssen und nicht nur ausgeben können. Und trotzdem wollen wir eine schlagkräftige Truppe haben, um auch da zu sein, wenn es die Gelegenheit gibt.

Es hat sich schon lange angedeutet, dass Konrad Laimer und Christopher Nkunku gehen werden. Wie groß ist die Gefahr, dass noch weitere Leistungsträger gehen könnten?

Dani Olmo hat bei uns verlängert, was ein großartiges Signal an andere Spieler ist. Die nächsten drei Monate werde ich mit vielen Fragen konfrontiert sein. Was passiert mit Spieler A, was passiert mit Spieler B? Wir haben mit allen Spielern einen Vertrag, auch mit Dominik Szoboszlai und Josko Gvardiol. Aber wir sind der Überzeugung, dass die Jungs hier ein großartiges Umfeld und tolle Möglichkeiten haben.

Natürlich werden andere Vereine auf unsere Spieler aufmerksam, wenn wir gut spielen. Aber die Reihe an Vereinen, die für diese Spieler der nächste Schritt wäre, ist kleiner als zum Beispiel bei meinem vorigen Arbeitgeber. Dementsprechend bin ich da sehr positiv. Und was mit Laimer und Nkunku passiert, werden wir verkünden, wenn es zu verkünden ist.

Szoboszlai hat mit einem Interview mit einer ungarischen Zeitung, in dem er über einen möglichen Wechsel spricht, für Aufsehen gesorgt. Jenes Gespräch soll nicht mit dem Verein abgesprochen gewesen sein und auf dem Vereinsgelände stattgefunden haben.

Grundsätzlich kann jeder sagen, was er möchte. Doch bei unseren Spielern ist eigentlich der normale Ablauf, dass man Interviews mit der Presseabteilung abspricht. Wenn dann ein Journalist ohne Abstimmung für ein Interview ins Innerste eines Lizenzgebäudes gebeten wird, haben wir damit unsere Probleme. Das ist nicht in Ordnung. Das haben wir Dominik und seinem Management auch so mitgeteilt.

Kommen wir zu Trainer Marco Rose. Sein Vertrag läuft bis 2024, beide Seiten klangen zuletzt an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert. Wie schnell ist mit einer Einigung zu rechnen?

Wir sind da entspannt. Marco kenne ich schon länger, habe lange gekämpft, um ihn damals nach Mönchengladbach zu holen, bevor wir uns in Leipzig wiedergetroffen haben. Er ist hier verwurzelt. Und ich bin davon überzeugt, dass er der ideale Fit ist. Wir haben beide sehr früh kommuniziert, dass wir den Vertrag gerne verlängern wollen würden. Auch als die Champions-League-Qualifikation noch nicht feststand. Marco und ich werden in der Sommerpause Gespräche mit Spielern führen, um den Kader zu bauen. Und natürlich werden wir dann auch noch mal über den Vertrag des Cheftrainers sprechen. Ich bin da optimistisch.